Letzter "Interreligiöser Salon" mit Bekenntnis zum Dialog
Für eine Verstärkung der interreligiösen Zusammenarbeit haben sich Vertreter verschiedener Religionen beim letzten "Interreligiösen Salon" des Afro-Asiatischen Instituts (AAI) in Wien verständigt. Unter dem Titel "Religionen im Dialog 1959-2016" war der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, am Mittwochabend ebenso zu Gast wie Carla Amina Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ), Willy Weisz von der Israelitischen Kultusgemeinde, Gerhard Weißgrab von der Buddhistischen Religionsgesellschaft sowie Christina Kundu als Hindu-Vertreterin.
Mit Ende Juni wird die Bildungsarbeit im AAI eingestellt. Diese kirchliche Stiftung war in den Jahren seines Bestehens eine herausragende Anlaufstelle für interreligiösen Dialog auf allen Ebenen, waren sich die Teilnehmer einig. Besonders der Austausch zwischen der "Basis" und den Leitungsebenen der unterschiedlichen Religionen habe im AAI im Vordergrund gestanden, das habe die Einrichtung in Österreich einzigartig gemacht. In Zukunft wolle man verstärkt von einem Dialog der Worte hin zu einem Dialog des Handels kommen, erklärten die Religionsvertreter. Vorbild dafür: das Engagement aller Religionsgemeinschaften während der Flüchtlingskrise an den großen Wiener Bahnhöfen.
Die religiöse Landschaft habe sich in Österreich in den letzten 50 Jahren wesentlich geändert, wies Peter Schipka hin. Waren in den 1960er Jahren noch knapp 90 Prozent der österreichischen Bevölkerung römisch-katholisch, seien es heute nur noch etwas mehr als 60 Prozent. "Österreich ist von einer religiösen zu einer pluralistischen Gesellschaft geworden", das Afro-Asiatische Institut habe diesen Wandel durch Offenheit und als Raum für Dialog in allen Formen mitgestaltet. Für die Zukunft verwies Schipka auf die Plattform der Religionen, in der alle in Österreich anerkannten Religionen vertreten sind. Über diese Schiene könne man nicht nur religiöse, sondern auch rechtliche Belange in der Beziehung zum Staat gut besprechen. Bereits die Vergangenheit habe gezeigt, dass man hier sehr gut zusammenarbeite, sagte Schipka.
Auch Carla Amina Baghajati betonte die Wichtigkeit des interreligiösen Dialogs: "Gerade in der ängstlichen gesellschaftlichen Stimmung der heutigen Zeit ist es besonders wichtig, mutig in den Dialog zu gehen." Auch wenn dieser niemals abgeschlossen sein werde, könne man doch bei jedem Austausch etwas Neues mitnehmen, zeigte sich die IGGiÖ-Medienreferentin überzeugt.
Durch Dialog mehr Selbsterkenntnis
Willy Weisz versteht den interreligiösen Dialog auch als ein Instrument zur Selbsterkenntnis. "Wenn man über sich selbst erzählt und vom anderen etwas zu hören bekommt, kann man seine eigene Position besser bestimmen." Interreligiöser Dialog sollte allerdings nie mit dem Hintergedanken der Missionierung stattfinden, warnte der Judenvertreter. Sorge äußerte er in Bezug auf antisemitische Denkmuster von Flüchtlingen aus stark islamisch geprägten Ländern - ein Problem, das aus der Sicht von Weisz interreligiös anzugehen ist.
"Toleranz ist zu wenig, es geht beim interreligiösen Dialog um Respekt", betonte Buddhist Gerhard Weißgrab. Er plädierte dafür, den Dialog in Zukunft aus allzu engen Zirkeln heraus und in die Gesellschaft insgesamt hineinzuführen.
Für Christina Kundu von der Hindugemeinde am AAI hat das Institut maßgeblich dazu beigetragen, dass der hinduistische Glaube in Österreich Fuß fassen konnte. Besonders der Austausch mit Andersgläubigen, Schulklassen und Interessierten habe dazu beigetragen, gegenseitige Vorurteile abzubauen.
"Der interreligiöse Dialog ist gerade in der heutigen Zeit so wichtig wie noch nie", zeigte sich Astrid Ingruber vom AAI überzeugt. "Wir schauen mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die letzte Veranstaltung", zum einen freue man sich, noch einmal so viele bekannte Gesichter zu sehen, zum anderen sei es schwer zu realisieren, dass es nun tatsächlich vorbei sei, so Ingruber.
Quelle: kathpress