"Menschen und Mitwelt als Geschwister, nicht als Objekte sehen"
Die für sie zentralen schöpfungsethischen Gedanken hat die Leiterin der Katholischen Sozialakademie Österreichs, Magdalena Holztrattner, in einem Kirchenzeitungs-Interview formuliert: "Wenn wir daran glauben, dass wir beschenkt sind von Gott mit dieser Erde und mit unserem Leben auf dieser Erde als seine Schöpfung, dann ist die logische Konsequenz daraus, dass wir die anderen Menschen und die Mitwelt als Geschwister sehen und nicht als Objekte, die wir ausbeuten dürfen und mit denen wir nichts zu tun haben, weil sie anders aussehen, weil sie einen anderen Glauben haben, weil sie geflohen sind, weil sie in einem anderen Kontinent leben, weil sie einem anderen Milieu angehören."
Holztrattner ist eine der Referenten der diesjährigen "Fachtagung Weltkirche" am 22. und 23. Juli in Lambach (OÖ.), die diesmal unter dem Titel "Schöpfung in Gefahr! Aufstehen gegen Raubbau und Gier" der Papstenzyklika "Laudatio si" und ihren Implikationen gewidmet ist. Für die Sozialethikerin und Theologin liegt die Gefahr begründet in einer "Haltung, die ich den totalen Konsum nenne", und in einer "Lebensweise, die zunehmend unserer Mutter Erde Gewalt antut", wie sie im Interview mit der Kooperationsredaktion der Kirchenzeitungen erklärte.
Holztrattner nannte eine ganze Reihe von problematischen Entwicklungen einer Wirtschaft, die weder auf das Wohl der Gesellschaft noch der Natur achtet: den Raubbau an der Natur, die Ausbeutung und Zerstörung von Ressourcen wie Hölzer und Edelmetalle in Afrika und Lateinamerika, das Leerfischen der Meere, die Verschmutzung der Luft und der Gletscher etwa durch den Flugverkehr. Damit würden Bedingungen geschaffen, die ein zukünftiges Leben auf dem Planeten gefährden.
"Kaufen ist auch eine moralische Handlung"
Um dem entgegenzuwirken, brauche es eine Veränderung des Bewusstseins bei Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik, bei Medienschaffenden, bei Menschen in der Erwerbstätigkeit und auch bei Einzelpersonen, betonte Holztrattner. "Wir leben alle auf dem gleichen Planeten, deswegen haben wir eine Verantwortung" und sollten uns die Frage stellen: "Was bewirkt mein Tun und auch mein Nicht-Tun?" Auch Papst Franziskus habe das in seiner Enzyklika angesprochen: "Kaufen ist auch eine moralische Handlung, nicht nur eine ökonomische."
Die ksoe-Leiterin selbst versucht - wie sie sagte - zu tun, "was mir möglich ist, ohne dass ich dabei verkrampft bin". Gelassenheit sei wichtig, was nicht Gleichgültigkeit bedeute. Holztrattner empfahl als Richtschnur den Appell der Jesuiten: "Handle so, als ob alles von dir und nichts von Gott abhinge" wird darin ergänzt vom zweiten Teil des Spruchs: "Vertraue so, als ob alles von Gott und nichts von dir abhinge."
Quelle: kathpress