Pädagogische Werktagung in Salzburg hat begonnen
Mit einem Blick auf die Kunst näherte sich Clemens Hellsberg, langjähriger Vorstand der Wiener Philharmoniker, als Eröffnungsredner der diesjährigen Internationalen Pädagogischen Werktagung Salzburg deren Thema Zeit an. Mithilfe ausgewählter Stücke verdeutlichte er am Montagabend in der Großen Aula der Universität Salzburg, dass Zeit in der Musik sich keineswegs auf Fragen des Tempos und Rhythmus beschränkt, sondern in vielerlei Hinsicht eine entscheidende Komponente darstelle. Der Gedanke der Dreidimensionalität der Zeit als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beschäftigt die Kunst seit jeher, so Hellsberg. Er stellte die Frage in den Raum, ob große Meister durch ihre Werke nicht für einen Moment wieder zum Leben erweckt und so zu unseren Zeitgenossen gemacht würden.
"In der Kunst lässt sich immer wieder Neues entdecken. Sie lässt uns dadurch eine Ahnung von Unendlichkeit erleben", argumentierte der renommierte Musiker. Das scheinbare Paradoxon, dass kurze Augenblicke in der Musik zu Sternstunden werden können, lässt die Überzeitlichkeit von Musik deutlich werden. Wie einst Augustinus ist auch Clemens Hellsberg überzeugt: "Zeit wohnt in der Seele."
Das Thema, dem sich die 65. Pädagogische Werktagung in diesem Jahr widmet, ist vielschichtig. In bewährt interdisziplinärer Herangehensweise nähern sich die Referenten dem Geheimnis der Zeit auf philosophische, physikalische, psychologische, pädagogische und spirituelle Art und Weise. Eine Woche lang werden neue Forschungsergebnisse diskutiert und in Arbeitskreisen vertieft.
Lackner: Muße kommt heute zu kurz
In seinen Grußworten bedauerte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner das zunehmende Abhandenkommen von Muße und dem Nachsinnen von Selbstverständlichem, das in unserer von ökonomischen Interessen gesteuerten Kultur zu kurz komme. Er regte dazu an, dem Thema Zeit mit Reflexion, aber auch mit "Proflexion" zu begegnen: "Durch Reflexion geschieht Erinnerung, das bedeutet Bewusstwerdung einer Vorgeschichte. Die Proflexion lässt in uns Zukunft bewusst werden, die Vergangenheit werden wird."
Auch Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer betrachtete kritisch, wie die heutige Zeit immer schnelllebiger wird - nicht zuletzt aufgrund der Möglichkeiten und intensiven Nutzung der neuen Medien. Als Stichwort nannte er den Begriff "POPC", der in der Zeitforschung das Phänomen des ständigen Vernetzt-Seins beschreibt: "permanently online, permanently connected".
Weitere Vorträge zum Thema Zeit finden bis einschließlich Freitag jeweils um 9.15 Uhr und 11 Uhr in der Großen Universitätsaula am Max-Reinhardt-Platz statt. Die Werktagung gilt als eine der wichtigsten pädagogischen Tagungen im deutschsprachigen Raum mit jährlich mehreren Hundert Teilnehmern. Veranstaltet wird sie vom Katholischen Bildungswerk Salzburg in Kooperation mit der Caritas Österreich und der Universität Salzburg, Einzel- sowie Vormittagskarten sind an der Tageskasse erhältlich.
Info: www.bildungskirche.at
Quelle: Kathpress