Kirche unterstützt offiziellen Akt im Parlament
Kardinal Christoph Schönborn und mit ihm die katholische Kirche unterstützt den von Nationalratspräsidentin Doris Bures geplanten offiziellen Akt für das erlittene Unrecht an Heimkindern. Bures kündigte die für Herbst im Parlament geplante Veranstaltung am Samstag im Ö1-"Journal zu Gast" an. Dem voraus gegangen war ein Gespräch zwischen Bures mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz am Dienstag im Erzbischöflichen Palais, bei dem Kardinal Schönborn die Mitwirkung der Kirche erneut bekräftigte.
"Die Kinder hätten Schutz und Hilfe gebraucht, haben aber Gewalt und Missbrauch erfahren", zeigt sich Bures im Blick auf das Schicksal tausender Kinder in staatlichen und kirchlichen Heimen in den 1950er bis zu den 1970er Jahren betroffen. Nachdem sich ab 2010 - allen voran die Kirche mit der von ihr eingesetzten Klasnic-Kommission - die Bundesländer und andere staatlichen Einrichtungen mit den Geschehnissen auseinandergesetzt haben, sei es zusätzlich an der Zeit, dass das offizielle Österreich und die Kirche in einem gemeinsamen Akt die Verantwortung für das geschehene Unrecht bekennen. Nationalratspräsidentin Bures: "Ich glaube, dass das österreichische Parlament ein würdiger Ort für diesen offiziellen Akt ist und freue mich, dass ich mit dieser Initiative beim Bundeskanzler, bei den Ländern und bei Kardinal Schönborn auf offene Ohren und Zustimmung gestoßen bin. Gemeinsam wollen wir im Herbst diese Geste der Verantwortung setzen."
Die Nationalratspräsidentin möchte diesen Akt "auch als Mahnung für die Gegenwart und als Auftrag für die Zukunft" verstanden wissen, denn "auch heute leben viele Menschen in Abhängigkeit und sind auf unseren Schutz und unsere Fürsorge angewiesen - seien es Kinder, pflegebedürftige, kranke, wehrlose oder beeinträchtigte Menschen", heißt es in der Aussendung der Parlamentsdirektion am Samstag.
Die unter dem Vorsitz von Waltraud Klasnic agierende Unabhängige Opferschutzkommission ist in ihrer Vorgangsweise beispielgebend für ähnliche Kommissionen der Bundesländer geworden. Betroffene von Missbrauch und Gewalt konnten sich an die Kommission wenden, wo sie u.a. rasch und unbürokratisch psychologische bzw. finanzielle Hilfe erhalten haben. Für ihr Wirken wurden die Mitglieder der Klasnic-Kommission von Bundespräsident Heinz Fischer im April ausgezeichnet. Papst Franziskus empfing im Jänner die Mitglieder der Unabhängigen Opferschutzkommission und unterstrich damit ihre kirchliche Bedeutung, die weit über Österreich hinausgeht.
Quelle: kathpress