Papst-Patriarch weiht Altar in Wiener Kirche Maria vom Siege
Im Zeichen der herzlichen Freundschaft zwischen katholischer und koptisch-orthodoxer Kirche stand am Freitagabend eine Festakademie aus Anlass der Weihe des neuen Altars des von der katholischen an die koptische Kirche übergebenen Wiener Gotteshauses Maria vom Siege durch Papst-Patriarch Tawadros II. Zugleich war die Festveranstaltung in der überfüllten Kirche am Mariahilfer Gürtel Kirche geprägt von der Freude der koptischen Christen über ihr neues spirituelles Zentrum im Westen Wiens. Maria vom Siege ist die fünfte koptische Kirche in der Bundeshauptstadt.
Kardinal Christoph Schönborn bezeichnete in seiner - immer wieder von Applaus unterbrochenen - Ansprache die Präsenz der Kopten in Wien als "ein großes Geschenk". Die koptischen Christen seien in der Tradition des Heiligen Markus "Zeugen der Treue, des Glaubens, der Nächstenliebe". Ihr Vertrauen auf Gott gebe ihnen die Kraft und den Mut, solche Zeugen zu sein. Zugleich seien die christlichen Immigranten aus Ägypten innerhalb kurzer Zeit "lebendige Glieder der Gesellschaft in Österreich" geworden.
Der Wiener Erzbischof betonte seine Bewunderung für die Haltung der früheren katholischen Pfarrgemeinde Maria vom Siege, die ihr vertrautes Gotteshaus den koptischen Christen geschenkt habe, samt dem großen Pfarrhof und einem Mietshaus, um den neuen Eigentümern die Erhaltung der historischen Kirche am Gürtel zu erleichtern. Zweifellos sei die Übergabe der Kirche für viele Katholiken von Maria vom Siege ein Opfer gewesen. Wie eine Mutter habe die Pfarrgemeinde alles gegeben, um neues Leben in Maria vom Siege zu ermöglichen.
Im Hinblick auf den Titel des Gotteshauses - "Maria vom Siege" - zitierte Kardinal Schönborn die Dichterin Gertrud von Le Fort: Maria siege nicht "mit dem Schwert in der Hand, sondern mit dem Schwert im Herzen angesichts des Todes Jesu". Wörtlich betonte der Wiener Erzbischof: "Maria siegt durch Liebe, nicht durch den Hass".
Papst-Patriarch Tawadros II. dankte seinerseits der katholischen Kirche in Wien mit Kardinal Schönborn an der Spitze für die Liebe, die den "Kopten jeden Tag entgegengebracht wird". Wie Schönborn erinnerte auch Tawadros II. an Pater Johannes El Baramousy, den ersten koptischen Seelsorger in Wien, der die gute Beziehung mit der katholischen Kirche vom Beginn seiner Tätigkeit an aufgebaut hatte.
Tawadros II. hob hervor, dass im Mai 2013 seine erste Auslandsreise nach seiner Wahl Papst Franziskus in Rom gegolten hatte. Damals seien zwei Dinge vereinbart worden, berichtete der koptische Patriarch: Franziskus und er hätten sich vorgenommen, jeden Tag füreinander zu beten und jedes Jahr den 10. Mai als Fest der christlichen Liebe und Freundschaft zwischen katholischer und koptischer Kirche zu begehen. Dieses Fest werde auch in Ägypten begangen, am letzten 10. Mai sei es zum Beispiel im Bishoi-Kloster im Wadi Natrun zu einem Treffen mit dem koptisch-katholischen Patriarchen Ibrahim Isaac Sedrak gekommen. Tawadros II. wünscht sich, dass das Fest der Freundschaft zwischen koptischer und katholischer Kirche am 10. Mai künftig auch in Wien zu einer lebendigen Tradition wird.
In besonders herzlicher Weise dankte der koptische Papst-Patriarch Kardinal Schönborn, der die Kopten in Wien immer unterstütze, mit ihnen feiere und sie tröste, wenn Unheil die Christen heimsuche. Als Zeichen der Dankbarkeit überreichte Tawadros II. dem Kardinal mit dem "Verdienstkreuz des Heiligen Markus" die höchste Auszeichnung der koptisch-orthodoxen Kirche.
An der Festakademie, die musikalisch von der koptischen Jugend gestaltet wurde, nahmen u.a. auch Repräsentanten der armenisch-apostolischen, der syrisch-orthodoxen und der rumänisch-orthodoxen Kirche, aber auch "Pro Oriente"-Präsident Johann Marte und der ägyptische Botschafter Khaled Abdelrahman Abdellatif Shamaa teil. Mit Tawadros II. waren mehrere koptische Bischöfe aus Ägypten und aus der europäischen Diaspora nach Wien gekommen.
Bereits Freitagfrüh hatte der Papst-Patriarch den neuen Altar der Kirche Maria vom Siege geweiht. In der feierlichen Weihehandlung kam die sprachliche Vielfalt der koptischen Liturgie - von arabisch und koptisch über griechisch bis zu deutsch - zur Geltung.
Quelle: kathpress