Salzburger Erzbischof warnt vor "Radikalisierung in der Sprache"
Vor einer weiteren "Radikalisierung in der Sprache" warnt der Salzburger Erzbischof Franz Lackner. Neben den zahlreichen aktuellen geografischen Konflikt- und Krisenherden sei eine solche sprachliche Radikalisierung gefährlich, da diese "wie ein Strudel" wirke, "dem man sich nicht leicht entzieht", betonte Lackner in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Salzburger Kirchenzeitung "Rupertusblatt". Die Rolle der Kirche bestehe in dieser Situation darin, "mit Worten ab(zu)rüsten" und "Besonnenheit im Umgang mit anderen" vorzuleben. Entsprechend sei auch die Rolle des Bischofs in dieser Zeit mehr denn je die Rolle eines "Brückenbauers" - und zwar unparteiisch im Sinne einer "zweifachen Anwaltschaft", so Lackner.
Erzbischof Lackner äußerte sich in einem ausführlichen Interview aus Anlass eines doppelten Jubiläums: So feiert Lackner in Kürze seinen 60. Geburtstag (14. Juli) und zugleich sein silbernes Priesterjubiläum. Am 23. Juni werden diese beiden Ereignisse zum Anlass für einen Festgottesdienst im Salzburger Dom genommen (18 Uhr).
Lackner hat die Leitung der Erzdiözese Salzburg 2013 übernommen. Seither hat er u.a. einen "Zukunftsprozess" angestoßen und neben wichtigen Personalentscheidungen zuletzt mit einem "Erzbischöflichen Rat" ein neues Gremium installiert. Dieses ersetze nicht das Konsistorium als höchstes diözesanes Leitungsgremium, sondern es soll als personell schlankeres, sechs- bis achtköpfiges Gremium künftig den Bischof in aktuellen Fragen beraten: "Ein Instrument, um auf aktuelle Themen schnell eingehen zu können und die großen Bereiche des Konsistoriums vorzubereiten, damit ich meine Aufgabe, als Bischof die Erzdiözese im Sinne Jesu gut zu leiten, verantwortungsvoll wahrnehmen kann."
Weiters bestätigte Lackner in dem Interview, dass er in Rom um einen neuen Weihbischof für Salzburg angefragt und Kriterien benannt habe, die ein entsprechender Kandidat mitbringen solle. Der amtierende Weihbischof Andreas Laun wird im kommenden Jahr die Altersgrenze von 75 Jahren erreichen. Zu den Kriterien für einen potenziellen Nachfolger zählt Lackner, dass es sich um einen Priester aus der Erzdiözese Salzburg handeln solle; dass dieser Weltpriester sein solle und über "eine reiche Erfahrung in der Seelsorge" verfügen solle.
Ausführlich gab Lackner in den Interview außerdem Auskunft über seinen eigenen Lebensweg als Spätberufener. So fasste er erst mit 23 Jahren den Entschluss, Priester zu werden - eine Entscheidung, die er jedoch seither nie mehr angezweifelt habe, so Lackner. Sein wechselvoller Lebensweg - vom Spätberufenen über die Zeit als Philosophie-Professor, seine Zeit als Provinzial der Wiener Franziskanerprovinz bis hin zu seiner Zeit als Weihbischof der Diözese Graz-Seckau und nun als Erzbischof von Salzburg - empfindet Lackner als Weg ständiger Überraschungen, denen er sich mit Demut und Gehorsam gefügt habe. "Gehorsam ist heute leider ein Unwort. Ich habe es immer als bereichernd erlebt, nicht die ganze Last aus mir heraus tragen zu müssen".
Quelle: kathpress