4000 kirchliche EZA-Projekte mit 102 Millionen Euro für Arme
Im Jahr 2015 wurden 3.985 kirchliche Hilfsprojekte im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit (EZA) in insgesamt 136 Ländern mit einem Gesamtvolumen von 102 Millionen Euro gefördert. Das geht aus dem Jahresbericht der Koordinierungsstelle (KOO) der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission hervor, der am Mittwoch der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Der für die KOO zuständige Bischof Werner Freistetter würdigte das Ergebnis als ein "großartiges Zeichen internationaler Solidarität der katholischen Hilfseinrichtungen" und lobte das Engagement der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter sowie aller Spenderinnen und Spender.
Die katholischen Hilfswerke zeigen nach den Worten des seit März 2016 als KOO-Vorsitzender tätigen Militärbischofs, "dass eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit möglich ist, denn sie können bei ihrer Arbeit auf die lokalen kirchlichen Strukturen zurückgreifen und so Hilfe leisten, die direkt bei den Menschen ankommt und im Leben der Menschen spürbar wird". Dabei gehe es vor allem um die Beseitigung konkreter Not, um den Einsatz für soziale Gerechtigkeit und um die Verkündigung des Evangeliums, erklärte Freistetter.
Die KOO ist eine Facheinrichtung der Österreichischen Bischofskonferenz, der 28 Mitgliedsorganisationen sowie von mehr als 50 Missionsorden, die das entwicklungspolitische und missionarische Engagement der katholischen Kirche in Österreich fördert, koordiniert und kontrolliert. Die bekanntesten Mitglieder sind die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, die in der EZA engagierte Katholische Frauenbewegung und die Katholische Männerbewegung, Missio (Päpstliche Missionswerke in Österreich), "HORIZONT3000" und die Missions-Verkehrs-Arbeitsgemeinschaft (MIVA).
Gute Verankerung vor Ort
Diese und weitere KOO-Organisationen leisten effektive und effiziente Hilfe bis in die abgelegensten Gebiete. Besondere Pluspunkte sind dabei die gute Verankerung und Verwurzelung in der Gesellschaft vor Ort durch Partner mit Langzeitpräsenz - z.B. Orden - in vielen Ländern und ein ganzheitliches Verständnis von Entwicklung, das über das Materielle hinaus die spirituelle Ebene mit einschließt und die betroffenen Menschen zu Akteuren ihrer eigenen Entwicklung macht. Als "Qualitätsmerkmal" nannte die KOO in ihrer Aussendung auch die von ihren Mitglieder bevorzugte Bildungsarbeit: Globales Lernen und Anwaltschaft erfolgten auf Basis konkreter Erfahrungen aus der Projektzusammenarbeit. Schließlich könne man durch die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter Leistungen im Fundraising, in der Projektbegleitung, in der Verwaltung u.a. besonders kosteneffizient erbringen.
KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl forderte vor diesem Hintergrund eine stärkere Anerkennung durch die öffentliche Hand. "Es braucht eine deutliche Steigerung der öffentlichen Mittel und eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für NGOs und insbesondere für kirchliche Organisationen." Würden die öffentliche Mittel durch kirchliche Eigenmittel ergänzt und somit in ihrer Wirkung verstärkt, könnten "kirchliche Organisationen die Welt menschlicher und friedlicher" machen - durch ihre mutige und engagierte Entwicklungspolitik für sozial verträgliches Wirtschaften sowie gegen Gewalt, Ausbeutung und Ungerechtigkeit, wie Hödl erklärte.
EZA im Budget 2017 verankern
Drei Prozent der öffentlichen EZA-Ausgaben sollten für die entwicklungspolitische Inlandsarbeit aufgewendet werden, regte Hödl an. Die Bundesregierung solle die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe "adäquat zu den aktuellen Herausforderungen aufwerten" und im Budget 2017 konkret verankern. Für die ADA (Austria Development Agency) sollen laut KOO 150 Millionen und für den Katastrophenfonds 20 Millionen Euro bereitgestellt werden.
2015 war die KOO bei allen drei großen UN-Gipfeltreffen - in Addis Abeba, New York und in Paris - engagiert und setzte sich jeweils für eine umfassende und ganzheitliche Entwicklungspolitik ein. Die Forderung an die österreichische Regierung, einen Umsetzungsplan für die Agenda 2030 zu erarbeiten, ist nach wie vor aufrecht. Dazu gehört nach den Worten Hödls die Bereitstellung von ausreichenden Mitteln für Entwicklungshilfe, Beratung und Technologietransfer ebenso wie die Berücksichtigung dessen, wie sich diverse Politikfelder auf die internationale Entwicklung auswirken. Die KOO poche hier zumindest auf einen "Do no harm"-Ansatz z.B. bei Handels- und Investitionsabkommen, Maßnahmen gegen Nahrungsmittelspekulation oder Steuerflucht. (Informationen: www.koo.at)
Quelle: kathpress