Herz Jesu-Fest zum "Tag der Herzlichkeit" ausgerufen
Für "offene Herzen" in der Tiroler Bevölkerung will eine groß angelegten Aktion sorgen, die der Bischof-Stecher-Gedächtnisverein ins Leben gerufen hat. Gemeinsam mit Tiroler Vereinen, Gemeinden, Schulen, der Universität Innsbruck, der Caritas, dem Roten Kreuz und vielen anderen wird der Herz-Jesu-Freitag am 3. Juni zum "Tag der Herzlichkeit" ausgerufen. Gottesdienste, Bergfeuer, Kunstinstallationen, Konzerte und ein Symposium und Jugendfest sollen künftig alljährlich rund um den in Tirol in besonderer Weise begangenen Festtag Anfang Juni eine Kultur des Miteinanders, der Solidarität und der Herzlichkeit fördern.
Das Motto für die Aktion liefert der frühere Tiroler Bischof Reinhold Stecher (1921-2013): "Unsere Welt ruft nach Herz!" Der Reinerlös der Veranstaltungen kommt der ORF-Aktion "Helfen.wie.wir" und der Behinderteneinrichtung Arche Tirol zugute. Auch das ORF-Radio Tirol nimmt in der Radioreihe "Einfach herzlich" das Thema auf und lässt jeden Sonntag bekannte Persönlichkeiten und Menschen aus dem täglichen Leben erzählen, was ihnen am Herzen liegt.
Offizieller Höhepunkt ist am Freitag die traditionelle Herz-Jesu-Gelöbnisfeier in der Jesuitenkirche in Innsbruck, zu der das Land Tirol gemeinsam mit Diözesanadministrator Jakob Bürgler und dem Kirchenchor Amras einlädt. Um 20 Uhr startet der Empfang auf dem Karl-Rahner-Platz mit Musikkapelle und Schützenkompanie Amras, Abordnungen der Traditionsverbände und des Schützenbataillons Innsbruck. Im Anschluss gibt der Kammerchor Innsbruck gemeinsam mit den "Silberstimmen" ab 20.30 Uhr ein Konzert. Tags darauf entzündet der Tiroler Schützenbund in ganz Tirol Bergfeuer.
Symposium und "Party mit Tiefgang"
Den Auftakt zur Veranstaltungsreihe macht ab Donnerstag an der Theologischen Fakultät das zweitägige Symposion "Barmherzigkeit", dessen Vorträge und Diskussionen der Frage nach der Barmherzigkeit Gottes in der Bibel und in der Gegenwart nachgehen. Zu den Referenten zählen u.a. James Keenan (Boston), Dominik Markl (Rom) und Julia Knop (Münster).
Die Loretto-Gemeinschaft lädt am Samstag, 4. Juni zu einer "christlichen Party mit Tiefgang" in die Basilika Wilten. Auf dem Programm stehen zwischen 9 und 22 Uhr Workshops und Katechesen - u.a. mit dem Wiltener Abt Raimund Schreier -, eine Hl. Messe mit Diözesanadministrator Jakob Bürgler und ein "Abend der Barmherzigkeit". Bereits zuvor am Freitag spricht der Frankfurter Theologe und Jesuit Klaus Vechtel ab 16 Uhr im Innsbrucker Canisianum über "Barmherzigkeit - Aufgabe und Herausforderung".
Flüchtlingsträume und Herz-Fotos
Die Ausstellung "Die Würde des Menschen" lenkt von 2. bis 30. Juni im Innsbrucker Atrium den Blick auf Personen, die vor Gewalt, Terror und Krieg geflüchtet sind. Das Fotoprojekt von Maria-Luise Berger, Peter Schaller und Thomas Peschl-Findeisen zeigt Flüchtlinge und beschreibt deren Träume, Wünsche und Hoffnungen. Der Kardiologe und Künstler Peter Lechleitner aus Lienz stellt von 2. bis 12. Juni unter dem Motto "Aus der Tiefe des Herzens" in der Haller Altstadt Werke aus seinem "Herzzyklus" aus.
Im Einkaufszentrum DEZ können sich Besucher am Freitag von 18 bis 20 Uhr in einem leuchtenden Herz von MK Illumination von Profi-Fotograf Franz Burger ablichten lassen. In ganz Innsbruck werden am selben Tag zwischen 8 und 18 Uhr Grußkarten verteilt.
Spielefest, Friedensgebet und Theater
Kinder kommen bei den "offenen Herzen" am Samstag ab 14 Uhr auf ihre Kosten - bei einem Spielefest der Diözese am Innsbrucker Domplatz mit Clown Pfiffi und der Band Nullproblemos. In der Pfarrkirche Saggen findet am Samstag ein Konzert der Gruppe Findling zum Thema "In jeder Gluat" statt. Am Sonntag ab 11 Uhr bringt die Theatergruppe "Infektiös" im Imster Theater Humiste acht Frauen der Heilkunst von der Antike bis ins 20. Jahrhundert auf die Bühne. In Mösern gibt es schließlich am selben Tag um 17 Uhr ein Friedensgebet mit Vertretern von Pax Christi und verschiedenen Religionsgemeinschaften - eingeläutet von der zehn Tonnen schweren, von Architekt Hubert Prachensky entworfenen Friedensglocke.
Eingebunden ist auch die Caritas, die am 3. Juni zwischen 9 und 18 Uhr eine "Herz-Meldestelle" am Innsbrucker Hauptbahnhof einrichtet. Passanten werden gebeten, Menschen mit Herz zu nennen, welche ein kleines Präsent und einen Dankesbrief erhalten. Das Rote Kreuz lädt zeitgleich zum Tag der offenen Tür mit Erste-Hilfe-Station, Blutdruckmessung und Präsentation der Einsatzfahrzeuge. Schüler mehrerer Schulen fragen zudem im und außerhalb des Unterrichts "Wofür schlägt mein Herz?" und verteilen Freundschaftsbänder mit der Aufschrift "herzwärts".
Tradition in Tirol tief verankert
Die Herz-Jesu-Tradition ist in Tirol nach wie vor fest verankert. Alljährlich am "Herz-Jesu-Sonntag" - dem dritten Sonntag nach Pfingsten - erneuern die katholischen Gläubigen in den Tiroler Kirchen ein Gelöbnis zum Heiligsten Herzen Jesu. Abordnungen der Traditionsverbände nehmen im ganzen Land an Gottesdiensten und Prozessionen teil, wobei die zentrale Feier der Landesgottesdienst in Innsbruck ist, an dem Schützen zur Defilierung vor den Stadtsälen marschieren. Die schon aus vorchristlicher Zeit stammenden Sonnwendfeuer auf den Bergen sind seit dem Jahr 1796 als "Herz-Jesu-Feuer" weit verbreitet und locken alljährlich tausende Touristen.
Das Fest bezieht sich auf die Überlieferung des Lanzenstichs eines römischen Hauptmannes in das Herz des gekreuzigten Christus. Aus der Wunde flossen "Blut und Wasser", heißt es im Evangelium (Joh 19,33). Blut und Wasser sind Symbole für die Sakramente der Eucharistie und der Taufe, zudem gilt das geöffnete Herz als "Ursprung der Kirche". Das Herz Jesu gilt als Zeichen der Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes; in Folge von Visionen u.a. des in Tirol tätigen Kirchenlehrers Petrus Canisius im Jahr 1549 oder der heiligen Margareta Maria Alacoque in Frankreich 1673 entwickelte sich in Tirol im 18. Jahrhundert dessen Verehrung. Offiziell eingeführt wurde der am dritten Freitag nach Pfingsten begangene Gedenktag allerdings erst 1856 von Papst Pius IX.
Eine fester Brauch bildete sich in den Kriegswirren von 1796, als Tirol nach langer Friedenszeit völlig unvorbereitet vom Nahen der französischen Truppen überrascht wurde. Die Vertreter der Landstände griffen den Vorschlag des Stamser Abtes Sebastian Stöckl auf, das Land dem "Herzen Jesu" anzuvertrauen und so um besonderen, göttlichen Beistand zu bitten. Sie gelobten ein alljährliches feierliches Begehen des Festes des Heiligsten Herzen Jesu und lösten das Versprechen Tage darauf erstmals ein. Als die Truppen von Andreas Hofer dann in der Schlacht bei Spinges 1797 überraschend gegen die Franzosen und die Bayern siegten, wurde der Herz-Jesu-Sonntag zum hohen Feiertag.
(Infos: www.bischof-stecher-verein.at)
Quelle: kathpress