Liebesgebot macht nicht an österreichischer Grenze Halt
"Das Liebesgebot Gottes macht nicht an der österreichischen Grenze halt." Das hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt am Dienstagabend beim diesjährigen Jägerstätter-Gedenken in St. Radegund betont. Die Veranstaltung zum 73. Todestag des als Märtyrer seliggesprochenen Franz Jägerstätter (1907-1943) stand heuer ganz im Zeichen des Engagements für Integration und Menschen auf der Flucht. Rund 150 Teilnehmer aus Österreich, Deutschland und Italien waren nach St. Radegund gekommen. Darunter viele Angehörige der Familie Jägerstätter, der Linzer Altbischof Maximilian Aichern und der Linzer Bischofsvikar Maximilian Mittendorfer.
"Was kommt heraus, wenn Europa auf Afrika trifft, wenn das Christentum auf die oberösterreichische Kultur trifft und der Islam auf die säkularisierte Welt?" fragte Bischof Scheuer in seiner Predigt. Als Antwort verwies er die Grundhaltung des barmherzigen Samariters aus der Bibel: "Sympathie. Das ist der Schlüssel für unsere Begegnungen." Der selige Franz Jägerstätter habe das Liebesgebot - "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" - verwirklicht und daher nicht mit der Waffe gekämpft. "Dieses Liebesgebot macht nicht an der österreichischen Grenze halt", so Bischof Scheuer.
Das Gedenken begann am Montagabend mit einem Abendgebet in der Kirche St. Radegund. Am Dienstag gab Gina Abbate, pensionierte Pädagogin aus Meran und Mitglied von Pax Christi Italien, im Pfarrheim in Tarsdorf Einblick in ihr Engagement für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. "Bei unserer Arbeit brauchen wir den Mut, auch gegen den Strom zu schwimmen", so Abbate wörtlich. "Das Leuchten der seligen Märtyrer soll uns daher begleiten", so die Flüchtlingshelferin, die damit neben Franz Jägerstätter auch auf den Südtiroler Kriegsdienstverweigerer und Familienvater Josef Mayr-Nusser (1910-1945) Bezug nahm. Dieser wird am 18. März 2017 als Märtyrer seliggesprochen.
Nach dem Vortrag folgte eine Fußwallfahrt von Tarsdorf nach St. Radegund, wo um 16 Uhr eine Andacht zur Todesstunde von Franz Jägerstätter stattfand, die von Pax Christi gestaltet wurde. Nach dem abendlichen Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche bildete eine Lichterprozession zum Grab von Franziska Jägerstätter (1913-2013), der Frau des seligen Franz Jägerstätter, den Schlusspunkt des diesjährigen Gedenkens.
Das jährliche Jägerstätter-Gedenken zum 9. August wird von der christlichen Friedensinitiative Pax Christi und der Pfarre St. Radegund organisiert.
Zwei Märtyrer von 1943 und 1945
Der Innviertler Landwirt und Familienvater Franz Jägerstätter hatte sich aus Glaubensgründen geweigert, mit der Waffe für das Nazi-Regime in den Krieg zu ziehen. Daraufhin wurde er vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tod verurteilt und am 9. August 1943 hingerichtet.
Der Südtiroler Josef Mayr-Nusser wurde im September 1944 zum deutschen Militär eingezogen und der Waffen-SS zugeteilt. Nachdem er am 4. Oktober 1944 in Konitz in Ostpreußen aus Gewissensgründen den SS-Eid verweigert hatte, wurde er zum Tode verurteilt. Auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau starb Josef Mayr-Nusser am 24. Februar 1945 in einem Viehwaggon bei Erlangen an den Folgen der Haft.
(Infos: www.dioezese-linz.at/jaegerstaetter)
Quelle: kathpress