Migration ist "Heimsuchung Gottes"
Die katholischen Orden sehen die aktuelle Migration als einen Wink Gottes: "Was hat Gott vor, dass er die Ordensgemeinschaften in Österreich gerade mit diesen Themen heimsucht?", fragte der Wiener Theologe Martin Jäggle am Mittwoch im Wiener Kardinal-König-Haus, wo sich die Oberen der Männer- und Frauenorden sowie der Säkularinstitute aus den Diözesen Wien und Eisenstadt zur Herbstkonferenz versammelt hatten. Thema des Treffens war "Migration und Pluralität - ein Kairos für die Ordensgemeinschaften in Österreich".
Die Orden hätten die Fragen rund um Migration und Pluralität in Österreich bislang "mit viel Mut und Engagement" angegangen, lobte der emeritierte Universitätsprofessor. Gerade in den letzten beiden Jahren hätten sie sich diesem Thema durch öffentliche Stellungnahme und ganz konkrete Hilfe und Offenheit vor Ort "in christlicher Verantwortung gestellt".
Dass sich die Orden dieser "Heimsuchung Gottes" stellen würden, verdeutlichte auch Pater Lorenz Voith, der Vorsitzende der Ordenskonferenz Wien-Eisenstadt und Bischofsvikar für Orden in der Diözese Eisenstadt: Viele Gemeinschaften hätten neben den Diözesen und Pfarren Wohnraum für hunderte Menschen geschaffen und würden Integration durch Schulprojekte oder andere Formen von Begleitung fördern. Sie selbst würden dadurch verändert: "Es verleiht uns selbst ein neues Gesicht und kann uns im eigenen Charisma bestärken. Wir können und wollen nicht wegschauen", so Voith.
Kritik äußerte Voith daran, dass Ordensleute, Priester und Schwestern aus Nicht-EU-Ländern schon seit Jahren jedes Jahr neu um ein Visum bei den österreichischen Behörden ansuchen müssten und somit hohe Kosten und zusätzliche bürokratische Hürden hätten. Davon betroffen seien auch die schon lange im Sozial- und Pastoralbereich tätigen Ordensleute. "Wie kann es sein, dass Künstler, Freischaffende oder Geschäftsleute - die länger in Österreich arbeiten wollen - ohne Probleme für längere Zeiträume ein Visum erhalten, aber Ordensschwestern- und Brüder in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Schulen, oder Patres, die als Pfarrer katholische Gemeinden leiten, hier jedes Jahr neu um ein Visum 'anstellen' müssen?", so Voith.
Die bis 2008 gültigen Vorschriften, die Ordensleuten Visa auch über mehrere Jahre ermöglichten, sollten wieder eingeführt werden, appellierte die Ordenskonferenz; auch in Deutschland werde dies so gehandhabt. Wichtig wäre dies, da viele der Patres und Schwestern aus Nicht-EU-Ländern - betroffen seien bloß "einige Hundert" - über Jahrzehnte in Österreich bleiben und in ihren Aufgabengebieten "nicht mehr wegzudenken" sind.
An der diesjährigen Herbstversammlung der Regionalkonferenz der Frauenorden Wien-Eisenstadt, der Superiorenkonferenz Wien-Eisenstadt und der Arbeitsgemeinschaft der Säkularinstitute nahmen über 60 Obere und Oberinnen verschiedener Gemeinschaften teil. In den beiden Diözesen Wien und Eisenstadt arbeiten und wirken knapp 900 Ordensmänner und 1.300 Ordensfrauen und über 110 verschiedenen Orden und Kongregationen. Dazu kommen noch rund 50 Mitglieder in Säkularinstituten.
Quelle: kathpress