Katholische Arbeitnehmer warnen vor Neid-Debatte
Die aktuelle Diskussion über Ein-Euro-Jobs und die Situation von Flüchtlingen und Migranten am Arbeitsmarkt schlägt inzwischen auch auf das Betriebsklima in zahlreichen mittelständischen Betrieben durch: So berichteten Betriebsräte verschiedener Firmen aus Ost-Österreich bei der am 24. August in Gaming/Niederösterreich zu Ende gegangenen Sommerakademie der Katholischen ArbeitnehmerInnen-Bewegung (KAB) von einer in ihren jeweiligen Belegschaften aufkeimenden Neid-Debatte. Es gebe eine wachsende Angst einheimischer Angestellter und Arbeiter vor Verdrängung und Arbeitsplatzverlust, heißt es laut einem Bericht der Diözese St. Pölten von der KAB-Tagung.
Die Angst betreffe indes vor allem jene Bereiche der niederer qualifizierten Arbeiter - bei höher qualifizierten Tätigkeiten, die auch mit einer höheren internationalen Vernetzung einhergehen, gebe es seltener Probleme, so etwa ein Betriebsrat eines internationalen Unternehmens mit Sitz in Niederösterreich. Andere Teilnehmer berichteten, dass tagespolitische Diskussionen wie jene über Flüchtlinge, Terrorismus oder den Islam zunehmend auch Eingang in die Gespräche der Belegschaften fänden. Dies führe zum Teil zu aufgeheizter Stimmung und Unbehagen, etwa wenn ausländische Beschäftigte bereit wären, auch gegen schlechtere Entlohnung zu arbeiten. Eine Möglichkeit, einer zunehmenden Spaltung in den Belegschaften entgegenzutreten, sei die Pflege einer direkten Kommunikation untereinander, aber auch die Pflege gemeinschaftsfördernder Aktivitäten wie etwa gemeinsamer Sport.
Auf das gemeinsames Anliegen von Kirche und Gewerkschaften verwies KAB-Diözesansekretär Erwin Burghofer: Kirche wie Gewerkschaften seien beide erfolgreich im Blick auf gelebte Solidarität, es werde jedoch zusehends schwieriger, die für Fragen der Gerechtigkeit relevanten Strukturen zu verändern. Kirche und Gewerkschaften verfügten weiterhin über ein großes Netz an Ehrenamtlichen - dieses sei um so wichtiger, als der Einsatz für den Nächsten und die gelebte Solidarität gesamtgesellschaftlich weiter zurückgehe, so Burghofer.
Die KAB veranstaltete die Sommerakademie gemeinsam mit der Betriebsseelsorge, der Arbeiterkammer NÖ und dem ÖGB Niederösterreich von 22. bis 24. August. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus dem kirchlichen Bereich, aus der Gewerkschaft sowie aus der Politik. Am Programm stand außerdem ein Betriebsbesuch der Firma Welser in Gresten.
Quelle: kathpress