Pfadfinder hielten Kundgebung mit Flüchtlingskreuzen ab
Pfadfinder und Caritasmitarbeiter haben am Samstagnachmittag am Brenner eine Kundgebung gegen die Errichtung von Grenzsperren abgehalten. Dabei wurden Holzkreuze aus Lampedusa mitgetragen und an österreichische Jugendliche weitergegeben. Eine Botschaft des Erzbischofs von Agrigento und Lampedusa, Kardinal Francesco Montenegro, wurde verlesen. "Die Grenzen, die für Feindschaft und für Gleichgültigkeit stehen, müssen überwunden werden, damit in der ganzen Welt eine große Völkerfamilie wachsen kann und das Lied der Brüderlichkeit und der Solidarität erklingt", so Montenegro - er ist auch Präsident der Caritas Italia - in dem Appell.
"Die Kreuze von Lampedusa sind ein greifbares Zeichen der Bedeutung dieses Tages. Sie wurden aus dem Holz der Boote hergestellt, mit denen die Einwanderer auf der Flucht vor Kriegen, Armut und Gewalt auf der Insel vor Agrigento gelandet sind", schreibt der Kardinal. Er erinnert an Papst Franziskus, der vor einigen Monaten beim Angelus-Gebet dazu eingeladen habe, jede Form von Rassismus zu überwinden und eine Haltung der Offenheit zu pflegen: "Wo eine Mauer steht, sind die Herzen verschlossen: wir brauchen Brücken, nicht Mauern."
Die Insel Lampedusa sei ein lebendiges Beispiel für die friedliche Begegnung verschiedener Kulturen und des Willens, Brücken der Freundschaft zu bauen. Die Gastfreundschaft, die die Bevölkerung von Lampedusa den tausenden Einwanderern schenke, bezeugte, "wie die Aufnahme des Fremden möglich wird, wenn man bei kleinen konkreten Gesten wie einem Lächeln oder einem Händedruck beginnt", so Montenegro.
Der Südtiroler Bischof Ivo Muser hatte die Lampeduasakreuze am Vormittag gesegnet, im Anschluss zogen die Jugendlichen zur Grenze mit ihren umstrittenen, derzeit allerdings noch nicht aktivierten Absperrvorrichtungen. Für Samstagabend war ein interreligiöses Gebet mit Bischof Muser geplant.
Lampedusa, rund 200 Kilometer vor Sizilien gelegen, ist als Ziel Tausender Migranten zu einem Sinnbild der Flüchtlingskatastrophe geworden. Der auf der Insel tätige Tischler Franco Tuccio schuf aus den Trümmern eines gekenterten Flüchtlingsbootes ein knapp drei Meter hohes und einen halben Zentner schweres Holzkreuz, das er Papst Franziskus im April 2014 übergab. Franziskus segnete das Kreuz und gab Tuccio den Auftrag: "Bringt es überall hin." Bei den Kreuzen, die zum Brenner getragen werden, handelt es sich um kleinere Exemplare.
An der Aktion beteiligten sich neben den österreichischen Pfadfindern aus Innsbruck mehrere Gruppen von Explorern, Rangern und Rovern aus Italien. Parallel veranstalteten Pfandfinder auf Lampedusa ein Aktionswochenende zum Thema Migration.
Quelle: kathpress