Bischof Scheuer leitet am Sonntag Mariazeller Romawallfahrtsmesse
Bereits zum 21. Mal findet heuer am Sonntag, 14. August, die traditionelle Roma-Wallfahrt nach Mariazell statt. Dem Gottesdienst um 10 Uhr in der Basilika steht heuer der Linzer Bischof Manfred Scheuer vor. Die Pilgerreise der Roma (vor allem aus dem Burgenland) nach Mariazell weist eine jahrhundertlange Tradition auf, die während des NS-Regimes unterbunden und im August 1996 von den österreichischen Roma-Vereinen wieder ins Leben gerufen wurde.
"Mariazell war schon immer eine Pilgerstätte für die Volksgruppe der Roma. Einen sehr engen Bezug haben Roma zur Maria Mutter Gottes. Sie nimmt eine wichtige Rolle in ihrem Leben ein", so Manuela Horvath vom Referat für ethnische Gruppen der Diözese Eisenstadt gegenüber dem ORF-Burgenland: "Die katholische Kirche ist sehr bemüht, dass es ein besseres Miteinander gibt. Durch die gute, jahrelange Zusammenarbeit hat sich einiges zum Positiven gewandt, jedoch gibt es noch einige Hürde, die zu überwinden sind."
In der Österreichischen Bischofskonferenz ist der Wiener Weihbischof Franz Scharl für die Roma zuständig. Er wolle sich bemühen, so Scharl gegenüber "Kathpress", Roma und Sinti noch viel besser ins kirchliche Leben zu integrieren. Immer noch bestehende Ausgrenzungen - in der Kirche wie in der Gesellschaft - müssten überwunden werden. "Wir müssen unser ehrliches Interesse an den Roma und Sinti unter Beweis stellen", so Scharl wörtlich.
Er wolle sie vor allem auch durch eigene Messen in deren Sprache und Kirchenmusik stärker in die Liturgie der katholischen Kirche integrieren. Das gelte vor allem für die Sinti in Österreich. Die Roma seien schon ein wenig besser organisiert und auch integriert, sagte der Weihbischof. Freilich brauche es für solche Integrationsmaßnahmen auch mehr finanzielle Mittel von Seiten der Kirche als bisher, gab Scharl zu bedenken.
Für den kommenden Festgottesdienst zum "Sonntag der Völker" (25. September) im Wiener Stephansdom habe er die Sinti zur Teilnahme und zum musikalischen Mitwirken eingeladen und für den Advent sei ein Sinti-Konzert im Dom angedacht, berichtete der Weihbischof weiter.
Gedenken an NS-Opfer
Scharl nahm vergangene Woche in Polen an mehreren Gedenkveranstaltungen für die vor 75 Jahren von den Nationalsozialisten verschleppten und in der Folge ermordeten tausenden österreichischen Roma und Sinti teil. Die Gedenken fanden in Auschwitz-Birkenau, Lodz und Chemno nad Nerem statt, wo Scharl gemeinsam mit dem polnischen Weihbischof Damian Bryl einen Gedenkstein segnete. Die Gedenkkultur in Polen sei bereits sehr gut ausgeprägt, zeigte sich Scharl von den Veranstaltungen beeindruckt.
Von den rund 11.000 Roma und Sinti, die 1938 in Österreich lebten, überlebten nur zehn Prozebnt den Zweiten Weltkrieg und NS-Terror. Heute leben in Österreich etwa 40.000 Roma und Sinti.
Seit den 1990er Jahren bemüht sich die Katholische Kirche verstärkt um die Roma und Sinti, sei es im Rahmen der Bischofskonferenz oder in einzelnen Diözesen wie im Burgenland. Viele Roma und Sinti sind römisch-katholisch, es gibt aber auch evangelische, orthodoxe und muslimische. Vor allem in den Städten wenden sich auch immer mehr Roma den Freikirchen zu.
Quelle: kathpress