"Keine Sympathie für Gesichtsschleier"
Die Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Carla Amina Baghajati, hat selbst "keine Sympathien für Gesichtsschleier" hält aber ein Verbot von Burka oder Niqab in mehrfacher Hinsicht für "kontraproduktiv". So gebe bei einem Verbot etwa auch stets Solidarisierungseffekte, sagte Baghajati in einem Interview für den "Kurier" (Samstag-Ausgabe). "Da erreicht man dann das Gegenteil von dem, was man wollte."
Auch bediene ein als Ansage gegen islamistisches Gedankengut gedachtes Verbot erst recht die Propaganda extremistischer Gruppen, die dem Westen die Ausgrenzung der Muslime vorwerfen, warnte Baghajati. Ein generelles Verbot von Gesichtsschleiern "riecht nach Populismus", meinte die IGGiÖ-Frauenbeauftragte zudem unter Verweis auf die Rechtslage in Österreich sowie die geringen Zahl an Burkaträgerinnen hierzulande. Vielmehr gehe es beim "Burka-Verbot" darum, "gewisse Teile der Bevölkerung zu bedienen, indem man Stärke zeigt, aber es ist eher ein zweifelhafter Katalysator für diffuse Ängste gegen 'die Muslime'", so Baghajati.
Auch innermuslimisch werde der Gesichtsschleier von Frauen sehr emotional gesehen und der Tenor sei dabei "eher ablehnend", sagte die IGGiÖ-Frauenbeauftragte. "Es heißt, das bringt uns allen noch mehr Probleme, das löst starke Aversionen aus." Insgesamt sei die Debatte um ein Verbot des Gesichtsschleiers auch innermuslimisch "eine Chance, einen Diskurs zu führen", sagte Baghajati. "Das funktioniert besser als Verbote."
Eine Vollverschleierung sei im Islam "nichts, was unbedingt vorgeschrieben ist", so die IGGiÖ-Frauenbeauftragte. Manche Argumente der Befürworter des Gesichtsschleiers müssten zudem entschieden in die Schranken gewiesen werden, etwa wenn es heiße "Das Gesicht einer Frau bringt Unruhe in die Gesellschaft, weil sie so schön ist.", stellte Baghajati klar.
Quelle: kathpress