Von der Schönheit des Christseins
Paul Markowitsch steht an der Eingangstüre der Kirche und verabschiedet die Pfarrgemeinde nach dem Sonntagsgottesdienst. Er schüttelt jedem die Hand, hat immer für alle ein freundliches Lächeln und hört aufmerksam zu. „Das wird sicher eine der größten Herausforderungen als Priester sein“, sagt der 27-jährige Diakon nachdenklich. „Von einer Pfarre zur anderen oder am Sonntag von einer Kirche zur nächsten. Da bleibt mir sicher nicht mehr viel Zeit, um den Leuten zu begegnen, mich zu unterhalten und auszutauschen.“
Tatsächlich haben sich die Anforderungen an Priester stark verändert: Manager, Finanzexperte, PR-Manager, Sozialarbeiter – all dies soll ein Pfarrer in sich vereinen. Ein „Wunderwuzzi“ halt – um es mit den Worten von Bischof Krautwaschl zu sagen. „Aber das funktioniert nicht. Man bleibt auch immer Mensch“, ist Markowitsch überzeugt. Trotz allem freut er sich sehr auf die Zeit nach der Priesterweihe, darauf Gottesdienste zu feiern und Sakramente zu spenden. „Ich möchte noch ein Stück mehr mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und mit den Menschen in Freud und Leid den Blick immer wieder neu auf Jesus Christus richten“, so sein Wunsch. „Ich hoffe, dass durch meine Priesterweihe viele wieder neu erleben können, wie schön es ist, ein Christ zu sein.“
Kirchlich sozialisiert
Markowitschs Weg hin zum Priesterberuf verlief geradlinig. Bereits in frühester Kindheit spürte er seine Berufung, schon von klein auf hatte er seine kirchliche Prägung in seiner Familie und in seiner Heimatpfarre erfahren. Das Gebet, das Lesen der Heiligen Schrift und der Besuch der Gottesdienste waren stets ein wichtiger Teil in seinem Alltag. „Glaube ist nicht etwas, das man als Sonntagspflicht erfüllt, sondern er gestaltet und prägt das gesamte Leben. So habe ich es bereits mit der Muttermilch mitbekommen und dafür bin ich sehr dankbar“, erzählt Markowitsch.
Auch in der Schule hat er seinen Glauben offen gelebt. Was in der Volksschule noch kein Problem war, wurde im Gymnasium zur Herausforderung. Denn gerade in der dritten und vierten Klasse haben die anderen Jugendlichen ganz andere Dinge als den Glauben im Kopf gehabt. „Sie betrachteten mich als ‚sonderbaren Vogel‘.“ Argumentative theologische Schärfe holte sich Markowitsch bei Joseph Ratzinger, der neben Augustinus und John Henry Newman zu seinem Lieblingstheologen avancierte.
Höhepunkt Priesterweihe
Seine Familie nahm die Entscheidung des 14-jährigen Jugendlichen, Priester zu werden, zunächst nicht ganz ernst. Erst als er dann 2007 maturierte und der Entschluss noch immer feststand, merkten seine Eltern, dass es ihm ernst war. Nach einem weiteren Bedenkjahr trat er 2009 schließlich ins Priesterseminar ein und begann mit seinem Theologiestudium, das er 2015 abschloss.
Einen vorläufigen Höhepunkt in seinem bisherigen Leben stellte die Diakonweihe 2014 dar. Doch die Priesterweihe, die er am 26. Juni im Grazer Dom feiern darf, stellt zweifellos das wichtigste und einschneidendste Erlebnis in seinem Leben dar, so Markowitsch. Und wenn man in das strahlende Gesicht des jungen Mannes sieht, so werden letzte Zweifel weggewischt: Da steht tatsächlich jemand fest im Glauben und zu seiner Berufung; da wird jemand Priester aus Leidenschaft. Menschen, wie wir sie dringend brauchen.
Sigrid Sudi