Schwierige Situation für muslimische Taufbewerber
Mit einem kritischen Zwischenruf hat sich die Leiterin des Referats für Erwachsenenkatechumenat der Erzdiözese Wien, Friederike Dostal, in die Diskussion über eine Trennung von Christen und Muslimen in Flüchtlingsheimen eingeschaltet. Sie erachte eine solche Trennung als nicht sinnvoll - und zwar vor dem Hintergrund, dass eine zunehmende Zahl an muslimischen Flüchtlingen eine Konversion zum Christentum anstreben würde bzw. die Konversion der eigentliche Grund ihrer Flucht sei. Für die Konvertiten würde eine Aufteilung gefährlich sein, so Dostal in der "Tagespost": "Würden wir sie zusammenfassen in eigenen christlichen Heimen, und jemand würde sich motiviert fühlen, die 'Rache Allahs' zu vollstrecken, dann lebten sie dort wie auf einem Pulverfass".
Auf "Kathpress"-Rückfrage sprach sich Dostal stattdessen für eine "kleinräumige Unterbringung in Privatunterkünften" aus. Diese seien gerade für Taufbewerber und Konvertiten sicherer, da sie nicht öffentlich bekannt seien. Anfangs würden sich die muslimischen Taufbewerber und Konvertiten zwar nicht ersichtlich unterscheiden von muslimischen Flüchtlingen - später jedoch würde es im Verlauf des Katechumenats (Vorbereitung auf die christliche Taufe) zu einer Veränderung kommen: "Jene, die Christen werden wollen, verändern sich - und das fällt auf. Dann beginnen die Schwierigkeiten", so Dostal, die Heime aufgrund der Nationalitätenvielfalt als "grundsätzlich schwierig" bezeichnete.
Insgesamt steige die Zahl der Erwachsenentaufen - und vor allem der Anteil an muslimischen Taufbewerbern, so Dostal weiter. 2014 gab es österreichweit rund 350 Erwachsenentaufen, "davon gut ein Drittel mit islamischem Hintergrund". Einheitliche Qualitätsstandards, inhaltliche Orientierungen und Rahmenvorgaben zum Verlauf eines Katechumenats hat die Österreichische Bischofskonferenz in diesen Tagen in Form eines neuen Leitfadens veröffentlicht. Die Broschüre "Katechumenat. Pastorale Orientierungen" ist in der Schriftenreihe "Die Österreichischen Bischöfe" erschienen. Sie enthält u.a. die im Februar 2015 veröffentlichten "Richtlinien zum Katechumenat von Asylwerbern" und ist auf der Website der Bischofskonferenz abrufbar (www.bischofskonferenz.at).
In Österreich gilt religiöse Verfolgung als Asylgrund. Der Wunsch, zum Christentum überzutreten beinhalte jedoch "keinerlei Garantie, in der Republik Österreich bleiben zu dürfen", räumte Dostal ein. Die Kirchen nähmen den Wunsch übertrittswilliger Muslime jedoch sehr ernst und würden jeden Fall genau prüfen und auch den Katechumenen mit Rat und Tat zur Seite stehen - etwa wenn es um den Kontakt mit den Herkunftsfamilien geht: "Wir raten ihnen, ihre Familien nicht zu informieren, es sei denn, sie sind ganz sicher, dass die Familie das unterstützt", so Dostal. Tatsächlich sei eine Konversion etwa bei den Sunniten "oft für die ganze Familie lebensgefährlich". Und selbst in Österreich stelle sie einen "starken Druck innerhalb der muslimischen Gemeinschaft" fest, Muslim zu bleiben.
Auch die Behördengänge und der Verlauf des Asylverfahrens sei für Flüchtlinge, die Konversion als Verfolgungsgrund angeben, oftmals schwierig, berichtete Dostal weiter. "Da genügt schon ein Versprecher, damit festgestellt wird, einer sei gar nicht wirklich Christ". Es gebe zum Teil "unangenehme Situationen", wenn etwa versucht werde, Asylwerber in Gesprächen in Widersprüche zu verwickeln, um die Motive zu prüfen. "Die Überprüfung des Glaubenswissens durch die Behörde ist systemimmanent. Aber die Vorgangsweise, Leute in einer Art und Weise zu prüfen, die teilweise über ihre intellektuellen Fähigkeiten hinausgeht, das bringt die Befragten massiv an ihre Grenze." Dabei seien die Fälle, dass jemand sich durch vorgeschobene Konversion einen Vorteil im Asylverfahren verschaffen will, deutlich rückläufig, so Dostal.
Tatsächlich habe die europäische Willkommenskultur sowie das massive Engagement christlicher Hilfsorganisationen im Nahen Osten den christlichen Glauben für nicht wenige muslimische Flüchtlinge interessant und attraktiv werden lassen: "Christliche Helfer geben allen etwas, islamischen jagen die christlichen Flüchtlinge oft einfach weg - das ist schon ein augenscheinlicher Unterschied", berichtet Dostal. Auch die Tatsache, dass sich so viele Menschen in den Pfarren in Österreich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren habe das Christentum von seiner einladenden Seite gezeigt: "Dann sind sie [die Flüchtlinge, Anm.] oft sehr erstaunt und wollen mehr über das Christentum wissen".
Quelle: kathpress