Integration kein einseitiges Bemühen
Die Integration von Flüchtlingen darf laut dem Generalsekretär der Superiorenkonferenz der Männerorden, Pater Franz Helm, kein einseitiges Bemühen bleiben. Der Anpassungsleistung der Flüchtlinge müsse auf Seiten der aufnehmenden Gesellschaft ein Bestreben um Dialog und die Bereitschaft, sich verändern zu lassen, gegenüberstehen. "Integration nur als Verpflichtung der Anderen zu sehen und zu meinen, für einen selbst würde und dürfe sich nichts ändern, finde ich falsch", so Helm am Mittwoch gegenüber "Kathpress".
Der Männerordensvertreter plädierte dafür, Extrempositionen und Pauschalurteile zu überwinden. Menschen in Kategorien wie "Ausländer" und "Österreicher" zu stecken oder alle Muslime über einen Kamm zu scheren "hilft uns da nicht weiter". Fundamentalismen auf beiden Seiten würden häufig Integration verhindern - "sowohl überzeugte gläubige Muslime, die denken, die einzig wahre Religion zu haben, als auch selbsternannte Verteidiger des 'christlichen Abendlandes', die eine absolute Integration fordern, als ob unsere Werte und Überzeugungen die einzig richtigen seien".
"Ganz wichtig" sind Pater Helm deshalb persönliche Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten. Ein Miteinander entstehe am ehesten dort, "wo ganz konkret Solidarität gelebt oder der Alltag geteilt wird"; denn "eigentlich können wir ungeheuer viel lernen und gemeinsam an der Situation wachsen, wenn wir das wollen".
Engagement aus christlicher Nächstenliebe
Das Engagement der Ordensgemeinschaften bei der Integration von Flüchtlingen sieht der Ordensmann in einer christlichen Nächstenliebe begründet, "die nicht nach Nationalität oder Religion fragt, sondern sich des Menschen annimmt, der in Not ist". Integration und Solidarität einzufordern, sei außerdem zu wenig, "das verpflichtet auch, selbst diese Solidarität zu leben".
Ein Patentrezept für gelungene Integration hätten die Ordensgemeinschaften nicht, die Zugänge seien so verschieden wie die einzelnen Gemeinschaften und knüpften meistens am jeweiligen Charisma an: "Wenn Schulorden Flüchtlingskinder aufnehmen und ihnen Bildung ermöglichen, dann knüpfen sie bei ihrer Gründungsintention an, jungen Menschen Bildung zu ermöglichen, die sonst davon ausgeschlossen wären. Wenn Salesianer Don Boscos ein 'Salesianisches Flüchtlingswerk' haben, setzten sie sich ihrem Gründer, dem Heiligen Johannes Bosco, gemäß für Jugendliche ein; und wenn die Jesuiten einen weltweit agierenden 'Refugee Service' haben, dann ist das die Umsetzung der Selbstverpflichtung, sich für Gerechtigkeit und Menschenwürde einzusetzen."
Auf die Betreuung und Integration von Flüchtlingen spezialisierte Orden gebe es bisher noch nicht, Neugründungen vor diesem Hintergrund hält der Ordensmann aber für durchaus möglich. "Orden sind ja im Laufe der Geschichte immer wieder so entstanden, dass sie brennende Herausforderungen der Gesellschaft aufgegriffen und versucht haben, eine Antwort darauf aus der Kraft und der Sichtweise des Evangeliums zu geben."
Pater Helm selbst gehört dem Orden der Steyler Missionare an. In einem Haus des Ordens, dem im Süden von Wien gelegenen Missionshaus St. Gabriel, hat die Unterbringung von Flüchtlingen Tradition. Bereits beim Ungarnaufstand 1956 und 1957 wurden dort Vertriebene aufgenommen, 1992 während des Bosnienkrieges ein ganzer Flügel des dort ansässigen Priesterseminars für bis zu 220 Flüchtlinge geräumt. Nach den Bosniern waren es Tschetschenen und Afghanen, die im Flüchtlingsheim der Steyler Missionare Unterkunft fanden. Heute kämen vor allem Iraker und Syrer. Derzeit leben 140 Asylwerbern in der Grundversorgung im Haus St. Gabriel, das gemeinsam mit einer Notunterkunft mit einer Kapazität für über 100 Flüchtlinge von der Caritas Flüchtlingshilfe geleitet wird.
Schulschwestern geben Deutschunterricht
Die Betreuung von Flüchtlingen ist auch immer wieder Thema im Alltag der Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Sr. Beatrix Mayrhofer: "Wo immer ich hinkomme und Schwestern frage, wie es ihnen in dem Bereich geht, erzählt man mir von einem konkreten Projekt." Sr. Mayrhofer selbst gehört dem Orden der "Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau" an. Im Schulzentrum der Schwestern sei es "selbstverständlich, dass asylsuchende Kinder aufgenommen werden". In der Wiener Friesgasse setzt man auf zusätzlichen Deutschunterricht und eine "gute Durchmischung" der Kinder, denn "wenn ein chinesisches Kind mit einem syrischen oder österreichischen Kind schwätzen will, müssen sie deutsch reden".
Von Seiten der öffentlichen Hand wünscht sich Sr. Mayrhofer mehr und unkompliziertere Unterstützung. Konkret geht es um den Ausbau des Zusatzunterrichts Deutsch als Fremdsprache und eine Aufstockung des Begleitpersonals im Unterricht. Dass vor allem muslimische Kinder Probleme im Unterricht machen, kann die Ordensfrau nicht bestätigen. Es komme nicht so sehr auf die Religion an, sondern mehr auf den Grad der Traumatisierung der Kinder.
Quelle: kathpress