Muslimische Konvertiten müssen mit Repressalien rechnen
Muslime, die in Österreich zum christlichen Glauben übertreten wollen, müssen mit Repressalien rechnen. Darauf hat Friederike Dostal, die in der Erzdiözese Wien für das Erwachsenenkatechumenat zuständig ist, am Dienstag im ORF-"Report" aufmerksam gemacht. Sie wisse von Fällen, wo islamische Vermieter solche Konvertiten kurzerhand auf die Straße setzen; die Kirche sei dann immer wieder gefordert, kurzfristige Wohnmöglichkeiten etwa in Pfarren zu schaffen. Laut Dostal komme es auch in Flüchtlingsquartieren zu Mobbing, "größere Übergriffe" seien aber bisher nicht bekannt.
Aber nicht nur Flüchtlinge gerieten durch einen Glaubensübertritt in Schwierigkeiten: Manche Taufwerber brechen das einjährige Katechumenat (die Taufvorbereitung mit einer grundlegenden Einführung in die christliche Lehre und Glaubenspraxis) ab, um ihre Familie in der Heimat nicht zu gefährden. Friederike Dostal berichtete im ORF von Fällen aus Ägypten, dem Irak, Pakistan oder Afghanistan, besonders schwierig sei die Lage bei Jordaniern.
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Rainald Tippow, Flüchtlingskoordinator der Erzdiözese Wien, stellte klar, dass nur ein "ganz kleiner Bruchteil" der muslimischen Flüchtlinge zum Christentum konvertieren möchte: Nur 50 von 16.000 kirchlich betreuten Menschen wollten heuer diesen Schritt setzen. 2015 empfingen in Österreich 150 muslimische Konvertiten die Taufe, ein Drittel davon in Wien. In der Diözese Linz bereiten sich derzeit 120 muslimische Flüchtlinge auf die Taufe vor, das Katechumenat dauert wie auch sonst in Österreich mindestens ein Jahr. Freikirchen würden es mit der Vorbereitung nicht so genau nehmen, der "Report" berichtete von einer Massentaufe durch die von einem Exiliraner gegründete holländische "Cyrus Church".
Genaue Prüfung der Motive
Einheitliche Qualitätsstandards, inhaltliche Orientierungen und Rahmenvorgaben zum Verlauf eines Katechumenats hat die Österreichische Bischofskonferenz in Form eines Leitfadens veröffentlicht. Die Broschüre "Katechumenat. Pastorale Orientierungen" ist in der Schriftenreihe "Die Österreichischen Bischöfe" erschienen. Sie enthält u.a. die im Februar 2015 veröffentlichten "Richtlinien zum Katechumenat von Asylwerbern" und ist auf der Website der Bischofskonferenz abrufbar (www.bischofskonferenz.at).
Für Flüchtlinge sieht die Bischofskonferenz besondere Regelungen vor. Schließlich verlange die Tatsache, dass Konversion zum Christentum bzw. eine bereits erfolgte Eingliederung in die Kirche in einem Asylverfahren berücksichtigt werden muss, wenn dies als Ursache der Flucht oder als Grund von Verfolgung angegeben wird, eine besondere Sensibilität und Aufmerksamkeit auch seitens der Kirche. Wörtlich heißt es dazu in dem Dokument: "Deshalb ist es für die Kirche besonders wichtig, die Echtheit der Motive für den Taufwunsch genau zu prüfen und auf eine sorgfältige Durchführung des Katechumenats und eine ausreichende Dauer zu achten".
Quelle: kathpress