Für Flüchtlings-Aufnahme gibt es keine Formel
Papst Franziskus hat vor den polnischen Bischöfen betont, dass für die Aufnahme von Flüchtlingen stets die Gegebenheiten eines Landes berücksichtigt werden müssten. Es gebe keine Formel dafür, wie man sich gegenüber Flüchtlingen verhalten müsse; dies hänge von den jeweiligen Ländern und deren Möglichkeiten und Kultur ab, sagte er am Mittwochabend bei einem Treffen in Krakau hinter verschlossenen Türen. Es sei jedoch wichtig, soweit wie möglich offen und aufnahmebereit zu sein, so der Papst laut Angaben von Vatikan-Sprecher Federico Lombardi.
Das Treffen war mit Spannung erwartet worden, weil seit längerem über Differenzen zwischen dem Papst und den Bischöfen spekuliert wird. Franziskus verabreichte der polnischen Kirche jedoch keine Kopfwäsche, berichtete Erzbischof Stanislaw Gadecki, der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, gegenüber Journalisten. Vielmehr sei es eine sehr herzliche Begegnung gewesen, bei denen der Papst den Bischöfen und ihren Sorgen zugehört und dann zu ihnen äußerst verständnisvoll und "wie ein Vater zu Kindern" gesprochen habe. Auf vier Fragen der Bischöfe sei Franziskus dann konkret eingegangen - spontan in einer nicht vorbereiteten Rede.
Neben der Migration betrafen diese Fragen u.a. das nachsynodale Schreiben Amoris Laetitia, hier besonders den Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen. Aus Polen sei hier bei den vorangehenden Bischofssynoden zunächst 2014 der erste Entwurf des Synodendokuments kritisiert worden, nicht mehr jedoch das Schlussdokument der Bischofsversammlung im Jahr 2015, so Gadecki. Nach Darstellung des Erzbischofs von Posen strebe Papst Franziskus bei dem Thema eine Dezentralisierung an, da generelle Regelungen in verschiedenen kulturellen Kontexten schwer durchzusetzen seien. Details seien dafür jedoch noch zu klären.
Weitere Fragen der Bischöfe gingen auf die Säkularisierung und Entchristlichung in Westeuropa ein, auf die Umsetzung der Barmherzigkeit im heutigen Kontext und die Aufgabe katholischer Bewegungen und Vereinigungen in den Pfarren.
Franziskus war am Mittwoch anlässlich des Weltjugendtages zu einem fünftägigen Polen-Besuch in Krakau eingetroffen. Er hatte vor dem Treffen mit den Bischöfen in einer Rede vor Spitzenvertretern aus Politik und Gesellschaft zu einer Aufnahme von Flüchtlingen aufgefordert. Anschließend traf er zu einem Gespräch mit Polens Staatspräsident Andrzej Duda zusammen. Zum Inhalt des Gesprächs knapp halbstündigen Gesprächs machte der Vatikan keine näheren Angaben. Duda habe sich auch für das Kommen des Papstes bedankt, so Vatikansprecher Federico Lombardi.
Quelle: kathpress