"Poetikdozentur" an Theologischer Fakultät wird fortgesetzt
Die "Poetikdozentur" an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien wird im Herbst fortgesetzt. Das teilte der Initiator der Dozentur, der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück, im "Kathpress"-Interview mit. Die positive Resonanz auf die ersten drei Vorträge im heurigen Frühling und das breite mediale Echo habe ihn in seinem Vorhaben bestätigt, im Herbst abermals drei prominente zeitgenössische Autoren unter dem Dozentur-Titel "Literatur und Religion" zu Vorträgen einzuladen. Bereits zugesagt haben der österreichische Autor Alois Brandstetter, der Berliner Lyriker Christian Lehnert sowie die deutsche Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe.
Brandstetter wird am 25. Oktober zum Thema "Geistiges, Geistliches, Schöngeistiges. Gedanken eines praktizierenden Schriftstellers zum Verhältnis von Literatur und Religion" referieren; es folgt am 22. November Lehnert mit einem Vortrag über "Teilchen. Cherubinische Spuren. Eine Erkundung poetischer und religiöser Bildsprache" und schließlich am 17. Januar 2017 der abschließende Vortrag von Felicitas Hoppe. Im Mai 2017 wird außerdem der Schweizer Autor Thomas Hürlimann für vier Wochen an der Fakultät lehren. Vorgesehen sind laut Tück vier Vorträge und ein abschließendes Fachsymposion mit dem Autor sowie Literaturwissenschaftlern und Theologen. Eine Etablierung der "Poetikdozentur" an der Katholisch-Theologischen Fakultät auch über diese Termine hinaus sei im Gespräch, jedoch noch nicht fix.
"Poetikdozentur" fordert zweifache Lernbereitschaft
Zugleich zog Tück gegenüber "Kathpress" eine Positiv-Bilanz zu den bisherigen drei Veranstaltungen im Rahmen der "Poetikdozentur", die offiziell am 31. Mai mit einem Vortrag Thomas Hürlimanns endete: Sowohl Sibylle Lewitscharoff als auch Thomas Hürlimann und Nora Gomringer hätten mit ihren Vorträgen ein "Unbehagen an der zeitgenössischen Ausgrenzung von Metaphysik und Transzendenz" zum Ausdruck gebracht und dieses literarisch verarbeitet. Es gebe durchaus ein Gespür in der zeitgenössischen Literatur, so Tück, dass diese Ausgrenzung "Überhangfragen offen lässt", die heute wieder stärker ins Bewusstsein rücken.
Irritiert zeigte sich Tück indes über das geringe Interesse seitens der akademischen Literaturwissenschaft an der "Poetikdozentur". So seien eigens Theologen aus dem gesamten deutschen Sprachraum zu den Vorträgen angereist, während die Vertreter des Wiener literaturwissenschaftlichen Betriebs "weitgehend mit Abwesenheit geglänzt" hätten.
Lernbereitschaft sei daher von beiden Seiten gefragt, zeigte sich Tück überzeugt: So habe die Literaturwissenschaft heute noch einen Lernprozess vor sich, wenn es darum geht, sich den Fragen von Transzendenz und Religion vorbehaltlos zu stellen; und auch die Theologie könne von der Literatur in Religionsfragen lernen, "da ja auch die Theologie meist im eigenen Glasperlenspiel kreist", so der Wiener Dogmatiker.
Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 15 Fakultäten und vier Zentren arbeiten rund 9.700 Mitarbeiter, davon 6.800 Wissenschaftler. Die Universität Wien ist damit auch die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 92.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 180 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes.
(Infos zur "Poetikdozentur": http://dg-ktf.univie.ac.at/poetik)
Quelle: kathpress