Lehrgang für "solidarisches Europa"
Ein Lehrgang als "europäischer Lernraum", der "Gestaltungskompetenz für den gesellschaftlichen Wandel" vermitteln soll: Auf dieses Angebot hat die Katholische Sozialakademie (ksoe) am Donnerstag bei einem "ksoe-Frühstück" im "JesuitenFoyer" in Wien aufmerksam gemacht. Ksoe-Leiterin Magdalena Holztrattner sprach im Blick auf den zweijähriger Kurs "Soziale Verantwortung" mit grenzüberschreitenden Modulen u.a. in Brüssel und Sarajevo von Impulsen für ein solidarisches Europa durch "reflektierten Idealismus", bei dem das Tun zum Wissen treten solle. Lehrgangsleiterin Margit Appel wies auf Herausforderungen wie Klimawandel, Migrationsströme und autoritäre politische Strömungen hin, die innerhalb nationalstaatlicher Grenzen nicht zu bewältigen seien.
Das "ksoe-Frühstück" wurde bewusst am Tag der britischen EU-Mitgliedschaftsabstimmung angesetzt, um die Frage nach Solidarität innerhalb der EU aufzugreifen. Sieglinde Rosenberger, Politikwissenschaftlerin an der Universität Wien und eine von vielen in den ksoe-Lehrgang eingebundenen Fachleuten, erinnerte an den Entstehungskontext der Union als Friedensprojekt basierend auf wirtschaftlicher Verflechtung. Es gehe um "verteilungsdemokratisches" Agieren, bei dem EU-Nettozahler auch Nutzen für sich selbst bzw. die eigene Bevölkerung lukrieren können.
Die derzeit omnipräsente Flüchtlingskrise stelle freilich vor neue Anforderungen, so Rosenberger: Regelmechanismen, durch die alle etwas von erzielten Kompromissen haben, funktionierten nicht angesichts von zu verteilenden Lasten, die auch kulturelle bzw. identitätsbezogene Fragen wie "Wie viele Flüchtlinge 'vertragen' wir?" aufwerfe. Auch die Politologin meinte, das auf nationalstaatlicher Ebene hier keine Lösungen zu erzielen seien.
Kurs mit gesamteuropäischer Perspektive
Auf eine gesamteuropäische Perspektive ist auch der schon oftmals erfolgreich durchgeführte Lehrgang der Katholischen Sozialakademie ausgerichtet, wie Gabriele Lindner und Margit Appel als inhaltlich Verantwortliche erläuterten. Dabei wird mit Partnern in mittel- und südosteuropäischen Ländern ebenso kooperiert wie mit in der politischen Erwachsenenbildung befassten Trägern in Österreich wie Renner-Institut, Politische Akademie und Grüne Bildungswerkstatt, mit Armutskonferenz, "attac Österreich" oder dem islamischen Lehramtsausbildungs-Institut IRPA. Auch die Teilnehmenden und Fachleute kommen aus verschiedenen Ländern Europas.
"Die Zukunft Europas wird wesentlich davon bestimmt sein, wie ein friedvolles, solidarisches und demokratisches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Weltanschauungen gelingt", heißt es in der Lehrgangsankündigung. Der auch auf Persönlichkeitsbildung abzielende Kurs "befähigt und ermutigt", damit verbundene Chancen und Herausforderungen gestaltend aufzugreifen.
Zielgruppe sind in der Bildungsarbeit Tätige, Personen in einer Leitungsfunktion oder in wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kirchlichen Organisationen bzw. Initiativen Engagierte. Absolventen erhalten ein Zertifikat der Katholischen Sozialakademie; der Lehrgang ist akkreditiert durch die "WeiterBildungsAkademie Österreich".
Kursbeginn ist im Oktober 2016, üblicher Schauplatz ist das Wiener Kardinal-König-Haus, die Teilnahmegebühr beträgt - sofern kein Stipendienanspruch besteht (siehe www.kursfoerderung.at) - 5.100 Euro. (Info und Anmeldung: Mail: office@ksoe.at, www.ksoe.at)
Quelle: kathpress