"Gott ist Liebe und Empathie"
"Gott ist aus der Sicht des Christentums das, was die Welt im Innersten zusammenhält. Das sind Liebe und Empathie." Das betonte der Feldkircher Bischof Benno Elbs am Donnerstagnachmittag beim Magna-Impulsforum 2016 zum Thema "Nur noch ein Gott kann uns retten", das dem diesjährigen Philosophicum Lech unmittelbar vorgelagert war. Im Blick auf das Verhältnis von Gewalt und Religion unterstrich Elbs die Bedeutung des Friedenstreffens in Assisi (20.9.2016): "Zum Dialog der Religionen gibt es keine Alternative" so der Bischof, der sich auch gegen kritische Stimmen wehrte, die derartige interreligiöse Treffen als "Naivitätsolympiaden" bezeichneten. "Wenn es eine Olympiade der Naivität ist, sich um den Frieden zu bemühen und dafür zu beten, dann möchte ich dort eine Medaille gewinnen."
In der Diskussion über das bekannte Zitat des Philosophen Martin Heidegger "Nur noch ein Gott kann uns retten" erklärte der evangelische Pastor und Publizist Werner Tiki Küstenmacher: "Nur noch ein menschgewordener Gott kann uns retten." Mit Verweis auf sein 2010 mit seiner Frau Marion verfasstes Buch "Gott 9.0: Wohin unsere Gesellschaft spirituell wachsen wird" sagte Küstenmacher, es sei zu klären, "von welcher Version" Gottes man spreche. Sein Buch wolle zeigen, "dass der Glaube Entwicklungspotenzial hat".
Darauf angesprochen, dass die katholische Kirche möglicherweise bei einer älteren Gottesversion verharre, meinte Elbs humorvoll: "Wir haben mehrere Versionen am Laufen." Der Vorarlberger Bischof erinnerte an die interreligiösen Treffen in der Assisi-Tradition und deren Bemühungen um den Weltfrieden. Die Linie von Papst Franziskus richte sich nach dem Vorbild des "menschgewordenen Gottes", das sich vor allem in der Hingabe an die Schwachen zeige, in der Zuwendung zu jenen Menschen, die am Rand stehen: "Gott ist dort, wo der Mensch mit seinen Fragen ist." Elbs nahm Bezug auf den britischen Physiker Stephen Hawking, der kein gläubiger Mensch sei, aber die Wichtigkeit der Empathie betont habe. Ohne Empathie gebe es keine Zukunft.
Gewalt und Religion
In der von Michael Fleischhacker geleiteten Diskussion, an der auch Danielle Spera, die Direktorin des Jüdischen Museums in Wien, die Publizistin Necla Kelek, die sich als "geborene Türkin und gelernte Deutsche" vorstellte, und der deutsche Journalist Patrick Bahners teilnahmen, wurden auch die Schattenseiten von Religionen angesprochen. Sie könnten, so Fleischhacker, auch "Anknüpfungspunkte für Intoleranz und Gewalt" sein, wenn es dagegen nicht "Sicherheitsvorkehrungen" gebe.
Das Christentum habe gegen diese Gefährdungen Mittel, erklärte dazu Bischof Elbs und sagte: "Religion und Vernunft gehören zusammen. Auch die Trennung von Kirche und Staat ist ein notwendiges Thema."
Elbs warnte unter Berufung auf Aussagen von Papst Franziskus, heutige Kriege und Auseinandersetzungen immer gleich mit Religionskriegen gleichzusetzen. Es gebe dafür auch andere Ursachen, etwa den Klimawandel oder die Interessen von Waffenhändlern, die von solchen gewaltsam ausgetragenen Konflikten profitierten. Man müsse ganz genau hinschauen: "Ist das die Religion oder ist es, wenn man es ganz brutal sagt, eine Pervertierung der Religion? Ich glaube, Religion kann letztendlich nur in die Liebe, in das Zueinander, in die Empathie führen, alles andere ist natürlich ein Missbrauch."
Grundsätzlich war sich das Podium einig, dass sich Religionen auch kritisch hinterfragen lassen müssen. Für Necla Kelek ist das beim Islam zu wenig der Fall. Es gebe 200 Stellen im Koran, die zu Gewalt aufrufen, das werde im Westen kaum thematisiert und in der muslimischen Welt dürfe darüber nicht diskutiert werden.
Die Diskussion eskalierte beim Thema Burkini-Tragen an französischen Stränden, das für Kelek eine Provokation darstellt, aus Sicht von Bahners aber toleriert werden müsse.
"Was ist der höchste Wert?" wollte am Ende der Diskussion ein Teilnehmer im Publikum wissen. Bischof Benno Elbs gab spontan die Antwort: "Lieben und geliebt werden."
Quelle: kathpress