"Kirche muss in sozialen Netzwerken aktiver werden"
Auf ungehobene Potenziale der Kirche im Bereich ihres medialen Engagements hat der Frankfurter Theologe und Medien-Experte Joachim Valentin hingewiesen. Die Kirche müsse "in sozialen Netzwerken aktiver werden und dort jene Werte verteidigen, die derzeit so leichtfertig infrage gestellt werden", sagte Valentin im Interview in der aktuellen Zeitschrift "miteinander" des Canisiuswerkes (September-Ausgabe). Gerade angesichts einer stark polarisierten Öffentlichkeit, die von radikalen Gruppierungen und Spin-Doktoren gleichermaßen beherrscht werde, sei es geboten, dass "die vernünftigen, gemäßigten Kräfte zusammenstehen, um eine weitere Aushöhlung der demokratischen Grundlagen unseres Gemeinwesens abzuwehren", so der Leiter der katholischen Akademie "Haus am Dom" in Frankfurt am Main.
Social Media eigne sich in dieser Situation in besonderem Maße, da Plattformen wie etwa Facebook immer mehr zu Lebensbegleitern würden, aus denen man am schnellsten von Dramen, Tragödien und aktuellen Entwicklungen aller Art erfahre. "Hier ist eine Community entstanden, die eine ganz eigene Dimension des gesellschaftspolitischen Austauschs - auch des Austauschs über religiöse Fragen - darstellt". Kulturpessimismus sei daher nicht angebracht, ist Valentin überzeugt, der selbst via Facebook mit über 1.500 Personen Kontakt pflegt: "Facebook hat das Zeug, ein echtes demokratisches Medium zu sein, insofern, als es Umschlagplatz für Meinungen und Nachrichten ist".
Kirche müsse diese neue mediale Lebenswelt aktiver nutzen, "da dies eine der zentralen Arenen der Meinungsbildung und damit des Politischen heute darstellt". Derzeit werde dieses Potenzial von den Kirchen noch zu wenig gesehen - ein Fehler, so Valentin, überlasse man damit doch etwa rechten politischen Kräften oder auch radikalen Islamisten das Feld. Das Medium sei "immer nur so demokratisch, wie die Menschen (...), die es nutzen", daher sei es an der Zeit, dass Kirche "ebenso wie gebildete Menschen" sich aktiver einbringen, zeigte sich der Theologe überzeugt. (Infos: www.miteinander.at)
Quelle: kathpress