Olympia muss Menschenrechte einhalten
Die Olympischen Spiele werden ihrem Ursprungsgedanken, Beitrag zum Frieden zu sein, nicht in jeder Hinsicht gerecht: Rund um das demnächst anlaufende Großevent in Rio de Janeiro werden Bewohner gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben, Steuergelder verbrannt und arme Menschen noch schlimmer benachteiligt als bisher - darauf machten im Vorfeld der Spiele Kritiker mehrfach aufmerksam, zu denen an vorderster Front Kirchenvertreter und katholische Organisationen auch in Österreich zählen. Ihre gemeinsame Forderung: Olympia soll die Menschenrechte achten und somit wieder sportlich fair werden.
Äußerst drastisch schilderte zuletzt der Erzbischof des brasilianischen Porto Velho, Roque Paloschi, die Zustände. In ganz Brasilien herrsche vor Olympia ein regelrechter "Krieg, der die Auslöschung der Armen und auch der Jugend bewirken soll", so der Nachfolger von Erwin Kräutler als Präsident des brasilianischen Indianermissionsrates CIMI im Juli gegenüber "Kathpress". Seitens der Politik Brasiliens sei kaum ein Einlenken zu erwarten, vielmehr würde auch die Generation nach der suspendierten Staatspräsidentin Dilma Rousseff auf den Verfall sozialer Rechte hinarbeiten.
"Nosso Jogo" - portugiesisch für: "unser Spiel"- heißt der NGO-Verband, der bei diesem Thema in Österreich Bewusstseinsarbeit betreibt. Erst als in Europa die ersten Artikel über Probleme in Brasilien erschienen sind, wurde der Einsatz der im Olympia-Land für Menschenrechte aktiven Partnerorganisationen erst überhaupt wahrgenommen, berichtete Ute Mayrhofer von der bei "Nosso Jogo" federführenden Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar gegenüber "Kathpress". Es sei daher von großer Bedeutung, genau auf das Umfeld der Spiele zu schauen, denn "niemand soll leiden, wenn es Großsportereignisse gibt".
Gegen Sport "auf dem Rücken der Ärmsten"
Ihren Appell richteten Dreikönigsaktion und Co. besonders an das Internationale Olympische Komitee (IOC), denn das grundsätzliche Problem beschränkt sich nicht auf Rio. "Menschenrechte müssen bei Vergabe, Vorbereitung und Durchführung von Olympischen Spielen gelten. Es ist nicht zu tolerieren, dass Sportevents auf dem Rücken der Ärmsten ausgerichtet werden." Das in der "Agenda 2020" schon gegebene Bekenntnis zu Menschenrechten müsse der IOC endlich umsetzen und Druck auf lokale Behörden für den Stopp von Menschenrechtsverletzungen ausüben, denn kein Mensch dürfe unter Olympia leiden, so die Expertin für Anwaltschaft.
Um Breitenwirkung zu erzielen, startete Nosso Jogo bereits im Frühjahr einen Veranstaltungsreigen sowie die Petition "Menschenrechte sind olympisch" (http://menschenrechte-sind-olympisch.at), die bislang von 2.500 Unterzeichnern - darunter etliche Olympia-Sportler, Sportminister Hans Peter Doskozil, Olympiaseelsorger P. Johannes Paul Chavanne und der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl - unterzeichnet wurde. Nachdruck lieferte das Ludwig Boltzmann-Instituts für Menschenrechte (BIM), das in einer Studie der Frage nachging, wie in Brasilien tätige Unternehmen das Menschenrechtsthema verantwortbar meistern können.
Deutsches Bündnis "Rio bewegt. Uns"
Mit seiner Kritik ist Nosso Jogo nicht alleine: Etwa in Deutschland startete das Aktionsbündnis "Rio bewegt. Uns" ähnliche Bewusstseins-Kampagnen, an denen sich neben Adveniat und Misereor auch der Deutsche Olympische Sportbund beteiligte. Durch Mitwirken anderer NGOs wie Amnesty International, Terre des Hommes International sowie dem Olympia-Volkskomitee in Rio gelang es Ende Juni, das Thema auch in Genf beim Menschenrechtsrat der UNO zur Sprache zu bringen. Vorläufiges Ergebnis war ein Gespräch mit IOC-Entwicklungsdirektor Philip French am 29. Juni.
Quelle: kathpress