Franziskus lässt den Dienst von Frauen in der Kirche untersuchen
Es geht nicht um die Frage, ob Frauen in der katholischen Kirche demnächst Diakoninnen werden können - aber es geht um mehr Klarheit bei den Argumenten. Papst Franziskus hat eine Kommission aufgestellt, die die Geschichte des Frauendiakonats untersuchen soll. Wann sie zusammentritt, ist noch ebenso unbekannt wie das genaue Arbeitsprogramm. Aber es verspricht eine substanzielle Auseinandersetzung zu werden.
Zwölf Expertinnen und Experten sollen sich mit den weiblichen Diakonen befassen, "vor allem mit Blick auf die frühesten Zeiten der Kirche", wie der Vatikan am Dienstag mitteilte. Sechs von ihnen sind Männer und allesamt Priester, sechs sind Frauen, unter ihnen zwei Ordensmitglieder. Geleitet wird die Kommission vom Sekretär der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer.
Der Aufgabenstellung entsprechend sind historische Fachrichtungen vertreten, aber auch Dogmatiker wie der Bonner Karl-Heinz Menke, die Fundamentaltheologin Michelina Tenace von der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom oder die in Wien lehrende Spiritualitäts-Expertin Marianne Schlosser. Das lässt vermuten, dass der Blick nicht nur in die Geschichte, sondern auch auf theologisch-systematische Grundsätze und letztlich wohl auch in die Zukunft geht.
Franziskus hatte indessen klargestellt, dass er eine Debatte um eine Weihezulassung für Frauen nicht befeuern will. Als er die Kommission im Mai ankündigte, entstand bei manchen genau dieser Eindruck. Ende Juni dementierte der Papst: Er habe sich "ein bisschen über die Medien geärgert", die seine Äußerung bei einer Konferenz von Ordensoberen derart zuspitzten, sagte er im Gespräch mit Journalisten.
Stärkere Präsenz von Frauen gewünscht
Dass es in den ersten Christengemeinden und in der frühen Kirche Frauen gab, deren Aufgabe als Diakonin bezeichnet wurde, findet sich in der Bibel wie auch in alten theologischen Schriften belegt. Franziskus selbst nannte historische Beispiele für Helferinnen des Bischofs: Aus naheliegenden Gründen vollzogen weibliche Assistenten die Ganzkörpertaufe von Frauen oder deren Salbung bei der Firmung. Bischöfe zogen sie auch als Gutachterinnen hinzu, wenn Frauen über eheliche Gewalt klagten.
Was die Frage des Diakonats für die heutige katholische Kirche sensibel macht, ist, dass dieses Weiheamt ebenso wie die Ämter des Priesters und Bischofs an der kirchlichen Aufgabe der Lehre, der Sakramentenspendung und - bis vor kurzem - der Leitung teilhat. Letzteren Aspekt nahm Benedikt XVI. (2005-2013) durch eine Kirchenrechtsänderung zurück. Aber nach wie vor gehören Diakone zum Klerus und damit zur Hierarchie der Kirche.
Franziskus machte wiederholt deutlich, dass er eine stärkere Präsenz von Frauen auf allen Ebenen der Kirche wünscht, dass dies aber von Machtfragen abgekoppelt sein soll. Auch im Zusammenhang mit der Diakoninnen-Frage unterstrich er, das Denken und die Sichtweisen von Frauen seien ihm wichtiger als ihre Funktion. Nichtsdestoweniger gibt es innerhalb katholischer Institutionen Stimmen für eine Zulassung von Frauen zur Diakonweihe. Etwa das Internationale Diakonatszentrum in Rottenburg meint, dass die Kirche gerade unter Franziskus eine stärker diakonische - dienende - Gestalt und dabei auch ein weibliches Gesicht haben müsse.
Ausgewogen aufgestellte Kommission
In der jetzt aufgestellten Kommission sind die Positionen Pro und Contra Frauendiakonat durchaus gemischt. Die Theologin Tenace plädierte in der Vergangenheit dafür, die Frage des Dienstes in der Kirche nicht auf die Frage nach dem Amt zu verengen. Die US-Theologin Phyllis Zagano dagegen verficht das Diakonat für Frauen.
Vier der berufenen Experten sind bereits Mitglieder der Internationalen Theologenkommission des Vatikan. Dieses Gremium befasste sich seit den 1970er-Jahren mehrfach mit dem Thema, zuletzt 2001 so ausgewogen, dass das 70-seitige Abschlusspapier eine Weihe von Frauen laut Zagano weder befürwortete noch ausschloss.
Franziskus zitierte zur Diakoninnen-Frage einen argentinischen Staatsmann: "Wenn du willst, dass eine Sache ungelöst bleibt, setz eine Kommission ein." Aber das sagte er nur im Scherz.
Quelle: kathpress