Amoklauf in München
Mit Bestürzung hat Papst Franziskus auf den Amoklauf in München reagiert. Er nehme "Anteil an der Trauer der Hinterbliebenen und bekundet ihnen seine Nähe in ihrem Schmerz", heißt es in einem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Telegramm an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Darin spricht der Papst allen, die von diesem Attentat betroffen sind, sein Mitgefühl aus und dankt den Rettungs- und Ordnungskräften für ihren "umsichtigen Einsatz".
"Diese schreckliche Tat erschüttert mich und erfüllt mich mit tiefer Trauer", erklärte Kardinal Marx selbst am Samstag in München. Es komme nunmehr darauf an, "Zeichen der Hoffnung, des Friedens und des Zusammenhalts" zu setzen. Nach der Gewalttat mit zehn Toten betonte der Münchner Erzbischof, seine Gebete gälten den Opfern und ihren Angehörigen. Die vielen Verletzten könnten hoffentlich bald nach Hause zurückkehren. "Fast täglich werden wir Zeugen einer beispiellosen Entfesselung der Gewalt und des Hasses", beklagte Marx. An vielen Orten vergifteten Gewaltakte das gesellschaftliches Klima mit Angst und Schrecken. Marx rief zum Gebet für alle Opfer von Gewalt und Terror auf.
Die katholische und evangelische Kirche in Deutschland planen einen gemeinsamen Trauergottesdienst in München. Die ökumenische Gedenkfeier wurde für den letzten Sonntags im Juli im Münchner Liebfrauendom angekündigt. Kardinal Reinhard Marx gedenkt der Opfer bereits an diesem Sonntagabend in einer Messe im Dom.
Auch Benedikt XVI. trauert um die von der Bluttat Betroffenen. Der emeritierte Papst bete für "die unschuldigen Opfer und drückt den Angehörigen sein Beileid und seine Nähe aus", zitieren italienische Medien am Samstag Erzbischof Georg Gänswein, den Privatsekretär von Benedikt XVI. Der damalige Joseph Ratzinger war von 1977 bis 1982 Erzbischof der bayerischen Hauptstadt.
Am Freitagabend hatte ein Amokläufer in einem Münchner Einkaufszentrum neun Menschen erschossen. Anschließend tötete er sich selbst. Bei dem Täter handelt es sich um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner. Religiöse Motive spielten nach Polizeiangaben offenbar keine Rolle.
Landau: "Jetzt Nüchternheit und Differenzierung"
"Wir brauchen gerade jetzt Nüchternheit und Differenzierung": Das sagte Caritas-Präsident Michael Landau am Sonntag im Blick auf den Amoklauf in München. Wie mehrere andere prominente Österreicher äußerte er sich in der Sonntag-Ausgabe der "Kronen Zeitung" zu der Bluttat, die weit über Deutschland hinaus für Bestürzung sorgte. Landau riet zur Unterscheidung: "Ein psychisch kranker Jugendlicher gehört zum Arzt, ein Terrorist ins Gefängnis. Und als Gesellschaft brauchen wir gerade in fordernden Zeiten Besinnung auf das, was für die Zukunft zählt: Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Nächstenliebe."
Nichts würde solidarisches Handeln so sehr hemmen wie Angst, warnte der Caritas-Präsident. "Ich will und werde mich nicht fürchten." Und wenn in Deutschland politische Parteien jetzt mit Ängsten der Menschen spielten, "dann darf das kein Vorbild für Österreich sein".
"Wir werden weiterhin an eine bessere Welt und Zukunft glauben und an dieser auch weiter arbeiten", sagte Fahad Al Rawi von der Jugend der Initiative muslimischer Österreicher. Starjournalist Hugo Portisch befürchtet, dass man "Psychopathen, Egomanen, Fanatiker leider nicht stoppen" könne. Die heutigen Kommunikationsmittel ermöglichten es solchen Tätern, "ihre krankhaften Wunschvorstellungen auch publikumswirksam umzusetzen". Zu Wort kamen weiters die ehemalige Höchstrichterin Irmgard Griss, Schriftsteller Thomas Glavinic und Peter Gridling, Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung.
Quelle: kathpress