"Nicht eigene, sondern Probleme der Flüchtlinge lösen"
Mit einem gemeinsamen Gebet beim Gnadenaltar in der Mariazeller Basilika haben die österreichischen Bischöfe am Montagnachmittag ihre Sommervollversammlung begonnen. Auf der Tagesordnung der Bischofskonferenz stehen bis Mittwoch u.a. die praktische Umsetzung des päpstlichen Schreiben "Amoris laetitia" zu Ehe und Familie und die Flüchtlingsfrage. "Es geht nicht primär darum, wie wir unser Problem mit den Flüchtlingen lösen, sondern wie wir dazu beitragen können, die Probleme der Flüchtlinge zu lösen", betonte Kardinal Christoph Schönborn vor Beginn der Konferenz gegenüber Medienvertretern. Es gehe schlicht darum, Menschen in Not zu helfen, in Europa wie in deren Heimatländern, "damit sie erst gar nicht flüchten müssen".
Deshalb müssten auch eine aktive Friedenspolitik, Wirtschaftshilfe und Entwicklungshilfe zentrale Themen sein, forderte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. "Und jenen, die zu uns kommen und hier Asyl bekommen, muss man bei der Integration helfen." Vor diesen großen Aufgaben dürfe sich Österreich nicht drücken.
Nächstenliebe und Solidarität hätten eine persönliche und institutionelle Seite, führte Schönborn weiter aus. Jeder Einzelne sei dazu aufgerufen, mit Flüchtlingen zu reden, ihre Geschichten zu hören und zu helfen, andererseits sei eine große europäische politische Lösung notwendig, "wie wir für die gewaltigen Flüchtlingsströme, die noch viel größer werden können, zu einer halbwegs menschlichen geordneten Lösung kommen können", so Schönborn wörtlich. Das müsse Europa jedenfalls weit besser umsetzen als bisher, forderte der Vorsitzende der Bischofskonferenz.
Ehe und Familie
Nach zwei Synoden rund um Ehe und Familie und der Veröffentlichung des päpstlichen Familiendokuments "Amoris laetitia" geht es für die Bischöfe in Mariazell bis Mittwoch vor allem auch um die Weiterarbeit in diesem Themenbereich mit Blick auf die österreichische Situation. Die Bischöfe hielten dazu auch einen internen Studientag ab. Kardinal Schönborn betonte zuvor gegenüber Medienvertretern, dass sich sicherlich viele "positive Anregungen" aus diesem "erfrischenden" Dokument gewinnen ließen.
In gleicher Weise äußerte sich auch der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl: Das Schreiben beinhalte zahlreiche wertvolle Anregungen, die in Ruhe studiert werden sollten. Angesprochen auf sein einjähriges Bischofsjubiläum, das Krautwaschl am Dienstag begeht, meinte der Bischof, dass es ihm in diesem Jahr vor allem darum gegangen sei, seine Diözese kennenzulernen und die Nöte, Sorgen aber auch Freuden der Menschen zu teilen. Nun gelte es, aus den vielen Begegnungen und Erfahrungen die ersten Konsequenzen zu ziehen.
Besuch von Bundespräsident Fischer
Am Dienstag wird es in Mariazell zu einer Begegnung der Bischofskonferenz mit dem scheidenden Bundespräsidenten Heinz Fischer kommen. Fischer wird den Bischöfen im Benediktinersuperiorat einen Besuch abstatten. Ebenfalls am Dienstag kommt es zu einem Zusammentreffen der Bischöfe mit dem Apostolischen Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen.
Liturgischer Höhepunkt ist der Festgottesdienst der Bischofskonferenz am Mittwoch um 11.15 Uhr in der Basilika, zu dem alle Gläubigen eingeladen sind. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner wird der Eucharistiefeier vorstehen, die Predigt hält Kardinal Christoph Schönborn.
Quelle: kathpress