Lebensrettende Operationen für irakisches Kind in Wien
Für den zwölfjährigen schwer kranken George Mansoor hat es im Irak keine Chance auf Heilung gegeben. Nun konnte er auf Initiative von Kardinal Christoph Schönborn nach Österreich kommen, wo zwei Operationen sein Leben retten sollen. Am Sonntag lud der Wiener Erzbischof den Halbwaisen gemeinsam mit seiner Mutter, den behandelnden Wiener Ärzten sowie österreichischen Unterstützern der Hilfsaktion ins Wiener Erzbischöfliche Palais ein.
George musste mit seiner Familie im Sommer 2014 vor dem IS fliehen, wie auch alle anderen christlichen Familien in der Ninive-Ebene. Sein Vater wurde erschossen. Die Mutter rettete sich mit dem einzigen Sohn in ein Flüchtlingslager in die nordirakische Stadt Erbil. Dort lernte Kardinal Schönborn den schwerkranken Buben während eines Besuchs im heurigen März kennen.
"Das sind Situationen wo nicht die Frage ist, wie vielen Menschen kann ich noch helfen, sondern: Hier und Jetzt - es ist diese Situation. Es geht um das Leben dieses Kindes. Wenn er nicht operiert wird, kann er nicht überleben", sagte Kardinal Schönborn bei der Begegnung. Es sei eine Situation wie beim Barmherzigen Samariter: "Da ist ein Mensch am Straßenrand gelegen und der Samariter hat gespürt: Hier muss ich helfen, hier bin ich dran." Eine "Welle der Solidarität" habe die nunmehrige Hilfe für den Buben möglich gemacht, dankte der Wiener Erzbischof allen Beteiligten. "Wir können nicht alle Not der Welt lindern, aber wir können dort helfen, wo wir direkt davon berührt sind", so Schönborn.
George leidet am Prune-Belly-Syndrom. Die angeborene Erkrankung, der das Fehlen von Bauchmuskulatur zugrunde liegt, zieht schwere Fehlbildungen der ableitenden Harnwege nach sich zieht und führt letztlich zum Nierenversagen. Darüber hinaus beeinträchtigt die Erkrankung auch zunehmend den Thoraxraum und erschwert das Atmen.
Ein Spezialisten-Team des Wiener AKH rund um die Professoren Winfried Rebhandl und Oskar Aszmann und in Kooperation mit Oberärztin Petra Elliott vom SMZ-Ost-Donauspital hat sich zur kostenlosen Durchführung der notwendigen Operationen bereit erklärt, die dem Bub das Überleben sichern werden. Ohne Operation würde George ein zu kleines Herz und eine zu kleine Lunge für seinen Körper bekommen, zusätzlich müsste er wegen der Harnstoffvergiftung regelmäßig zur Dialyse. "Sie können sich vorstellen: das gibt es dort nicht, wo er gerade lebt", sagte Elliott.
Für den Spitalsaufenthalt, Transportkosten für Mutter und Kind, den nachstationäre Rekonvaleszenz-Aufenthalt sowie die anschließend nötige Therapie im Irak hat die "Vereinigung der Pensionisten der Österreichischen Nationalbank" Spenden gesammelt. Die Erzdiözese Wien sichert die Finanzierung der Hilfsaktion ebenso ab wie die Leser der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag", die dafür an den Verein "Bewegung Mitmensch - Maria Loley" gespendet haben.
Die medizinischen Eingriffe sollen aufgrund des dringenden Handlungsbedarfs noch im September durchgeführt werden. Die Rehabilitation wird dauern. George und seine Mutter wollen aber auf jeden Fall so bald als möglich wieder in den Irak zurückkehren. Die Familie lebe in einer kleinen christlichen Gemeinde in einem Containerdorf, wo George auch intensiv vom örtlichen Priester Father Paulus unterstützt werde und in der Gemeinde fest integriert sei, schilderte Ärztin Elliott. "Der Priester schaut, dass der Bub - abgesehen von der medizinischen Versorgung - auch mit seiner Erkrankung normal dort leben kann", so die Medizinerin. "Dieser Pragmatismus eines Theologen, der sich dort um Flüchtlinge kümmert - da können wir Christen in Mitteleuropa uns etwas abschauen", sagte die Ärztin.
Weitere Hilfsaktionen vor Ort
Die Hilfsaktion ist auch Teil der zahlreichen Initiativen des gebürtigen Syrers und Flüchtlingsbeauftragte von Kardinal Schönborn, Manuel Baghdi. Neben Unterstützung für Flüchtlinge in Österreich organisiert er in letzter Zeit immer mehr Hilfe vor Ort. Aus nach dem jüngsten Spendenaufruf für den kleinen George entstandenen Kontakten ist bereits eine weitere Hilfsaktion in Planung, die Kindern aus Flüchtlingsunterkünften im Irak den Schulbesuch ermöglichen soll. Zwar existierten vor Ort Schulen - den Schulbus, damit die Kinder auch dorthin kommen können, könnten viele der vertriebenen Familien aber nicht bezahlen, schilderte Baghdi. Demnächst soll bereits der erste aus der Initiative finanzierte Schulbus vor Ort angekauft werden.
Quelle: kathpress