Fischer und Schönborn betonen Miteinander von Staat und Kirche
Kardinal Christoph Schönborn und Bundespräsident Heinz Fischer haben das gute Miteinander von Staat und Kirche in Österreich bekräftigt. Der scheidende Präsident stattete am Dienstag der derzeit in Mariazell tagenden Bischofskonferenz einen Abschiedsbesuch ab. Kardinal Schönborn dankte Fischer im Namen der heimischen Bischöfe für dessen vielfältigen Einsatz und die guten Staat-Kirche-Beziehungen. Er habe sich in seiner Amtszeit stets sehr bewusst um ein solches gutes Verhältnis bemüht, erwiderte Fischer. Nachsatz: "Und das ist mir sehr leicht gefallen."
Gute Beziehungen zwischen Staat und Kirche seien keine Selbstverständlichkeit, "es gab auch dunkle Zeiten" sagte Schönborn im Blick zurück in die Geschichte. Kardinal Franz König, der mit Mariazell sehr verbunden ist, habe dann aber viel zu diesem guten Verhältnis beigetragen. "Sie, Herr Bundespräsident, haben diese Erbe von Kardinal König gepflegt und weitergetragen", würdigte Schönborn den Präsidenten.
Kardinal König und Bundeskanzler Bruno Kreisky hätten viel aus der Geschichte und aus Fehlern gelernt und den Wert der Zusammenarbeit erkannt und gelebt, erinnerte Fischer in diesem Zusammenhang.
An der Begegnung des Bundespräsidenten mit den Bischöfen nahmen auch der Apostolische Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen und der designierte Nuntius in Weißrussland, Erzbischof Gabor Pinter, teil.
Den Menschen als Menschen sehen
Schönborn würdigte Fischer weiters vor allem auch als Brückenbauer - in Österreich und über die österreichischen Grenzen hinaus. "Sie haben Brücken geschlagen und diese Brückenfunktion gelebt", so der Kardinal wörtlich. Was Papst Johannes Paul II. einst über Österreich sagte, habe sich Fischer zu Herzen genommen und umgesetzt: "Österreich ist wieder in die Herzmitte Europas zurückgekehrt."
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz lobte Fischer auch für seine integrative Kraft nach innen. Dieser habe stets versucht, verbindend zu wirken. Der Bundespräsident habe in beeindruckender Weise vorgelebt, dass man Menschen nicht in Kategorien einteilen solle: "Den Menschen als Menschen sehen - das haben Sie vermittelt."
"Religion hat ihren Wert"
Der Wert der Religion für Stabilität und eine "gute und gesunde Entwicklung" des Staat sei evident, sagte Bundespräsident Fischer in seiner Ansprache. "Kirchen und Religionen tun sehr viel, damit Menschen Halt im Leben finden. Religion hat ihren Wert, wer das nicht sieht, hat kein volles Bild von der Wirklichkeit", so der Bundespräsident.
Er habe sich in großen Fragen nie mit Kardinal Schönborn abgestimmt, sagte der Präsident: "Wenn man aber beispielsweise in der Flüchtlingsthematik nachdenkt und erkennt, dass es dabei immer um Menschen geht, dann erkennt man Gemeinsamkeiten." Er wolle der Kirche vor allem für ihren Dienst an jenen Menschen danken, die Hilfe brauchen.
Bald nach seinem Amtsantritt vor zwölf Jahren sei mit Benedikt XVI. ein neuer Papst gewählt worden, erinnerte Fischer weiter. Er habe persönlich an dessen Amtseinführung in Rom teilgenommen und Benedikt XVI. später dann auch besucht, so Fischer: "Es war eindrucksvoll und interessant."
Zuletzt zog der scheidende Präsident noch ein persönliches Resümee: Er habe in seiner zwölfjährigen Amtszeit in Österreich vier Bundeskanzler und Vizekanzler erlebt, "aber nur einen Kardinal".
Festgottesdienst am Mittwoch
Die österreichischen Bischöfe tagen noch bis einschließlich Mittwoch in Mariazell. Abschluss der Sommervollversammlung der Bischofskonferenz ist ein Festgottesdienst am Mittwoch in der Basilika von Mariazell, zu dem alle Gläubigen eingeladen sind. Der Gottesdienst beginnt um 11.15 Uhr. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner wird der Eucharistiefeier vorstehen, die Predigt hält Kardinal Christoph Schönborn.
Quelle: kathpress