Kirche bemüht sich um Fortschritte bei Integration
Das kirchliche Engagement zur Integration von Flüchtlingen hat stark zugenommen. In ganz Österreich organisieren Pfarren, Caritas und kirchliche Organisationen Deutschkurse, Freizeit- und Bildungsangebote und Unterstützen Flüchtlinge, sich im täglichen Leben in Österreich zu Recht zu finden. Das ist das Ergebnis einer "Kathpress"-Recherche in allen österreichischen Diözesen. Nach der intensiven Wohnraumsuche im Vorjahr liege der Fokus nun auf der Integration, sind sich Caritas-Präsident Michael Landau und Kardinal Christoph Schönborn einig. Flüchtlinge seien eine "riesige Chance für die Gesellschaft", so Schönborn wörtlich.
In der Erzdiözese Wien betreiben neben der Caritas aktuell 250 Pfarren Projekte in der Flüchtlingshilfe. Die Caritas setzt beim Thema Integration stark auf ehrenamtliche und intensiv persönilche Betreuung. Unter dem Motto "Schenk mir Zeit" unterstützen Freiwillige in den Wohngemeinschaftn Yunus und Ponte unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen beim Deutsch lernen und Schulaufgaben. Im Rahmen des Patenschaftsprojektes Commit kümmern sich Freiwillige um schutzsuchende Jugendliche, die ohne Eltern nach Österreich geflüchtet sind. Das interkulturelle Mädchencafe *peppa bietet Mädchen und jungen Frauen von 10 bis 20 Jahren ein vielfältiges Angebot im 16. Bezirk. Im *peppas können junge Frauen Zeit verbringen, Beratung oder Lernhilfen in Anspruch nehmen.
Graz: Sport, Elternbildung und Lerncenters
In der Diözese Graz-Seckau macht sich das Caritas-Projekt "Sport-Integration-Qualifikation" - kurz SIQ - Sport als Motivator, Katalysator und Vehikel für gesellschaftliche Teilnahme und Teilhabe zu Nutzen. Klienten können an den regelmäßig stattfindenden Modulen, an Sportveranstaltungen und Adventuretagen teilnehmen, Aus- und Weiterbildungen absolvieren oder Mitglied in einem der SIQ-Partnervereine werden.
Im Bildungsbereich unterstützt die Caritas in der Steiermark Frauen und Männer mit nichtdeutscher Erstsprache im "Open Learning Center". Von Monat bis Freitag stehen dort Computerarbeitsplätze und Lernmaterial zur Verfügung. Beratungs- und Nachhilfetermine können bei Bedarf individuell vereinbart werden. Das kostenlose Angebot bietet die Caritas Steiermark gemeinsam mit dem BFI Tirol, Innovia Innsbruck, dem Zukunftszentrum Tirol sowie dem Diakonie-Flüchtlingsdienst Wien an.
Das Katholische Bildungswerk Steiermark fördert zudem Integration in Familien durch das Projekt "Treffpunkt Eltern". Ziel ist es, Eltern mit Migrationshintergrund, Bildungsbenachteiligung oder Behinderung in ihrer Beziehungs- und Erziehungskompetenz zu stärken. In kleinen Gesprächsrunden tauschen sich Erziehende in ihrer Muttersprache aus.
Tirol: Caritas Partner von "Netzwerk Asyl"
Mit einer Reihe von Beratungs-, Begleitungs-, und Betreuungsangeboten unterstützt auch die Caritas Tirol Flüchtlinge dabei, ihren Platz im Sozialgefüge der Gesellschaft zu finden. Als Partner im "Netzwerk Asyl" hilft die Organisation bei der Quartiersuche für Menschen im laufenden Asylverfahren und anerkannten Flüchtlingen. Die Mitarbeiter der Flüchtlingshilfe der Caritas begleiten die Neuzugezogenen in der Folge über mehrere Monate, vermitteln Deutschkurse, stellen den Kontakt zu Kindergärten und Schulen her, helfen bei der ordnungsgemäßen Anmeldung von Strom und GIS-Gebühren und klären alle sozialrechtlichen Notwendigkeiten.
Vorzeigeprojekt im pfarrlichen Bereich ist der Verein "Freundeskreis Flüchtlingsheim St. Gertraudi". 2014 von Dekanatsassistent Bernhard Teißl initiiert, hat der Verein heute vor allem eine Dienstfunktion gegenüber allen in der Flüchtlingshilfe Engagierten, leistet Netzwerk- und Bildungsarbeit und betreibt eine positive Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung. Rund 60 Ehren- und Hauptamtliche gehören dem Verein an.
In einem Vorzeigeprojekte der Diözese Gurk-Klagenfurt sind ein alter Tischtennistisch und eine alte Schulbank Transportmittel für die Integration von Flüchtlingen. Der Tisch dient als Zuschneidetisch und die Schulbank als Zwischenlager für Knöpfe in der am Dachboden von Maria Rupitz aus der Pfarre Maria Saal eingerichteten Nähstube. Bis zu fünf syrische Flüchtlinge fertigen dort gemeinsam mit Österreicherin Pölster, Taschen, Patschen oder Schürzen an.
Die Pfarre Villach St. Joseph unterstützt Flüchtlinge bei der Integration mit einem Sport- und Begegnungsprogramm. Rund 25 Buben und Mädchen im Alter zwischen sieben und 13 Jahren teilen einmal die Woche bei "Kirche am Ball" unter Anleitung eines Trainers die Freude am Fußballspiel. Im Begegnungscafe treffen sich jeden letzten Freitag im Monat Flüchtlinge und die heimische Bevölkerung im evangelischne Pfarrhaus bei Kuchen und Kaffee. Die Pfarre organisiert das Cafe gemeinsam mit der evangelischen Kirche im Stadtpark.
Eisenstadt: Orientierungskurse für Flüchtlinge
Die Caritas Eisenstadt und das Forum Katholischer Erwachsenenbildung der Diözese unterstützen Flüchtlinge mit einem Orientierungskurs bei der Integration. An neun Abenden spricht der Kurs Strukturen von Politik, Wirtschaft, Bildung, Sozialstaat, Religion, Familie und Umweltschutz in Österreich an. Die Rechte und Pflichten der Einwohner kommen ebenso zur Sprache wie die Unterschiede zwischen Herkunftskultur und der österreichsichen Kultur. Die Referenten und Dolmetscher arbeiten freiwillig und kostenlos.
Aus der Helfersicht nähert sich ein Informationsangebot der Diözese dem Themenkomplex "Flucht-Asyl-Integration". Ziel des Angebots, das sich vor allem an Pfarren und Gemeinden wendet, ist es, Lernorte für eine Kultur des Dialogs und der Solidarität zu schaffen. Themenbereiche aus dem Kursangebot sind u.a. "Flucht und Asyl - Fakten und rechtliche Grundlagen", "Argumentationstraining gegen Stammtischparolen" oder "Die vielen Gesichter des Islam".
In der Erzdiözese Salzburg hat sich mit dem "Bildungsnetzwerk Flucht, Asyl, Integration" eine Initiative zur Ausbildung von Ehrenamtlichen gebildet. Kirchliche Träger, darunter das Seelsorgeamt der Erzdiözese, das Bildungshaus St. Virgil, Caritas, Diakonie, Plattform Menschenrechte und Katholische Aktion haben zuletzt den Lehrgang "Miteinander wachsen" initiiert. Dieser will in acht Modulen Handwerkzeug vermitteln, welches den Engagierten helfen soll, Herausforderungen lösungsorientiert zu begegnen, aufkommende Fragen zu klären sowie durch den Erfahrungsaustausch voneinander profitieren.
Linz: Einsatz für Flüchtlinge kein Strohfeuer
Dass der Einsatz für Asylwerber kein Strohfeuer ist, zeigt in der Diözese Linz das seit 2012 ungebrochene Engagement der Plattform "Altmünster für Menschen". Vor drei Jahren von Pfarrer Franz Benezeder gegründet, setzten sich heute im Rahmen der Plattform an die 50 Personen in Arbeitsgruppen für Asylwerber und Flüchtlinge ein. Weitere 60 Personen unterstützen die Plattform. Die Themen reichen von Grundbedürfnissen, Sprache, Kinder und Jugend, Miteinander bis hin zur Meinungsbildung. Am 12. Juni lädt die Plattform ab 11 Uhr zum 4. Integrationsfest in und vor den Pfarrsaal. Kulinarische Spezialitäten aus der Heimat der Asylwerber, Regionale Schmankerl der Fleischerei Gruber und Informationen zum Thema Asyl und ein Kinderprogramm werden geboten.
In der Diözese St. Pölten sind mehr als 120 Pfarren in der Betreuung von Flüchtlingen aktiv. Angeboten werden Deutschkurse, Lernbegleitung für Kinder, Unterstützung bei Amtswegen, Arztterminen und der Beginnenden Jobsuche. In Horn, Amstetten und Kirchberg an der Pielach sind die jeweiligen "Initiativen Mensch" stark von den Pfarre mitgetragen. In Horn gibt es neben den üblichen Deutschkursen ein gut funktionierendes Begegnungskaffee an dem monatlich bis zu 200 Personen teilnehmen. Die 80 Amstettener Mitarbeiter der Initiative betreuen in ihrem Projekten rund 40 anerkannte Flüchtlingsfamilien mit insgesamt mehr als 160 Personen.
Kochlöffel, Herd und Pfarren stehen im Mittelpunkt des Ybbser Integrationsangebots. Einmal pro Monat kommen Interessierte aus aller Welt in der Schulküche der Neuen Sportmittelschule Ybbs zusammen. Jeder Teilnehmer nimmt von zu Hause die Lebensmittel mit, kocht und erklärt. Gäste stoßen nach 1,5 Stunden dazu, sie helfen beim Tischdecken, Abwaschen und Wegräumen.
Die Caritas der Diözese Feldkirch gibt Asylwerbern mit der Initiative "Nachbarschaftshilfe", Hilfsdienste zu verrichten. Die Organisation vermittelt Asylwerber an Privatpersonen und kommunale Einrichtungen. Die zweckgebundene Spenden für die verrichteten Hlfstätigkeiten kommt den Asylsuchenden zugute. Haftpflicht- und Unfallversichert sind sie über die Caritas. Auf die Arbeitsmarktintegration bleibeberechtiger Flüchtlinge ist das Caritas-Projekt "start2work" fokussiert. Zielgruppe sind anerkannte Flüchtlinge ab 19 Jahren, die über über Deutschkenntnisse ab dem Level A1 verfügen. Das Projekt unterstützt Flüchtlinge beim Deutschlernen, bei der Anerkennung von Zeugnissen, beim Erstellen von Bewerbungsunterlagen und gibt Einblick ein den Vorarlberger Arbeitsmarkt.
Quelle: kathpress