Schönborn feiert "Fest der Maria Magdalena" im Stephansdom
Die Frau, die zum engsten Kreis um Jesus von Nazareth gehörte und erste Auferstehungszeugin wurde, steht im Mittelpunkt des "Festes der Maria Magdalena", das Kardinal Christoph Schönborn am kommenden Freitag um 12 Uhr im Wiener Stephansdom feiert. Der Vatikan hat erst kürzlich auf Wunsch von Papst Franziskus den Gedenktag der Heiligen am 22. Juli aufgewertet: Laut einem Dekret der Gottesdienstkongregation vom 3. Juni wird der Gedenktag in der Kirche zukünftig als "Fest" eingestuft, damit sei Maria Magdalena, "zumindest was den Rang ihres Gedenkens im Heiligenkalender betrifft, den Aposteln gleichzustellen", so der Sekretär der Kongregation, Erzbischof Arthur Roche. Dem trägt die Erzdiözese Wien mit dem Festgottesdienst im Dom Rechnung.
Auf der Website der Erzdiözese gibt der Wiener Bibelwissenschaftler Martin Stowasser grundlegende Informationen über die Weggefährtin Jesu: "Wie unzählige jüdische Frauen" zur damaligen Zeit hieß sie Maria, ihr zweiter Name leitet sich von ihrem Heimatort ab, dem reichen Fischerdorf Magdala am See Genezaret. Dass sie "nicht über ihren Mann oder über ihre Familie definiert wird, sondern über ihren Abstammungsort", ist für Stowasser ein Hinweis darauf, dass Maria eine für damalige Verhältnisse selbstständige Frau gewesen sei. Sie sei entweder unverheiratet oder verwitwet gewesen, jedenfalls in einer "gewissen Distanz zu der familiären Anbindung, die für antike Menschen selbstverständlich war".
In die Legende ging Maria von Magdala als Sünderin und Büßerin ein: Sie soll jene Frau gewesen sein, die Jesus die Füße salbte, von der das Lukasevangelium (7,36-50) allerdings keinen Namen überliefert. "Was einst Papst Gregor der Große bestätigte, wird nun unter Franziskus aufgeklärt: Von der Sünderin ist keine Rede mehr. Vielmehr von der ersten Evangelistin", heißt es auf der Wiener Diözesan-Website. Damit ist auch die in der Kirchentradition häufige Gleichsetzung von "Sünderin" mit "Prostituierte" vom Tisch.
Den Jüngern Osterbotschaft überbracht
Der Bibel unbezweifelbar zu entnehmen ist laut Neutestamentler Stowasser, dass Maria Magdalena zum engsten Kreis um Jesus von Nazareth gehörte, der sie von Dämonen befreite - was in der Sprache der Bibel eine Bekehrung, möglicherweise eine Heilung von psychischer Krankheit meine. Maria blieb bei Jesu bis zu seiner Hinrichtung am Kreuz, entdeckte als erste das leere Grab und erlebte dort eine Erscheinung des auferstandenen Jesus. "Das Matthäus- und das Johannesevangelium schreiben ihr die 'Protophanie', also die Ersterscheinung des Auferstandenen zu", wies Stowasser hin. Daraufhin überbrachte Maria den Jüngern die Osterbotschaft. "Sie war es also, und nicht wie später dargestellt Petrus, von der jene Verkündigung ausging, durch die letztlich das Christentum entstand", erklärte der Bibelwissenschaftler.
Stowasser: "Aus heutiger Perspektive können wir also sagen, dass die Osterzeugin Maria von Magdala als wichtige Frau der frühen Kirche zurückgedrängt wurde, zugunsten der männlichen Kirche, die durch Petrus repräsentiert wird." Das sei aus heutiger frauenkritischer Sicht "eindeutig ein Fehler " gewesen, meinte der Theologe.
An einer immer wieder behaupteten Liebesbeziehung zwischen Maria und Jesus ist laut Stowasser nichts dran. In gnostischen Texten aus dem 2. Jahrhundert liest man zwar, dass er sie mehr geliebt habe, als die anderen Jünger, und dass er sie geküsst habe. Das seien aber metaphorische Formulierungen, "allegorisch zu verstehen und nicht als Anspielung auf eine sexuelle Beziehung", stellte Stowasser klar.
Quelle: kathpress