In Klöstern "eine Art christlicher Kommunismus"
Die katholischen Ordensgemeinschaften sehen sich als ein "kritisches Gegenstück zur Welt", insbesondere auch der freien Marktwirtschaft: Das hat der Prior des Salzburger Stiftes St. Peter, P. Virgil Steindlmüller, den Salzburger Nachrichten (Samstag) dargelegt. "Wenn es eine klösterliche Kapitalismuskritik gibt, dann diese: Die götzenhafte Verehrung des Eigentums, das Horten von Besitz ist zu hinterfragen", so der Benediktiner im Interview. Im Kloster gebe es "so etwas wie eine Art christlichen Kommunismus, wenn man so will", so P. Steindlmüller. Jenseits der 150 Euro Taschengeld, die jeder Mönch bekomme, gehörten alle Güter - auch Möbel, Sportgeräte oder Handys - allen. "Sogar mein T-Shirt gehört im Grunde allen. Auch wenn natürlich nur ich es trage."
Diese Gleichheit bewirke die Freiheit vom Zwang, Statussymbole zu erwerben, sowie auch vom Wunsch, Dinge zu horten. Befördert werde zudem das Nachdenken, und es gebe Zeit und Energie für anderes. Steindlmüller: "Bei uns ist dieses andere eben die Suche nach Gott".
Auch die Apostel hätten einst ebenfalls in Gütergemeinschaft gelebt, und Jesus sei "sehr gesellschaftskritisch und dabei nicht immer zimperlich" gewesen, betonte der Benediktiner-Prior. Er selbst zweifle dennoch daran, ob sich das klösterliche Modell auf die Gesamtgesellschaft übertragen lasse, zumal diese "viel komplexer" sei. Deshalb sei er auch beim bedingungslosen Grundeinkommen "eher skeptisch".
Im Kloster auch viel Mitbestimmung
Im Kloster gebe es eine ähnliche Mitbestimmung wie in einem Gemeinderates, erläuterte Steindlmüller: Der Erzabt und der Prior könnten über wichtige Investitionen oder die Grundausrichtung des Stiftes nicht alleine entscheiden, sondern seien auf die Mehrheit im Seniorenrat und Stiftskapitel - der Versammlung aller zum Stift gehörenden Mönche mit ewiger Profess - angewiesen. Dies schütze vor vorschnellen Schritten, denn: "48 Augen sehen mehr als zwei oder vier."
Die 24 Mönche von St. Peter würden darauf drängen, für das Stift und seine dazugehörigen Betriebe, in denen auch 90 profane Mitarbeiter tätig sind, einen Betriebsrat einzurichten. Ein derartiges Gremium sehe er als "Chance" und nicht als "natürlichen Feind der Unternehmensführung - im Gegenteil", so P. Steindlmüller. Sein Ziel sei ein geregelter, regelmäßiger Austausch zwischen Leitung und Mitarbeitern, mitunter auch extern begleitet; derartige "institutionalisierte Gesprächsforen" würden derzeit diskutiert.
St. Peter und seinen Betrieben - zum ältesten Kloster Mitteleuropas gehören u.a. eine Mühle, eine Gärtnerei, ein Verlag, mehrere Gasthäuser sowie etliche Grundstücke und Immobilien - gehe es wirtschaftlich sehr gut, gab der Prior an. Es sei unabhängig von der Erzdiözese Salzburg, bekomme aber zugleich "keinen Cent Kirchenbeitrag". Es gebe freilich auch hohe Kosten, zu denen der Prior den Erhalt der Stiftskirche sowie die vielfältigen kulturellen und sozialen Aktivitäten des Klosters zählte. Freiwillig lege das Kloster eine sehr detaillierte Bilanz vor. Aus Prinzip werde das Betriebsergebnis aber nicht öffentlich gemacht.
Quelle: kathpress