Hohe Erwartungen an UN-Gipfel
Hohe Erwartungen hat Caritas-Präsident Michael Landau an den Flüchtlings- und Migrationsgipfel, den die Vereinten Nationen am Montag, 19. September, in New York veranstalten. Lösungsansätze für ein gemeinsames und koordiniertes Vorgehen bei den heutigen und künftigen Migrations- und Flüchtlingsbewegungen könnten präsentiert und in die Wege geleitet werden, denn "die jüngsten Monate haben gezeigt, dass kein Land der Welt die Aufgaben alleine schaffen kann", so Landau gegenüber "Kathpress" im Vorfeld des Gipfels. Wichtig sei es, die internationale Diskussion über Migration in Gang zu setzen.
Nie zuvor sei auf derart hoher Ebene über die Themen Flucht und Migration beraten worden, verwies Landau auf die 150 Staats- und Regierungschefs, die in New York erwartet werden. Bei der Auftaktveranstaltung sprechen neben Generalsekretär Ban-Ki-Moon und Weltbank-Präsident Jim Yong Kim auch Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi, Menschenrechtskommissar Zeit Ra'ad Al Hussein, der Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration, Peter Sutherland sowie Vertreter internationaler Flüchtlings- und Freiwilligenorganisationen.
Das Finden von Lösungen im weltweiten Kontext bezeichnete der Caritas-Präsident als ein "Muss": Migration sei "ein Stück Wirklichkeit der Menschheit von Anfang an", und es sei "Chance und zugleich Auftrag des 21. Jahrhunderts", sie zu gestalten. Komme die Welt in der Diskussion über Migration und Flucht zum gemeinsamen Punkt, "dass die Aufgabe bewältigbar ist, dann wäre schon viel gewonnen", so Landau. Fest stehe weiterhin, dass nicht jeder, der Asyl beanträgt, dieses auch erhalten werde, "doch jeder hat Recht auf ein faires Verfahren".
Wünschenswert sei auch die gemeinsame Erkenntnis, "dass alle profitieren können von einer Gestaltung der Migration - die Migranten, die Länder aus denen sie kommen und die Länder, die sie aufnehmen". Leben in Frieden ermögliche nur jener Planet, der den Mensch als Maßeinheit nehme und allen Menschen Chancen biete, "und wir haben nur diesen Planeten", so der Caritas-Chef. Österreich und Europa werde dafür ein Stück weit teilen müssen. Landau: "Es liegt auch an uns, diese Welt ein Stück schöner und zukunftstauglicher zurückzulassen. Wir können etwas ändern und sollten es auch."
Globale Nachhaltigkeitsziele
Caritas Auslandshilfechef Christoph Schweifer forderte gegenüber "Kathpress" "gemeinsamen Kraftanstrengung", mit der an die Wurzeln der Fluchtursachen - Konflikte und wirtschaftliche Perspektivenlosigkeit - herangegangen werden sollte.
"Menschen fliehen vor Terror und Bomben. Andererseits geht es um soziale Gerechtigkeit", so Schweifer wörtlich. 800 Millionen Menschen würden weltweit nach wie vor an Hunger leiden.
Schweifer erinnerte an die im vergangenen Herbst im Rahmen der UN-Generalversammlung verabschiedeten globalen Nachhaltigkeitsziele ("Sustainable Development Goals"/SDGs), mit denen bis 2030 Hunger und Armut weltweit überwunden werden sollen. Insgesamt umfasst diese Agenda siebzehn Entwicklungsziele, die über die bisherige Entwicklungspolitik hinausgehen und Leitlinien für nachhaltige Entwicklung auf wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Ebene bilden. An erster Stelle steht weiterhin die Überwindung von Armut und Hunger. Ebenso bleiben Gesundheit, Bildung und der Schutz von Lebensgrundlagen auf der Agenda. Allerdings kommen auch gesellschaftspolitische Ziele wie Gleichheit der Geschlechter, eine gerechte Steuerpolitik, die Verringerung der Ungleichheit zwischen Staaten oder der Zugang zu Rechtshilfe und inklusive Institutionen hinzu.
Papst Franziskus hatte die Entwicklung der "Sustainable Development Goals" ausdrücklich unterstützt und eine zügige Umsetzung angemahnt. Die Ziele sind allerdings nur zu erreichen, wenn die dafür notwendigen Gelder zur Verfügung gestellt werden. Die Vereinten Nationen gehen von einem Jahresbedarf von mindestens drei Billionen US-Dollar aus.
Diese "Sustainable Development Goals" müssten den Staaten als "Masterplan für eine gerechtere Welt", forderte Schweifer. Er hoffe sehr, "dass auf der Konferenz kommende Woche in New York dafür die Weichen gestellt werden".
Quelle: kathpress