Kirchenpädagogen experimentieren mit neuer Vermittlung
Touristen und andere kulturell interessierte Besucher wissen immer weniger von Kirchen und Klöster, etwa darüber, wie Bilder, Symbole und typische Stile der jeweiligen Epochen von Sakralräumen oder auch das spezielle Charisma eines Ordens zu verstehen sind. Abhilfe schaffen hier Kirchenpädagogen, die sich der Vermittlung der Kunst, Geschichte und theologischen Zusammenhänge der Kirchenbauten widmen. Die Vertreter des jungen Berufszweiges kommen ab Donnerstag in Salzburg zusammen: Die Mozartstadt ist Schauplatz der dreitägigen Jahrestagung des deutschen Bundesverbandes Kirchenpädagogik, dem auch Österreicher angehören.
Bestimmendes Thema der Versammlung ist die "gemeinschaftliche Kirchenerkundung", geht aus einer Mitteilung der Ordensgemeinschaften vom Montag hervor. Anhand der zahlreichen Salzburger Kirchen soll hier viel experimentiert und Neues erprobt werden: So kann in den Workshops der Tagung etwa die Dreifaltigkeitskirche tanzend erlebt oder die Akustik der Universitätskirche mit der eigenen Stimme ausgelotet werden. Flucht und Vertreibung in Geschichte und Gegenwart sind in der evangelischen Christuskirche Thema, alte Bücher und Archivalien in St. Peter. Die Kirche am Nonnberg soll versuchsweise bewusst als Paar erlebt werden - "egal, ob frisch vermählt, 40 Jahre verheiratet oder nur für diesen Workshop zusammengefunden", heißt es in der Ankündigung.
120 Teilnehmer werden zu der Veranstaltung im Bildungshaus St. Virgil erwartet. Die Durchführung findet gemeinsam mit der von der Ordensfrau Ruth Pucher geleiteten Initiative "WienORDENtlich" und dem Referat für die Kulturgüter der Orden Österreichs unter Helga Penz statt. Programmpunkte sind auch ein Vortrag der evangelischen Ordensfrau Nicole Grochowina von der Christusbruderschaft Selbitz, die über den Wert von Gemeinschaft im Christentum, Neuanfänge von Gemeinschaftsleben in der evangelischen Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg sowie Martin Luthers Sicht von Ordensleben und Familie sprechen wird.
Der deutsche Bundesverband Kirchenpädagogik fördert seit dem Jahr 2000 kirchenpädagogisches Arbeiten in Theorie und Praxis, wobei statt klassischen Kirchenführungen nun "Kirchenerkundungen unter Einsatz aller Sinne" fokussiert werden. Er ist in allen deutschen Bundesländern vertreten, hat 72 institutionelle und rund 200 persönliche Mitglieder, von denen vier Fünftel evangelisch und ein Fünftel katholisch sind. Mittlerweile gibt es auch eine zertifizierte Ausbildung in Kirchenpädagogik.
Quelle: kathpress