Franziskus ruft Polen zur Aufnahme von Flüchtlingen auf
Zum Beginn seines Polenbesuchs hat Papst Franziskus Respekt vor der Würde der Person auch im Umgang mit Migranten verlangt. Nötig seien "eine zusätzliche Portion an Weisheit und Barmherzigkeit", um Ängste zu überwinden und das Beste zu erreichen, sagte er am Mittwochabend in Krakau vor Staatspräsident Andrzej Duda sowie Regierungsvertretern und Diplomaten.
Mit Blick auf die internationalen Beziehungen wie auf interne gesellschaftliche Debatten verlangte er ein "Identitätsbewusstsein ohne Überheblichkeit". Es muessten unterschiedliche Positionen zugelassen werden.
Die Rede in der historischen Königsresidenz Krakaus, dem Wawel, war der erste Programmpunkt des fünftägigen Besuchs von Franziskus. Eigentlicher Anlass der Reise ist der katholische Weltjugendtag. Die Ansprache vor rund 800 Vertretern aus Politik und Gesellschaft galt als politischster Teil der Visite.
Franziskus verlangte "Bereitschaft zur Aufnahme derer, die vor Kriegen und Hunger fliehen", und "Solidarität gegenüber denen, die ihrer Grundrechte beraubt sind, darunter des Rechtes, in Freiheit und Sicherheit den eigenen Glauben zu bekennen". Nötig sei auch eine stärkere internationale Zusammenarbeit zur Lösungen jener Konflikte, die Menschen in die Flucht trieben. Zugleich müsse man "die Ursachen für die Auswanderung aus Polen herausfinden und denen, die wollen, die Rückkehr erleichtern".
Unter Verweis auf seinen polnischen Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) sprach Franziskus vom "Traum eines neuen europäischen Humanismus" aus christlichen Wurzeln. Dabei erinnerte er an das Wort Johannes Pauls II. von einem "Europa, das mit seinen beiden Lungenflügeln atmet". Polen bestärkte er in der Treue zur Tradition, rief aber zugleich zu "Offenheit für die Erneuerung und die Zukunft" auf. Der Einigkeit als Nation stehe eine "Verschiedenheit der Meinungen" nicht entgegen, betonte er.
Nachdrücklich lobte er die Aussöhnung zwischen polnischen und deutschen Bischöfen nach dem Zweiten Weltkrieg als konstruktiven Umgang mit der Geschichte. Diese Initiative habe "einen nicht umkehrbaren gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und religiösen Prozess ausgelöst, der die Geschichte der Beziehungen zwischen den beiden Völkern verändert hat", so Franziskus.
Der Papst setzte dem ein negativ zu bewertetendes Gedenken gegenueber. Dieses sei gekennzeichnet, dass es "den Blick des Geistes und des Herzens zwanghaft auf das Schlechte fixiert, vor allem auf das, welches die anderen begangen haben".
Quelle: kathpress