Priesterweihen in Innsbruck und Graz
Die Verwirklichung der in der heutigen Gesellschaft so hochgeschätzten Freiheit "besteht in gewisser Weise in der Aufgabe von Freiheit": Wer einen Partner heirate oder einen Lebensberuf wähle, gibt andere Möglichkeiten auf - "und gerade darin liegt die Freiheit, diese eine zu verwirklichen": Das betonte der Linzer Bischof Manfred Scheuer am Sonntag bei der Weihe von Andreas Zeisler zum Priester. Schauplatz des Festgottesdienstes war der Innsbrucker Jakobsdom - die frühere Bischofskirche des seit Jänner in Linz residierenden Bischofs. Konzelebranten waren Diözesanadministrator Jakob Bürgler und der Regens des Innsbrucker Priesterseminars, Roland Buemberger; eine große Abordnung kam aus Axams, der Heimatgemeinde des Neupriesters.
Auch in Graz wurde ein junger Mann zum Priester geweiht: Bischof Wilhelm Krautwaschl weihte am Sonntag im Dom den aus Kärnten stammenden Paul Markowitsch. Insgesamt werden heuer nach derzeitigem Stand 26 Männer zu Priestern geweiht. 19 kommen aus Orden und ordensähnlichen Gemeinschaften, 7 sind Diözesanpriester. Durch Priesterweihen in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres könnte sich die Anzahl der Weihen bis Dezember noch etwas erhöhen.
Leben in der Nachfolge Jesu
Bischof Scheuer leitete seine Predigt mit einem Liedtext von Reinhard Mey ein: "Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein." Und fügte hinzu: "Freiheit im Sinn eines gelingenden Lebens in der westlichen Welt bedeutet mehr als nur die Chance, alles werden können und genug Geld haben zu können. Wer 'seinen Platz' in der Welt findet, wer eine sinnvolle Aufgabe hat, wer Anerkennung hat, wer liebe Menschen um sich hat, eventuell auch, wer seine Familie gefunden und seine Kinder bekommen hat, der verwirklicht 'Freiheit zu'."
Die Sehnsucht, alles verwirklichen zu können, führt nach den Worten des Bischofs eher zu Verlusterfahrung als zu mehr Freiheit. Denn wer nie mit einer Aufgabe zufrieden sei, sich nie für einen Partner oder den "richtigen Zeitpunkt" fürs Kinderkriegen entscheiden kann, "wer nie ja sagt und immer noch Größeres, Besseres wünscht", werde letztlich arbeitslos, kinderlos, beziehungslos bleiben.
Vor diesem Hintergrund warb Scheuer für ein Leben in der Nachfolge Jesu. Diese sei keine Erfolgs- oder Siegergeschichte, sondern mit Höhen und Tiefen versehen und erfordere beständiges Lernen. Scheuer abschließend: "Seelsorge und Begleitung kann nur durch Menschen erfolgen, die nicht nur an sich selbst und an der eigenen Autonomie interessiert, sondern "generative Menschen" sind, also Menschen, die selbst auf festem Grund stehen, Vertrauen vermitteln und Freude am Blühen anderer haben."
Neupriester Andreas Zeisler (31) studierte Katholische Fachtheologie an der Uni Innsbruck, trat 2011 in das Bischöfliche Priesterseminar ein und wurde im März 2015 zum Diakon geweiht. Sein Pastoraljahr absolvierte er in Lienz. Die Primizfeierlichkeiten in seiner Heimatgemeinde Axams finden am Sonntag, 17. Juli ab 8.30 Uhr statt. Seine erste Tätigkeit als Priester wird Zeisler im Herbst als Kooperator in Thaur, Absam und Absam-Eichat wahrnehmen.
Eine weitere Priesterweihe mit Bischof Manfred Scheuer in Tirol ist am 17. September in der Innsbrucker Jesuitenkirche geplant. Dabei werden sechs Jesuiten aus der deutschen sowie der österreichischen Jesuitenprovinz Priester.
Graz: "Sei einer, der nach der Herde riecht!"
Im Grazer Dom weihte am Sonntag der steirische Bischof Krautwaschl den aus Kärnten stammenden Paul Markowitsch zum Priester. Priester seien "dann wirkliche Hirten des Volkes Gottes, wenn sie um das Leben der Menschen wissen", betonte der Bischof: "Um es mit Papst Franziskus auszudrücken: Sei einer, der nach der Herde riecht!" Wer sich um Nähe zur Freude und Hoffnung, zu Trauer und Angst der Christen bemühe, werde an sich selbst und den anderen immer und immer wieder die Entdeckung machen: "Ich bin angewiesen auf die nicht einforderbare Barmherzigkeit, die der Name ist für Gottes Gerechtigkeit."
Es geht nach den Worten Krautwaschls nicht darum, sich beim priesterlichen Dienst als Amtsträger in den Vordergrund zu rücken. Vielmehr gelte es das im Blick zu haben, "was die einzelnen nötig haben, im Unterwegssein mit Gott durch Mitgehen zu begleiten und voranzubringen".
Der Grazer Bischof dankte dem Neupriester für seine Aufmerksamkeit, "sich rufen und in Dienst nehmen zu lassen". Und an die beim Weihegottesdienst Anwesenden richtete er den Appell: "Werden wir auch nicht müde, immer und immer wieder diese Aufmerksamkeit für junge Menschen zu erbitten, damit sie sich in dieses Amt rufen lassen. Denn: Solches Leben ist für das Leben der Kirche heute und morgen notwendig!" Seine erste Messfeier, die Primiz, feiert Paul Markowitsch am 2. Juli in seiner Heimatpfarre Wachsenberg bei Feldkirchen (Kärnten).
Quelle: Kathpress