Qualität und Glaubwürdigkeit des ORF sichern
"Gratulation an Alexander Wrabetz. Der ORF geht stürmischen Zeiten entgegen, die es nun weiterhin unter der Führung von Wrabetz vernünftig zu bewältigen gilt." Mit diesen Worten hat ORF-Stiftungsrat Franz Küberl in einer ersten Stellungnahme gegenüber "Kathpress" die Wiederwahl von Wrabetz zum ORF-Generaldirektor kommentiert. Der amtierende ORF-Chef wurde am Dienstagnachmittag vom ORF-Stiftungsrat neuerlich zum ORF-Chef gewählt.
Der von der SPÖ unterstützte Wrabetz erreichte im obersten ORF-Aufsichtsgremium 18 von 35 Stimmen und kam auf eine knappe Mehrheit. Der bisherige kaufmännische Direktor Richard Grasl holte 15 Stimmen, wie die APA berichtete. Wrabetz ist damit der erste ORF-Chef, der dreimal in Folge zum Generaldirektor bestellt wurde. Er wünsche sich vom neuen alten Generaldirektor, dass der ORF weiterhin höchste Qualität liefere und vor allem seine Glaubwürdigkeit - "sein höchstes religiöses Gut" - bewahre, so Küberl.
Küberl hatte wegen des Todesfalls eines engen Freundes nicht an der Sitzung teilnehmen können, sein Votum aber durch die unabhängige Betriebsrätin Gudrun Stindl übermitteln lassen. Er habe sich dabei der Stimme enthalten, bestätigte Küberl gegenüber "Kathpress". Der von der Bundesregierung entsandte unabhängige Stiftungsrat wollte offenbar nicht Teil des Matches SPÖ gegen ÖVP sein und zugleich ein Zeichen gegen den Druck setzen, der in den vergangenen Tagen auf ihn persönlich und über Dritte ausgeübt wurde, mutmaßte die APA. Und Küberl wollte dies gegenüber "Kathpress" auch nicht dementieren. Er bezeichnete die zahlreichen politischen Spiele im Vorfeld der Wahl wörtlich als "halbappetittlich". Freilich habe ihn auch die Tatsache, dass er nicht persönlich am Hearing teilnehmen konnte, zur Stimmenthaltung bewogen.
Küberl hatte vor der Wahl gegenüber "Kathpress" betont, dass für ihn prinzipiell sowohl Alexander Wrabetz als auch Richard Grasl "wählbar" seien. Beide hätten Konzepte vorgelegt, die "vernünftige Ausgangspunkte" für die Weiterentwicklung des Unternehmens bezeichnen. Zugleich hatte er eingeräumt, dass der "Druck auf eine bestimmte Stimmabgabe" im Vorfeld der Wahl "enorm" gewesen sei.
Der noch bis Ende August als Grazer Caritas-Direktor tätige Franz Küberl gehörte von 1998 bis 2014 dem höchsten ORF-Gremium als Kirchenvertreter an. Nach der Gesetzesänderung vor zwei Jahren ernannte die Bundesregierung Küberl dann erneut zum Stiftungsrat, der seine Aufgabe unabhängig ausübt - so lange, wie die Regierung in der jetzigen Konstellation besteht, wie Küberl sagte.
Quelle: kathpress