Brandstiftung in Flüchtlingsheim schockiert Kirchenvertreter
Als ein "erschütterndes Warnsignal für uns alle, wie schwer auch bei uns in Österreich das gesellschaftliche Klima inzwischen 'vergiftet' ist", hat der Linzer Caritasdirektor Franz Kehrer den Brandanschlag auf das neue, noch unbezogene Flüchtlingsheim in Altenfelden (Oberösterreich) bezeichnet. Mit dieser Tat werde "an den bisher sicheren Grundfesten des sozialen Friedens und des Zusammenhalts in unserer Gesellschaft gesägt", zeigte sich Kehrer in einer Aussendung am Donnerstag betroffen.
Schockiert über die Brandstiftung im Flüchtlingsheim des Roten Kreuzes äußerten sich mit dem Präsidenten der Linzer Katholischen Aktion, Bert Brandstetter, und Caritas-Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner auch weitere Kirchenvertreter.
Nach den Worten Kehrers wird nicht genügen, nach solchen Gewaltakten zur Besinnung aufzurufen: "Es braucht einen breiten gesellschaftlichen Konsens für eine Politik, die das Wohl aller Menschen in den Mittelpunkt rückt, und ein konstruktives Zusammenwirken aller Kräfte, um Lösungen für die drängenden sozialen Probleme wie Arbeitslosigkeit und Mangel an leistbarem Wohnraum anzupacken."
Menschen, die hierzulande Schutz vor Krieg und Gewalt suchen, ständig nur als "Belastung" darzustellen, schüre Neid und Missgunst, gab der Caritasdirektor zu bedenken. Er appellierte an alle gesellschaftlichen Kräfte, zu einer positiven Gestaltung des Zusammenlebens beizutragen "und alles zu vermeiden, dass hier weiterhin zu einer Schaffung von Feindbildern beigetragen wird".
"Allerfeigste Kriminelle"
Brandstifter gehören nach den Worten von Bert Brandstetter, dem Präsidenten der Katholischen Aktion in Oberösterreich, zu den "allerfeigsten Kriminellen". Sie seien "zu schwach, um ihre Meinung laut und deutlich auszudrücken, sie schreiten heimlich zur Tat", kommentierte er auf seinem Blog (https://bertbrandstetter.wordpress.com). Im Fall von Altenfelden sei die Tat "zum Glück, bevor die 48 Flüchtlinge das neue Haus bezogen haben", erfolgt. Oberösterreich hätten die Attentäter jedoch "nachhaltig angepatzt: jetzt brennt auch bei uns ein Flüchtlingsheim". Landeshauptmann Josef Pühringer und das Rote Kreuz würden das einzig Richtige tun, wenn sie das Haus am selben Platz neu bauen wollten, so Brandstetter. Es gelte vor der Gewalt nicht zurückzuschrecken, sondern die Täter ausforschen und wie andere Kriminelle zur Verantwortung zu ziehen.
Der Generalsekretär der Wiener Caritas, Klaus Schwertner, richtete auf Facebook einen Appell gegen Hass und Gewalt an die Internet-User: "Wir brauchen jetzt einen breiten gesellschaftlichen Konsens" dazu - sowie noch mehr Begegnung, noch mehr Dialog, postete Schwertner am Mittwoch. Er äußerte den Wunsch, dass das Flüchtlingsquartier rasch wieder aufgebaut und dann mit einem großen Fest eröffnet wird.
Rotes Kreuz: "Der Gewalt nicht weichen"
Einen derartigen Anschlag auf eine Rot-Kreuz-Einrichtung habe es in Österreich noch nie gegeben, sagte Generalsekretär Werner Kerschbaum am Donnerstag im "Ö1"-Morgenjournal. Von allen politischen Parteien erwarte er nun "entsprechende Reaktionen, dass das zutiefst abgelehnt wird". Die Asylunterkunft in Altenfelden werde wieder aufgebaut; vom Vorhaben, Platz für 48 Asylwerber zu schaffen, werde man nicht abrücken, versicherte der Rot-Kreuz-Vertreter. Auch Rotkreuz-Präsident Walter Aichinger sagte zu dem Verbrechen: "Wir wollen ein deutliches Signal zeigen, dass wir der Gewalt nicht weichen."
Als eine "widerliche, feige Tat", die er sehr bedaure, bezeichnete der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer der Brandanschlag. Vorbehalte gegen Asylwerber dürften nicht zu solchen Verbrechen führen, die das Land Oberösterreich zudem in ein falsches Licht rückten, sagte Pühringer im "Ö1"-Morgenjournal. Denn das Land betreibe eine anständige und ordentliche Flüchtlingspolitik. Auch Pühringer stellte sich hinter den Plan des Roten Kreuzes, das Flüchtlingsheim am selben Ort wieder aufzubauen. Das Feuer war in der Nacht auf Mittwoch ausgebrochen. Am Mittwochnachmittag bestätigte die Polizei, dass es sich um Brandstiftung handelte. Ein Ermittlungsteam sei auf der Suche nach den bisher unbekannten Tätern; für Hinweise, die zu deren Ergreifung führen, wurde eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.
Quelle: kathpress