Positiv-Bilanz zu Info-Kampagne über Mindestsicherung
Das evangelische Hilfswerk Diakonie zieht eine erste positive Bilanz zur laufenden Info-Kampagne über die Bedarfsorientierte Mindestsicherung (BMS): Die hohen Zugriffszahlen auf die eigens erstellten Web-Grafiken sowie die bereits vergriffenen Freecards in Lokalen und Gaststätten würden belegen, dass es einen hohen Aufklärungsbedarf gibt, teilte die Diakonie in einer Aussendung am Dienstag mit.
Am häufigsten sei man im Zuge der seit Juni laufenden Kampagne unter dem Titel "Wahrheit oder Pflicht?" mit der Frage konfrontiert worden, warum die Richtigstellungen rund um das Thema Mindestsicherung nicht breiter rezipiert würden: "Warum liest man das kaum wo, warum sind die Infos in der veröffentlichten Meinung so einseitig und unausgewogen?"
Die Freecards und Infographiken setzten sich beispielsweise mit der Frage auseinander, wo die Mindestsicherung nach ihrer Einführung am stärksten gestiegen ist. So seien die Zuwachsraten bei den BMS-Beziehern beispielsweise nicht in jenen Bundesländern mit den hohen Leistungen am höchsten, sondern in denen mit den niedrigsten: In Oberösterreich und Niederösterreich etwa, die zur Gruppe der Bundesländer mit niedrigen bzw. mittleren Leistungshöhen zählen, würden Anstiege von rund einem Viertel bei den Beziehern der BMS verzeichnet, so die Diakonie.
Bedarf stieg lange vor Fluchtkrise
Zugleich stelle die Kampagne klar, dass die Bezugsdauer der BMS im Durchschnitt nur zwischen sechs und neun Monate beträgt - und dass die Zahlen Mindestsicherungsbezieher nicht erst seit der Fluchtbewegung aus Syrien angestiegen sei, sondern bereits wesentlich früher. Als Gründe dafür nannte die Diakonie fehlende Arbeitsplätze, steigende Wohnkosten in den Städten, physische und psychische Beeinträchtigungen sowie nichtexistenzsichernde Jobs.
Es genüge daher auch nicht, von der Mindestsicherung allein zu sprechen, so Diakoniedirektor Michael Chalupka. Die Mindestsicherung könne "nicht der 'Staubsauger' für alle strukturellen Probleme sein, die in der Mitte der Gesellschaft angelegt sind: Arbeitslosigkeit, Pflegenotstand, prekäre Jobs, mangelnde soziale Aufstiegschancen im Bildungssystem." Es sei daher notwendig, dort etwas zu tun, wo Armut entstehe, so Chalupka.
Quelle: kathpress