Menschenrechte werden Thema bleiben
Debatten über Menschenrechte werden bei sportlichen Großereignissen wie Olympischen Spielen weiterhin ein Thema sein. Damit rechnet "Olympiakaplan" P. Johannes Paul Chavanne, der die österreichischen Teilnehmer an den Sommerspielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) wie auch an den danach dort stattfindenden Paralympischen Spielen (7. bis 18. September) seelsorglich begleiten wird. Kritik an den Veranstalterländern, wie sie im Fall Brasiliens u.a. Altbischof Erwin Kräutler geäußert hatte, seien bei Missständen berechtigt und notwendig, erklärte der Mönch des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz im Interview mit "Kathpress". Es gelte aber zu beachten, dass es immer auch Benachteiligte gebe, denen Olympia zugute kommt.
Investitionen, die im Vorfeld Olympischer Spiele etwa in die Infrastruktur eines Landes gemacht werden, nützen laut Chavanne auch jenen gesellschaftlichen Gruppen, die am Rand stehen. Auch der mit Sportevents verbundene Geldzufluss und Imagegewinn eines Landes könne allgemeine positive Effekte haben. Freilich werde es auch Gruppen geben, die gerade durch den betriebenen enormen Aufwand Nachteile in Kauf zu nehmen hätten, räumte der seit 2013 mit dieser Aufgabe betraute Olympiaseelsorger. Es gelte beides im Blick zu behalten, und auch bei künftigen Vergaben sportlicher Großereignisse würden Menschenrechte sicher mitzubedenken sein.
Eine differenzierte Sichtweise nahm Chavanne auch bei der jüngsten Diskussion um den Ausschluss russischer Sportler von den Spielen in Rio ein: Er sei "gegen Sippenhaftung" bei Dopingvergehen, wohl aber für klare Konsequenzen bei erwiesenen Fairnessverstößen. Die Anwendung unzulässiger leistungssteigernder Mittel und Methoden sei ein solcher Fairnessverstoß, für den die daran Beteiligten dann auch geradezustehen hätten.
"Erwarte viele schöne Begegnungen" in Rio
Seine seelsorgliche Tätigkeit sei durch die vielen Reisen von Spitzensportlern nicht einfach, erzählte Chavanne. Er könne natürlich "nicht überall dabei sein", dennoch würden sich mit manchen Sportlern und auch Funktionären längere Kontakte ergeben, die über kurzfristige Begegnungen hinausgehen. Der Ordensmann nützt - wie er sagte - auch die sozialen Medien, um mit seinen Schützlingen in Verbindung zu bleiben.
Von Olympia in Rio erwartet er sich "viele schöne Begegnungen, tiefgehende Gespräche - und auch manche Medaille", so Chavanne. Zu seinen Aufgaben bei den Spielen gehört es, Gottesdienste mit den Sportlern und ihren Betreuern zu feiern, die Athleten bei Wettkämpfen, Trainings und abseits des Sportgeschehens zu besuchen und für Gespräche aller Art zur Verfügung zu stehen. Den Erfolgreichen stehe er dabei genauso zur Verfügung wie jenen, die eine Niederlage verkraften oder mit einer Verletzung zurechtkommen müssen.
Die Relativität von Erfolgen, die für die Gottesbeziehung nachrangig seien, bringe er den Sportlerinnen und Sportlern immer wieder mit dem Spruch aus dem Matthäusevangelium (19,30) nahe: "So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten." Aus der Perspektive des Glaubens zählten andere Kriterien als Präsenz auf dem Siegertreppchen; für Gott und für ihn zähle der Mensch, und dies sei ein Medaillengewinner ebenso wie einer, der im geschlagenen Feld landet.
Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit
P. Johannes Paul Chavanne (33) folgte als "Olympia-Kaplan" auf P. Bernhard Maier, der diese Funktion fast 30 Jahre lang inne hatte. Er ist gebürtiger Wiener, arbeitete nach der Matura zunächst bei einer Rettungsorganisation, engagierte sich bei einem Straßenkinder-Projekt in Indien und studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien. 2006 trat er in das Zisterzienserstift Heiligenkreuz ein, wo er an der Päpstlichen Hochschule in Heiligenkreuz auch sein Theologiestudium absolvierte. Im April 2013 wurde er zum Priester geweiht.
Chavanne ist im Stift Heiligenkreuz für Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit sowie für Berufungspastoral zuständig. Seit Jänner hat er einen Lehrauftrag für Liturgiewissenschaft an Hochschule Heiligenkreuz und arbeitet an einer Dissertation in diesem Fach. Bemerkenswert: Für das Jahrbuch der Diözese Gurk 2015 verfasste der Ordensmann einen Beitrag mit dem Titel "Tweets vom Papst. Weshalb social media in der Seelsorge eine Rolle spielen".
Quelle: kathpress