Marienfest steht gegen Zynismus und Verachtung
Maria, die Mutter Jesu, habe "nicht Zynismus oder Verachtung" ausgestrahlt, sondern "Ehrfurcht vor der Würde des Menschen, gerade auch der anderen und Fremden": Das hat der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer zum Fest Mariä Himmelfahrt in seiner Predigt im Mariendom der OÖ-Landeshauptstadt betont.
Scheuer rückte romantische Marienvorstellungen zurecht. Marias Leben sei "nicht einfach romantisch, abgeklärt, harmonisch" gewesen, wie es manche Darstellungen aus dem 19. Jahrhundert zeigten. Vielmehr habe sie dunkle Zeiten zu durchleben gehabt. "Gott durchkreuzte ihre Weg und Pläne", so Scheuer.
Denn schon bei Marias Begegnung mit dem Engel heiße es beim Evangelisten Lukas: "Sie erschrak" (Lk 1,29). "Das ist ein Ausdruck für Verwirrung und innere Erschütterung. Gott bricht umstürzend in ihr Leben ein. Ihr Sohn entgleitet ihr, sie ist von Anfang an auf die Seite gestellt. Jesus flieht sie und spricht eine Sprache, die sie nicht versteht", hob der Bischof hervor.
Maria habe alle normalen Ablösungs- und Absetzungsprozesse durchmachen müssen, sie stehe in "keinem symbiotischen Verhältnis" zu Jesus. "Sie muss Jesus ein Leben lang loslassen, der ihr auch weh tut. Und schließlich ist sie mit hinein genommen in den Widerspruch, auf den Jesus trifft." Der Weg ihres Lebens sei "zwischen Verständnis und Danebenstehen, zwischen Zugehörigkeit und Distanzierung, zwischen Zuwendung und Enttäuschung" verlaufen.
Der Katechismus der Katholischen Kirche gebe an, dass Maria nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes "mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen wurde, wo sie schon an der Auferstehungsherrlichkeit ihres Sohnes teilhat und so die Auferstehung aller Glieder seines Leibes vorwegnimmt", erinnerte Scheuer. Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel sei in der Ostkirche nach dem Konzil von Ephesus (431) aufgekommen. In der römischen Kirche werde es seit dem 7. Jahrhundert gefeiert.
Die Dogmatisierung der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel durch Papst Pius XII. (1950) wollte dann "nach den Barbareien und Höllen des 2. Weltkrieges und der Shoah" ein "Zeichen und der Hoffnung" sein. "In Gefolge Marias ist nicht der Tod, ist nicht ein Trümmerfeld", sondern "Es blüht hinter ihm her", zitierte Scheuer Hilde Domin.
Man dürfe dieses Wort der deutsch-lateinamerikanischen Schriftstellerin auch von Maria sagen. Marias Hinterlassenschaft, Marias Erbe, sei "Friede, Versöhnung und Hoffnung für die Kleinen und Geringen". Es blühe hinter Maria her, weil sie einen Raum der Dankbarkeit hinterlasse, "nicht eine Atmosphäre des Neides, des Ressentiments, des Zukurzgekommenseins". Es blühe hinter Maria, "weil sie nicht Zynismus oder Verachtung ausstrahlte, sondern Ehrfurcht vor der Würde des Menschen, gerade auch der anderen und Fremden".
Quelle: kathpress