Heimat bleibt nur dann Heimat, wenn man teilt
Der Linzer Diözesanbischofs Manfred Scheuer hat Europa angesichts der Flüchtlingssituation vor der Abschottung gewarnt. Ein Kontinent könne in Zeiten der Globalisierung auf Dauer nicht gut leben, "wenn er sich von den anderen abschottet, wenn er nicht die Lebensmöglichkeiten, die Ressourcen, die Güter, die Begabungen teilt, nicht die anderen daran Anteil nehmen lässt", sagte der Bischof am 25. September im Linzer Dom beim "Sonntag der Völker". Österreichweit stand der Tag unter dem Motto "Heimat teilen - Barmherzigkeit leben".
Heimat werde nur solange Heimat bleiben "wie wir bereit sind zu teilen: Begabungen, materielle Güter, Zeit, Lebensraum und Wissen etwa", so Scheuer. Gebot der Stunde sei das Teilen auch angesichts der ungerechten Verteilung, die nun durch Flucht und Migration noch deutlicher zum Vorschein komme als sonst. Notwendig sei dabei Hilfe vor Ort und Stelle - besonders in den Herkunftsländern der Flüchtlinge - und Einsatz gegen den Krieg. Migranten gelte es als Geschwister und als Personen zu betrachten, wobei die Kirche "an der Seite all jener, die sich darum bemühen, das Recht eines jeden Menschen auf ein leben in Würde zu schützen", betonte der Bischof.
Neue, in keinster Weise integrierte Ausländer an den Grenzen und vor den Türen seien "von Gott gesandte Aufgaben", formulierte der Kärntner Caritas-Direktor Josef Marketz beim Klagenfurter "Sonntag der Völker"-Gottesdienst. Früher habe es sich dabei um Menschen aus Bosnien gehandelt, "dann aus Syrien, der nächste werde wohl aus einem afrikanischen Land kommen", so Marketz. Das Teilen des Reichtums sei eine große Herausforderung, doch zeige sich erst darin die christliche Nächstenliebe, die man auch mit "Solidarität" übersetzen könne. Auch Politik und Medien müssten dazu ihren Beitrag leisten.
500.000 fremdsprachige Katholiken
Österreichweit wird der "Sonntag der Völker" von der Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge getragen, die im Verbund mit mehreren diözesanen Einrichtungen auch die Seelsorge in den vielen anderssprachigen katholischen Gemeinden organisiert.
Rund 500.000 Katholiken mit Migrationshintergrund leben in Österreich; die katholische Kirche bietet für sie Seelsorge in rund 30 Sprachen an, mit insgesamt rund 80 Priestern und vielen weiteren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Etwa zwei Drittel dieser Gläubigen, von denen viele inzwischen bereits österreichische Staatsbürger sind, leben in Wien und Umgebung, ein Drittel teilt sich auf die anderen Bundesländer auf. Im Durchschnitt stammen zwei von drei Katholiken mit Migrationshintergrund aus europäischen Ländern.
Quelle: kathpress