Staatssekretärin Duzdar bricht Lanze für Religionsunterricht
Die auch für die Religionsgemeinschaften in Österreich zuständige Staatssekretärin Muna Duzdar findet es "grundsätzlich gut, dass wir konfessionellen Religionsunterricht im öffentlichen Schulsystem haben". Denn in anderen Ländern führe es zu Problemen, wenn Glaubensunterweisung in "Hinterzimmern" durchgeführt wird, sagte die Tochter eines palästinensisch-muslimischen Elternhauses und vormalige Rechtsanwältin in einem Interview mit der Kooperationsredaktion österreichischer Kirchenzeitungen.
Zum Thema Ethikunterricht für jene, die nicht am schulischen Religionsunterricht teilnehmen, merkte Duzdar an, dass diese Frage zwar das Bildungsministerium betrifft, sie könne einem solchen Ethikunterricht "aber grundsätzlich viel Positives abgewinnen". Sie sei "für jede Diskussion offen", so die SPÖ-Politikerin.
Seit ihrem Amtsantritt im Mai habe sie mehrere Treffen mit Religionsvertretern gehabt. "Ich hatte ein gutes Gespräch mit Kardinal Schönborn", berichtete Duzdar. "Persönlich bin ich auch begeistert von vielem, was Papst Franziskus zu sozialen Belangen oder zum Thema Barmherzigkeit sagt."
Der Staat brauche ein partnerschaftliches Verhältnis mit den Religionsgemeinschaften, betonte das 38-jährige Regierungsmitglied. "Wenn wir neuen Entwicklungen gegenüberstehen, sind sie wichtige Bündnispartner." Als Beispiel nannte Duzdar die positive Rolle kirchliche Organisationen bei der Unterstützung von Flüchtlingen. Religionsgemeinschaften könnten viel zum sozialen Zusammenhalt in Österreich beitragen. Dieser solle "keine Floskel bleiben", so die Staatssekretärin für Diversität, Öffentlichen Dienst und Digitalisierung.
Rechtsstaat und Menschenrechte als "Fundament"
Zur aktuellen Burka-Debatte sagte Duzdar, sie sei gegen eine Vollverschleierung, fügte aber hinzu: "Gesellschaftlichen Fortschritt kann man nicht mit Verboten erzielen." In einer demokratischen Gesellschaft müsse der Ansatz eine "Kultur des Redens und der Aufklärungsarbeit" sein. Deshalb sei ihr die Frauenförderung in der Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern sehr wichtig. Wer sich in Österreich ansiedelt, müsse Demokratie, Rechtsstaat und die Menschenrechte als "das Fundament unseres Staates und Ergebnis des zivilisatorischen Fortschritts" akzeptieren. "Auf dieser Grundlage müssen wir uns bewegen."
Von "bestimmten politischen Gruppen" werde beim Thema Integration die Stimmung aufgeschaukelt. Demgegenüber Duzdar: "Wir brauchen aber eine Politik des Miteinanders, nicht des Gegeneinanders." Das bedeute nicht, dass es keine kulturellen Unterschiede gibt. Aber solange sich Vielfalt in den rechtsstaatlichen und demokratischen Rahmenbedingungen abspiele, "ist das kein Problem".
Feld nicht den Populisten überlassen
Wenn die "Verbuntung" der Gesellschaft Angst mache, gelte es diese ernst zu nehmen und im Dialog abzubauen, so die Politikerin. Kulturelle Vielfalt habe es schon im Vielvölkerstaat der Habsburgermonarchie gegeben. Nach einer Phase mit einer überwiegend homogenen Bevölkerung in Österreich habe sich die Gesellschaft gewandelt. "Wir brauchen eine offene Diskussion darüber: Was passiert, wenn sich die Bevölkerungsstruktur einer Ortschaft oder eines Gemeindebaus verändert?", regte Duzdar an. "Wenn die vernünftigen Kräfte das nicht ansprechen, dann werden sich das die Populisten zunutze machen."
Mehr Augenmerk müsse auf die hinter vielen Zukunftsängsten liegende soziale Frage gelegt werden, die von der derzeitigen Diskussion über Migration überdeckt werde, meinte Duzdar. Rund die Hälfte der Bevölkerung sei der Meinung, "dass ihre Kinder nicht mehr das Auslangen mit dem Einkommen haben werden".
Quelle: kathpress