Botschaft Maximilian Kolbes bleibt aktuell
Der vor 75 Jahren ermordete P. Maximilian Kolbe ermuntert auch heute zur Bereitschaft, "auf alle Menschen zuzugehen und ihnen durch das eigene Leben Zeugnis zu geben für das Evangelium": So hat der Vizeprovinzial der Minoriten in Österreich, P. Bernhard Springer, gegenüber "Kathpress" die Botschaft seines am 14. August 1941 im KZ Auschwitz ermordeten Ordensmitbruders umschrieben. Am Gedenktag Kolbes findet am Sonntag in der Pfarrkirche Wien-Alservorstadt (Alserstraße 17), wo Kolbe auf seinen Reisen nach Rom mehrmals die Messe zelebriert hatte, um 9 Uhr ein Festgottesdienst statt.
Erst vor wenigen Wochen hatte Papst Franziskus in jener Todeszelle in Auschwitz ein langes stilles Gebet verrichtet, in dem Kolbe 1941 die letzten Lebenstage verbracht hatte - nach jener Tat, mit der er in die Geschichte einging: Der 47-jährige Priester hatte sich dem SS-Führer Karl Fritzsch freiwillig als Austausch für den jungen Familienvater Granciszek Gajowniczek angeboten, als die Nazis zur Vergeltung für die Flucht eines Häftlings im August 1941 zehn Männer in den Hungertod schickten. "Ich möchte für einen der Häftlinge in den Tod gehen. Ich bin katholischer Priester und habe keine Familie", sagte er laut Angaben von Augenzeugen dem KZ-Befehlshaber, der den Austausch akzeptierte. Gajowniczek wurde später freigelassen und überlebte.
Weil Kolbe die Qualen im Hungerbunker tagelang überlebte, wurde er schließlich durch Giftinjektion ermordet. An diesen Moment erinnert seit 1972 in der Kirche Alservorstadt ein Sgraffito von Ernst Degasperi vor dem Eingang der Antoniuskapelle: In dem in Schwarz, Weiß und Rot gehaltenen Bild wird dem Minoritenpater die Giftspritze verabreicht, während sich gleichzeitig die Hand Gottes hinunterbeugt, den Massakrierten aufnimmt und somit entrückt.
Kolbe war ein Jahr zuvor seliggesprochen worden. Die Heiligsprechung durch seinen Landsmann Papst Johannes Paul II. folgte dann 1982.
Missionarische Umtriebigkeit
Kolbes Leben werde "teils erst aus seiner Lebenszeit heraus verständlich", schilderte P. Bernhard Springer. 1894 in der Nähe von Lodz mit dem Namen Rajmund Kolbe in einer frommen Familie geboren, besuchte er und sein Bruder ein Ordensinternat im heute ukrainischen Lwiw (Lemberg), studierte nach dem Ordenseintritt bei den Minoriten währen des Ersten Weltkriegs Philosophie und Theologie in Rom und wurde 1918 zum Priester geweiht. "In Rom wurde Kolbe mit starkem Antiklerikalismus und mit Hass auf die Kirche konfrontiert, was sein späteres Wirken prägte", so der Minoriten-Vizeprovinzial über seinen Ordensbruder.
So widmete sich Kolbe etwa mit dem Verein "Milizia Immaculata" dem Gebet für die Bekehrung der Nichtkatholiken, hier insbesondere der Freimaurer, während das Gebet für die Bekehrung der Juden bald wieder aus den Statuten gestrichen wurde. In seiner Heimat gründete er westlich von Warschau die katholische "Klosterstadt" Niepokalanow mit Verlag, Druckerei, Werkstätten, Rundfunkstation, Klostergebäude und einem Seminar für Gymnasiasten. Niepokalanow wurde zum Vorzeigeprojekt des Ordens und Verlagszentrum für mehrere Zeitschriften - insbesondere der Marienverehrung - sowie zu einer der größten Klostergemeinschaften Europas mit über 660 Mitgliedern im Jahr 1938.
Zuvor, von 1930 bis 1936, wirkte Kolbe in Japan und gründete dort eine bis heute bestehende Missionsstation. Von hier aus ermahnte er seine Mitbrüder, den grassierenden Antisemitismus nicht zu schüren.
Kolbe habe mit seinem missionarischem Denken - so verpflichtete sich etwa die "Milizia" sogar per Statut zur Mission - eine "neue, in den Ursprungsregeln des Heiligen Franziskus kaum präsente Idee, Nichtgetaufte zur Kirche zu führen", in den Minoritenorden eingebracht, berichtete Lang. Auch der Gedanke einer "Klosterstadt" war im Orden, der sonst kleine Gemeinschaften anstrebte, fremd. Konflikte mit seinen Ordensoberen habe Kolbe durchgerungen, wobei Langs Einschätzung zufolge das Weiterbestehen der "Sondergemeinschaft" von Niepokalanow wohl früher oder später zur Entstehung eines neuen Ordenszweiges geführt hätte.
Infolge der schrecklichen Vorgänge des deutschen Überfalls auf Polen im September 1939 sollte es jedoch anders kommen. Die deutschen Soldaten vertrieben alle Ordensbrüder aus Niepokalanow und machten den Klosterkomplex zu einem Gefangenenlager. Kolbe kam nach einer ersten Inhaftierung und mehreren Monaten in einem Arbeitslager wieder frei. Sein Kloster wurde Zufluchtsort für Verfolgte, darunter auch Juden. Schon im Februar 1941 wurde Kolbe jedoch wieder verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Mitgefangene heben Kolbes enorme Bereitschaft, Krankheiten, Schmähungen und Gewalt zu ertragen, sowie seine stete Hilfe für Mitgefangene, hervor.
Symbol der deutsch-polnischen Versöhnung
Nachdem sich die Nachricht seines Todes wie ein Lauffeuer unter polnischen Katholiken verbreitet hatte, begann nach Kriegsende schnell die Verehrung Kolbes als Märtyrer. In einem gemeinsamen Brief baten 1963 die polnischen und deutschen Bischöfe um die Seligsprechung, die 30 Jahre nach seinem Tod erfolgte. Er habe für die deutsch-polnische Versöhnung "von Anfang an eine entscheidende Rolle gespielt", so der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick am Mittwoch im Interview der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA.
Schon Papst Johannes Paul II. habe den Ordensmann seit 1963 immer wieder als "Patron und Motor der Versöhnung" bezeichnet. Diese sei zwischen Deutschen und Polen ohne Auschwitz nicht möglich, so der Erzbischof. Kolbe sei ein "Symbol" und könne auch Versöhnungsprozesse in anderen Ländern fördern, etwa der Ukraine, in Russland, den Balkanstaaten oder in Ruanda, Burundi und dem Sudan.
Quelle: kathpress