Bündnis mit Kirchenbeteiligung fordert Reform der Schulferien
Reformen bei der Ferienregelung für Schulen und weniger Schließtage in den Kindergärten sowie den flächendeckenden Ausbau ganzjähriger, kostengünstiger Betreuungsangebote in Österreich hat ein Bündnis von kirchlichen Organisationen und Arbeiterkammer (Ak) gefordert. Für Alleinerziehende, aber auch für Familien mit zwei Elternteilen werde es zunehmend schwierig, den Betreuungsbedarf der Kinder in den Ferien angemessen zu decken, beklagen die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö), die Katholische ArbeitnehmerInnen-Bewegung Österreichs (KABÖ), die kirchlich getragene Österreichische Plattform für Alleinerziehende (ÖPA) und die AK Wien am Mittwoch in einer gemeinsamen Aussendung.
Für die Probleme bei der Kinderbetreuung seien einerseits regional oft nur mangelhaft vorhandene oder zu teure Betreuungsangebote verantwortlich, aber auch Entwicklungen am Arbeitsmarkt, wiesen die Organisationen hin: "Sinkende Reallöhne, steigende Arbeitslosigkeit und Prekarisierung führen dazu, dass viele Eltern sich keine kostenpflichtigen Betreuungsangebote leisten können." Es brauche daher öffentliche Angebote der Schulen und Kindergärten auch in den Ferienzeiten. Bildungspsychologische Erkenntnisse legten überdies eine Kürzung der Sommerpause in Schulen und eine bessere Verteilung der Ferien über das gesamt Jahr hinweg nahe.
Insbesondere im ländlichen Raum mangle es nach wie vor an Betreuungsangeboten in den Gemeinden, beklagte ÖPA-Vorsitzende Gabriele Fischer. Aus Regionen wie Osttirol sei eine starke Abwanderung insbesondere von Frauen zu beobachten, "weil es einfach nicht möglich ist, Erwerbsarbeit und Betreuung zu vereinbaren". Vielerorts herrsche immer noch ein Familienbild vor, das die gesellschaftlichen Realitäten nicht berücksichtige. Dabei gäbe es laut Fischer eine "win-win-Situation", würden Gemeinden ihrer Verantwortung nachkommen: "Das stoppt die Landflucht, und es sichert den Frauen eine Pension."
Die Vorsitzende zitierte eine ÖPA-Umfrage, wonach nur 18 Prozent der Befragten die Betreuung in den Sommerferien über öffentliche Angebote und nur 13 Prozent mithilfe des zweiten Elternteils abdecken. "Nicht alle Alleinerziehende haben die Möglichkeit, auf einen Partner oder Familie zurückzugreifen", gab Fischer zu bedenken.
Bei den Ferienschließzeiten gibt es laut Arbeiterkammer gravierende Unterschiede zwischen den Bundesländern. "In Wien haben die Kindergärten im Schnitt nur 2,6 Tage im Jahr geschlossen, in allen anderen Bundesländern haben sie mehr als fünf Wochen geschlossen - also länger als der Urlaubsanspruch von Arbeitnehmern", erklärte AK-Wien-Vertreterin Sybille Pirklbauer. Am schlimmsten sei die Situation in Tirol und in Vorarlberg. Die Bündnis-Mitglieder wollen die Schließtage der Kindergärten auf maximal fünf Wochen pro Jahr begrenzt wissen.
Wie 14 schulfreie Wochen hinkriegen?
Bei schulpflichtigen Kindern ist das Unverhältnis von Urlaubsanspruch der Eltern und Schulferiendauer noch krasser, wies kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner hin. Bei mehr als 14 freien Wochen pro Schuljahr seien erwerbstätige Mütter und Väter gerade im Sommer auf teure Kurse und Ferienangebote privater oder institutioneller Anbieter angewiesen. Ein eigener Wirtschaftszweig habe sich auf diesem Feld des akuten Betreuungsbedarfs etabliert. Sind auch Übernachtungen erforderlich, würden die wöchentlichen Kosten schnell 300 bis 400 Euro erreichen. "Für Alleinerziehende und Familien mit mehreren Kindern ist das schlichtweg nicht leistbar", so Pernsteiner. Immerhin 19 Prozent der österreichischen Bevölkerung seien armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, ein Viertel der Armutsbetroffenen seien Kinder.
KABÖ-Vorsitzender Philipp Kuhlmann forderte vor allem eine gerechte Verteilung von Erwerbsarbeit zwischen Frauen und Männern, etwa über Arbeitszeitverkürzung, um ein existenzsicherndes Einkommen aller zu erreichen. Immer mehr Menschen in Österreich seien atypisch beschäftigt, die Zahl der geringfügig Beschäftigten etwa habe sich zwischen 1998 und 2015 verdoppelt. Kuhlmann: "Für diese Beschäftigtengruppen sind schon niedrige Betreuungskosten ein Problem."
Für mehr Ferien im Herbst
Reformbedürftig sei aber auch die Verteilung der Ferienzeiten, insbesondere bei Schulkindern, sind sich die Bündnis-Organisationen einig. Bildungspsychologen plädierten schon lange dafür, die Ferienwochen über das Jahr besser zu streuen und einen Teil der neunwöchigen Sommerferien auf den Herbst zu verteilen, teilte Veronika Pernsteiner mit: "Zwischen September und Weihnachten fehlt es einfach an Erholungszeit, vor allem für ältere Schüler mit hoher wöchentlicher Stundenzahl." ÖPA-Vorsitzende Gabriele Fischer regt zudem an, das Konzept der schulautonomen Tage zu überdenken: "Bei mehreren Kindern und unterschiedlichen Schulen kann das den Betreuungsbedarf empfindlich steigern."
Quelle: kathpress