Schönborn reist als Papst-Gesandter nach Weißrussland
Kardinal Christoph Schönborn reist Anfang Juli als Gesandter von Papst Franziskus nach Weißrussland, um ihn bei den Feiern zum 25. Jahrestag der Errichtung der Erzdiözese Minsk-Mohilev zu vertreten. Die Festlichkeiten finden am 1. und 2. Juli im Marienwallfahrtsort Budslau rund 150 Kilometer nördlich der weißrussischen Hauptstadt Minsk statt. Auf dem Programm des Kardinals stehen zahlreiche Gottesdienste, Gespräche mit kirchlichen Vertretern und Repräsentanten des öffentlichen Lebens, Besuche karitativer Einrichtungen und der NS-Gedenkstätte Trostinec.
In Budslau wird Schönborn am 1. Juli die Pilger begrüßen und gemeinsam mit dem Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz einen nächtlichen Gottesdienst mit Lichterprozession feiern. Der eigentliche Jubiläumsgottesdienst im Marienwallfahrtsort findet am Samstag, 2. Juli. statt. Diesem Gottesdienst wird Kardinal Schönborn in Vertretung des Papstes vorstehen und die Predigt halten.
Nach einer Zeit der Verfolgung und der Nicht-Existenz hierarchischer Strukturen in der früheren Sowjetunion habe Papst Johannes Paul II. vor 25 Jahren die Zeichen der Zeit erkannt und die Basis für eine "Erneuerung und Entwicklung" der katholischen Kirche in Weißrussland gelegt, betont Erzbischof Kondrusiewicz in einem Schreiben anlässlich des Jubiläums. Die Erzdiözese Minsk-Mohilev sei nun dabei, nach 25 Jahren des Bestehens ein neues Kapitel ihrer Geschichte zu beginnen. Besonderes Augenmerk wolle die Kirche künftig auf die Glaubensvermittlung, die Jugend und Familien richten. Zusätzlich brauche es auch neue Kirchen, so der Erzbischof.
Etwa 15 Prozent der rund zehn Millionen Einwohner Weißrusslands bekennen sich zur katholischen Kirche. Viele davon gehören der polnischen Minderheit an. Die katholische Kirche ist die zweitgrößte Konfession im Land. Von allen russisch-orthodox geprägten Ländern ist es das Land mit der größten römisch-katholischen Minderheit. Neben der Erzdiözese Minsk-Mogilew besteht die katholische Kirche in Weißrussland noch aus den Diözesen Grodno, Pinsk und Witebsk. Zur Erzdiözese Minsk-Mohilev gehören rund 625.000 Katholiken, zur Diözese Grodno 575.000, zur Diözese Pinsk 42.000 und zur Diözese Witebsk 173.000.
Die orthodoxe Kirche ist die mit Abstand stärkste Konfession in Weißrussland. Kardinal Schönborn wird im Rahmen seines Besuchs auch mit Metropolit Pavel zusammentreffen, dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche in Weißrussland, die zum Moskauer Patriarchat gehört.
Auf dem Besuchsprogramm des Kardinals steht weiters das Caritaszentrum St. Lukas bei Minsk. Hier können krebskranke Kinder und ihre Mütter während der Behandlung in der nahe gelegenen Kinderkrebsklinik kostenlos wohnen. Vielen leukämiekranken Kindern aus armen Familien vom Land würde sonst eine Behandlung verwehrt bleiben, da die Bezahlung der Reise und der Unterkunft, um in einer Klinik in der Stadt eine Therapie machen zu können, für sie nicht leistbar ist. Seit der Eröffnung 2004 konnten über 1.300 Kinder im Caritaszentrum bleiben, das von der österreichischen Caritas unterstützt wird.
Viel beachtet wird sicher auch der Besuch des Kardinals bei der Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in Trostinec. In Maly Trostinec, nur wenige Kilometer außerhalb der weißrussischen Hauptstadt Minsk, wurden von den Nazis bis zu 13.000 österreichische Juden ermordet. Viele der Deportierten wurden im nahe gelegenen Wald von Blagovscina erschossen. Insgesamt sollen bis zu 60.000 Menschen in dem Lager und Umgebung den Tod gefunden haben. Derzeit sind Bemühungen um die Erweiterung der Gendenkstätte im Gang.
Quelle: kathpress