"Simple Antworten sind keine Lösung"
Aufgabe der Katholischen Aktion (KA) als größter Laienorganisation im Land ist "nicht Parteipolitik, sondern der Einsatz für eine gerechte und gute Welt". Und dabei könne man "die Politik nicht ausklammern", erklärte die neu gekürte Präsidentin der Katholischen Aktion, Andrea Ederer. Vor der Bundespräsidenten-Wahl habe die KA vor "diffuser Angstmacherei", sie verstehe sich aber als Bewegung für alle Menschen. "Jene, die Norbert Hofer wählten, haben gute Gründe dafür. Doch ich bin auch der Überzeugung, dass einfache, simple Antworten keine Lösung sind", so Ederer in einem Interview in der Sonntag-Ausgabe der "Kleinen Zeitung". Darum schätze sie auch die Forderung von Kardinal Christoph Schönborn, "alle Aspekte anzuschauen".
Angesichts der Komplexität der Herausforderungen müsse sich nicht jeder Bürger mit allen Details eines Problems auseinandersetzen, gestand die 52-jährige siebenfache Mutter zu. "Aber jeder muss sich sicher sein dürfen, dass die Verantwortungsträger in der Politik, aber auch in der Kirche, tiefer schauen und keine simplen Antworten geben." Die Flüchtlingsfrage sollte als Anstoß zum Teilen dienen, so wie nach dem Krieg viele Menschen das Wenige, das sie hatten, teilten. Es gelte aber auch wahrzunehmen, "dass wir durch Waffenlieferungen den Krieg und die ungerechten Strukturen stützen".
Der Islam ist für die steirische KA-Präsidentin kein Grund, am christlichen Glauben zu zweifeln oder dessen "Verwässerung" zu fürchten. "Es ist unsere Aufgabe, die gute Botschaft und den Glauben lebendig zu halten", gab Ederer der Einschätzung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel recht, wonach nicht die vollen Moscheen, sondern die leeren Kirchenbänke das Problem seien.
Zu ihrer Wahl an die Spitze der Katholischen Aktion der Diözese Graz-Seckau erklärte Ederer, ihr Frausein sei hoffentlich weniger ausschlaggebend gewesen als ihre Fähigkeiten und Talente. "Wir brauchen Frauen in Leitungsfunktionen, aber es soll trotzdem immer die Kompetenzen ausschlaggebend sein."
Ederer sieht auch grundsätzlich "keinen theologischen Grund, warum Frauen keine Priesterinnen werden dürfen". Beim jüngst vom Papst angestoßenen Thema Diakoninnen plädierte sie für eine Öffnung des Amtes für Frauen. Es gebe aber zwei "Fallen" zu beachten: "die, die darin ein Ruhigstellen der Frauen sehen und die, die nein sagen aus der Angst heraus, dass wir Frauen dann noch mehr wollen".
Quelle: kathpress