Gott weint angesichts von Terror und Amok
Gott hat angesichts der beispiellosen Serie von drei Anschlägen binnen einer Woche in Deutschland nicht weggeschaut oder die Welt verlassen: Das hat der Innsbrucker Theologe Jozef Niewiadomski am Montag gegenüber "Kathpress" dargelegt. "Gott weinte vielmehr angesichts der ihn beleidigenden Rufe: 'Allahu akbar' (Gott ist groß) in der Regionalbahn in Würzburg, und er weinte, als die Jugendlichen im McDonald in München niedergeschossen wurden."
Eine derartige Deutung finde sich auch im überraschenden Kommentar jüdischer Rabbiner zum Ertrinken der Ägypter im Roten Meer in der Exodus-Erzählung. Der Schwerpunkt der Gottesrede sei schon hier verschoben worden "von der Perspektive eines gewalttätigen Gottes zu jenem Bild, das den einen und wahren Gott in der Situation der Trauer zeigte", so Niewiadomski. Gott habe demnach ohnmächtig getrauert "angesichts dessen, was die Natur und was wohl auch die Menschen den Opfern angetan haben".
Zugleich habe Gott laut Ansicht des Dogmatikprofessors bei den jüngsten Vorfällen aber auch seinen Beistand geleistet: den Polizisten, die sich um die Wiederherstellung der Ordnung bemühten, den Familien, die in München gestrandeten fremden Menschen ihr Haus öffneten und jenen, die für Opfer wie auch für die Täter gebetet haben. Dass Gott die Menschen auferwecken und gemäß seiner Gerechtigkeit richten werde, sei die "entscheidende Hoffnungsperspektive" gläubiger Christen wie auch Muslime. Es sei damit "keineswegs ein Relikt aus vergangenen Zeiten", sondern die "im Grunde einzige Möglichkeit, den Opfern jene Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die den Tätern nicht das letzte Wort überlässt".
Grundvertrauen "eminent religiös"
Hinweise auf einen Verlust des Grundvertrauens in der Gesellschaft sah Niewiadomski im Ausnahmezustand in München sowie in der Panik und in den kursierenden Gerüchten und unbestätigten Nachrichten über mögliche Anschläge und Täter. Die Frage nach dem Grundvertrauen sei "eminent religiös" und nicht durch rationale Erklärungen zu lösen, so der Theologe. Das zeige sich auch in ritualisierten Verhaltensweisen wie dem Anbringen von Kerzen und Blumen sowie der stillen Trauer, durch gläubige und glaubensferne Menschen.
Es könne in dieser Situation sogar kontraproduktiv sein, "nur darauf zu verweisen, dass die Täter Kleinkriminelle, psychisch kranke Individuen seien, deswegen auch ihre Taten nichts mit der Religion zu tun haben", betonte der Innsbrucker Dogmatiker. Die Theologie müsse vielmehr darauf hinweisen, dass die Besessenheit der Täter - je nach Vorfall von der Idee eines Amoklaufes oder vom Bild eines Gottes, für den man tötet - die entscheidende Gemeinsamkeit der jüngsten Gewalttaten sei.
Quelle: kathpress