Reformationsjubiläum braucht ökumenische Akzente
Das Reformationsgedenken 2017 wird dann ein Erfolg, wenn es gelingt, eine weitere Annäherung zwischen evangelischer und katholischer Kirche herbeizuführen: Das haben Kardinal Kurt Koch und der lutherische Bischof Michael Bünker am Freitag bei der Ökumenischen Sommerakademie im Stift Kremsmünster betont. Die traditionelle Sommerakademie stand heuer unter dem Motto "Es muss sich etwas ändern. Anstöße der Reformation." Im Vorfeld des Jubiläumsjahres 2017 wollten die Veranstalter die Reformation nicht als punktuelles, vor 500 Jahren stattgefundenes Ereignis verstehen, sondern deren Impulse für die gemeinsamen aktuellen Herausforderungen der Kirchen und das ökumenische Gespräch ausloten.
Klar sei, dass Luther ursprünglich keine neue Kirche begründen bzw. eine Spaltung herbeiführen wollte, sagte Kardinal Koch. Luther sei es um die Reform der einen Kirche gegangen. Insofern hätten manchen Autoren Luther auch als "Reformkatholiken" bezeichnet. Koch: "Luther wollte keinen Bruch mit der Katholischen Kirche." Freilich müsse man nüchtern feststellen, dass die Reformation nicht die von Luther angestrebte Reform der gesamten Kirche gebracht habe, sondern die Spaltung. Dabei freilich trage die Katholische Kirche große Mitschuld, räumte Koch ein.
"Das war Luthers Konzil"
Wie Koch, so betonte auch Bischof Bünker, dass Luther keine neue Kirche gründen wollte. Er wollte Reformen und dafür ein Konzil. Das entsprechende Konzil ganz nach Luthers Geschmack sei in der Katholischen Kirche freilich erst 1962 mit dem Zweiten Vatikanum gekommen. Bünker: "Das war Luthers Konzil."
Bischof Bünker hob hervor, dass der Evangelischen Kirche sehr viel daran liege, das Jubiläumsjahr 2017 ökumenisch zu begehen. So habe er beispielsweise alle evangelischen Pfarrgemeinden in Österreich ermutigt, den Reformationstag (31. Oktober) 2017 möglichst öffentlichkeitswirksam unter Einbeziehung der anderen Kirchen zu begehen.
Große Hoffnungen setzten sowohl Koch als auch Bünker in die Begegnung von Papst Franziskus mit Vertretern der Lutherischen Weltbunds (LWB) und weiteren hochrangigen Repräsentanten der Lutherischen Kirche am 31. Oktober 2016 im schwedischen Lund. Der Papst und die evangelischen Vertreter werden u.a. gemeinsam einen ökumenischen Gottesdienst feiern und eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen.
Ökumene: Kirchenverständnis im Fokus
Als drängendes ökumenisches Thema zwischen der katholischen und evangelischen Kirche betonten Bünker und Koch übereinstimmend die Frage des Kirchenverständnisses. Bünker plädierte in diesem Zusammenhang dafür, nicht zuerst auf vermeintliche Mängel bei der jeweils anderen Kirche zu sehen, sondern die Stärke und das Positive der jeweils anderen Kirche in den Blick zu nehmen.
Bischof Bünker unterstrich einmal mehr das Modell einer kirchlichen Einheit in versöhnter Verschiedenheit. Unterschiede zwischen den Kirchen seien zwar vorhanden, diese müssten aber nicht kirchentrennend sein. Die Verschiedenheit dürfe freilich nicht mit Beliebigkeit verwechselt werden. Es könne nur eine begrenzte Vielfalt geben, so Bünker. Auch sei diese versöhnte Verschiedenheit nicht als Schlusspunkt einer Entwicklung zu begreifen sondern ganz im Gegenteil erst als Anfang eines immer stärkeren vertieften Miteinanders hin zu noch mehr Einheit, so Bünker.
Sinngemäß äußerte sich auch Kardinal Koch: Katholiken wie Evangelische sollten sich dessen vergegenwärtigen, was sie sich gegenseitig angetan hätten. Deshalb brauch es als ersten Schritt im Gedenkjahr 2017 einen öffentlichen Bußakt, mahnte Koch ein.
Bischof Bünker betonte in seinen Ausführungen weiters, dass man das Reformationsjubiläum nicht auf Martin Luther und die Lutherische Kirche beschränken dürfe. Es gelte, die gesamte reformierte Tradition in den Blick zu nehmen. Im Übrigen habe die Reformation auch nicht erst mit Luther ihren Anfang genommen, so Bünker, der u.a. auf den böhmischen Reformator Jan Hus und die Waldenser in Italien verwies.
Kardinal Koch wiederum wies darauf hin, dass es vor Luther auch andere Reformbewegungen innerhalb der katholischen Kirche gegeben hatte. Als Beispiel nannte er Franz von Assisi.
Übereinstimmend erklärten Bünker und Koch, dass es neben der Klärung des Kirchenverständnisses auch die Klärung des Amtsverständnisses brauche. Hier müsse der theologische Dialog vertieft werden. Als großes pastorales Problem orteten beide die Situation der konfessionsverschiedenen bzw. konfessionsverbindenden Ehen. Diese seien zwar im Sakrament der Taufe und in der Ehe verbunden, könnten aber nicht gemeinsam das Sakrament der Eucharistie feiern. Hier brach vor allem Bischof Bünker eine Lanze für Fortschritte in der Annäherung zwischen katholischer und evangelischer Kirche.
Die Ökumenische Sommerakademie ist eine Veranstaltung der Katholische Privatuniversität Linz, des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, des Evangelischen Bildungswerks Oberösterreich, der Kirchenzeitung der Diözese Linz, des Stiftes Kremsmünster, der Religionsabteilungen des ORF und des Landes Oberösterreich. Die Vorträge der Akademie zum Nachhören sowie zahlreiche weitere Informationen finden sich auf der Website der Diözese Linz (www.dioezese-linz.at).
Quelle: kathpress