Schweigemarsch und Glockengeläut eröffnen Lange Nacht der Kirchen
Mit einem "Schweigemarsch für verfolgte Christen" ist in Wien am Freitagabend die diesjährige "Lange Nacht der Kirchen" eröffnet worden. Rund tausend Menschen nahmen an dem Marsch vom Stephansdom über Graben und Kohlmarkt zur Augustinerkirche teil, wo ein ökumenischer Gottesdienst die Veranstaltung beschloss. Zeitgleich mit dem Gebet und dem Entzünden von Kerzen in der Augustinerkirche läuteten kurz vor 18 Uhr österreichweit die Kirchenglocken die "Lange Nacht der Kirchen" ein.
Kardinal Christoph Schönborn dankte in einem Grußwort allen Teilnehmern des Schweigemarsches für ihre Solidarität "mit unseren verfolgten Brüdern und Schwestern". Die Christen der Frühzeit hätten davon gesprochen, dass das Blut der Märtyrer der Samen der Christen sei, erinnerte der Kardinal und weiter wörtlich: "Dieser Samen wird aufgehen in Früchten der Dankbarkeit und Versöhnung."
Am Schweigemarsch und dem Gottesdienst nahmen u.a. die Wiener Weihbischöfe Franz Scharl und Stephan Turnovszky, der syrisch-orthodoxe Chroepiskopus Emanuel Aydin, der armenisch-apostolische Patriarchaldelegat Tiran Petrosyan, der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura, der evangelische Altbischof Herwig Sturm und der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Superintendent Lothar Pöll, teil.
Diakoniedirektor Michael Chalupka unterstrich in seiner Predigt u.a. das Recht auf den freien Wechsel der Religionszugehörigkeit. Konvertiten müssten in vielen muslimischen Ländern mit dem Schlimmsten rechnen. Wer sich hier in Österreich taufen lassen will, der habe dazu das Recht, die Taufe werde aber niemals leichtfertig gespendet. Wenn jemand behaupte, dass sich Menschen hierzulande mit der Taufe einen Asylstatus erschleichen wollen, dann sei diese Unterstellung auf das Schärfste zurückzuweisen, sagte Chalupka.
Der Diakoniedirektor räumte ein, dass es auch in Österreich in Flüchtlingsquartieren zu Konflikten kommt. Diese hätten u.a. ethnische und religiöse Gründe. Er weise jedoch jede Rede von einer systematischen Christenverfolgung in solchen Quartieren zurück, so Chalupka. Dies würde wieder Angehörige anderer Religionen pauschal diskriminieren.
Zum Schweigemarsch hatte die österreichische Sektion von "Christian Solidarity International" (CSI) geladen. Dabei wurde auch für notleidende Christen in Syrien wie auch in Nigeria um Spenden gebeten. Wie CSI-Generalsekretär Elmar Kuhn sagte, seien dieser Tage Boko-Haram-Terroristen erstmals auch in Gebiete im Süden von Nigeria eingefallen. Beim Überfall auf ein von Christen bewohntes Dorf seien 200 Menschen ermordet worden, rund 2.500 seien auf der Flucht. Um diese Flüchtlinge mit dem Notwendigsten zu versorgen, brauche es dringend Spenden, die im Rahmen des Schweigemarsches zusammenkommen sollten, so Kuhn.
Beim Gottesdienst in der Augustinerkirche wurden - getreu dem Motto "Ein Licht der Hoffnung brennt" - Kerzen gesegnet, die im Anschluss in viele Gotteshäuser der Stadt gebracht werden, die während der "Langen Nacht der Kirchen" geöffnet sind. Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Superintendent Lothar Pöll, erteilte dazu den Lichtsegen.
Mehr als 700 offene Kirchen bieten in der "Langen Nacht" mit mehr als 3.000 Veranstaltungen ein umfangreiches Programm aus den Bereichen Kultur, Soziales, Spirituelles und Sport.
(Infos: www.langenachtderkirchen.at)
Quelle: kathpress